038 - Die Wasserleiche im Rio Negro
Smaragde, und die Stimmung unter seinen Gefährten hob sich. Er schickte zwei seiner Schiffe nach Panama, in der Hoffnung, daß der Anblick der Schätze andere zur Teilnahme an der Expedition bewegen würde.
Tumbles, das Pizarro schon einmal heimgesucht hatte, war geplündert und fast all seiner Schätze beraubt worden. Die Eroberer waren darüber zutiefst enttäuscht, doch als sie den Grund der Plünderung erfuhren, wuchsen ihre Hoffnungen wieder. Pizarro und seine Männer hätten sich keinen besseren Zeitpunkt für ihre Eroberungspläne aussuchen können.
Seit einigen Jahren tobte im Inkareich ein brutaler Bürgerkrieg, der das gewaltige Land in zwei feindliche Lager teilte. Der Krieg war nach dem Tod des mächtigen Inka-Herrschers Huayana Capac entbrannt. Der Kampf ging um die Thronfolge. Der verstorbene Inka hatte sein Reich zwischen zwei Söhnen aufgeteilt. Atahualpa, sein Sohn von einer Prinzessin aus Quito, herrschte über den Nordteil des Reiches – das heutige Ecuador. Huascar, der legitime Erbe – der Nachkomme aus der Ehe Capac' und seiner ältesten Schwester – beherrschte von Cuzco aus etwa vier Fünftel des Tahuantinsuyu, des mächtigen Reiches der vier Weltgegenden. Der Waffenstillstand der beiden Brüder dauerte nur wenige Monate an, dann kam es zu einem wilden Krieg, der von 1527 bis 1532 dauerte.
Zu diesem günstigen Zeitpunkt traf Hernando de Soto mit der dringend benötigten Verstärkung ein. Pizarro ließ in Tumbles eine Garnison zurück und zog hundert Kilometer in den Süden. An der Mündung des Chira-Flusses gründete er eine Stadt, die er San Miguel nannte.
Hier erfuhr er weitere Einzelheiten über die Auseinandersetzung der feindlichen Brüder. Atahualpas Generäle Quizquiz und Chalocochima kämpften tief im Süden des Reiches gegen die Truppen Huascars, den sie schließlich gefangennahmen und töteten. Atahualpa war nun der Herrscher des gewaltigen Reiches. Zusammen mit einem dritten großen Kriegsführer, Ruminahui, dem Steinernen Auge, ließ er in der Bergstadt Cajamarca das Lager aufschlagen. Vor seinem triumphalen Einzug in die Hauptstadt wollte er sich noch von einer Beinverletzung erholen, die er sich im Kampf zugezogen hatte. Die heißen Quellen in Cajamarca wirkten besonders heilsam. Frauen zu seiner Unterhaltung hatte der Sohn der Sonne genug zur Verfügung.
Cajamarca befand sich ungefähr fünfhundert Kilometer von der Stelle entfernt, wo Pizarro mit seinen Männern lagerte. Nach Cuzco dagegen waren es mehr als zweitausend Kilometer. Dorthin hätten sie mehrere Wochen gebraucht, doch Cajamarca war in zwölf Tagen zu erreichen.
Als Pizarro erfuhr, daß sich sein Gegner in Cajamarca aufhielt und nicht in der stark befestigten Stadt Cuzco, handelte er augenblicklich. Er wartete nicht auf Almargos Verstärkung, sondern zog mit hundertundsechs Infanteristen, zweiundsechzig Reitern und einigen Kanonen los.
Pizarro trieb seine Männer gnadenlos vorwärts. Er gönnte ihnen keine Rast. Der Marsch war unglaublich anstrengend für die Männer in ihren schweren Rüstungen. Zuerst ging es durch die glühende Secura-Wüste, dann über die schneebedeckten Berge. Er hatte Angst, daß er Atahualpa verfehlen konnte. Das durfte auf keinen Fall geschehen.
Es herrschte Regenzeit, und die Wege waren schwierig zu passieren. Auf schmalen Bergpfaden ging es weiter. Überall waren Bergfestungen der Inkas zu sehen. Doch Pizarro und seine Begleiter wurden nicht angegriffen. Hier wäre es für eine Handvoll Inka-Krieger ein leichtes gewesen, die ganze Truppe zu vernichten. Einige Steinblöcke hätten genügt, um die spanischen Reiter zu zermalmen und in den Abgrund zu stürzen. Doch der Inka-Herrscher war seiner Macht zu gewiß. Das Häufchen Spanier betrachtete er als keine ernsthafte Bedrohung. Ein Irrtum, der tödliche Folgen zeitigte.
Pizarro hastete weiter. Sein unbändiger Ehrgeiz ließ ihn nicht ruhen. Die Pferde hatten Erfrierungen, die Männer schnappten nach Luft.
Eines Tages kam ihnen ein Inka, offensichtlich ein Edelmann, entgegen und überbrachte ihnen seltsame Geschenke. Der Inka-Herrscher verfolgte anscheinend keine bösen Absichten, sondern er ließ die Spanier von seinem Boten willkommen heißen. Er würde sich freuen, die Spanier als seine Gäste zu begrüßen. Aus den Begrüßungsgeschenken wurde Pizarro nicht klug. Der Bote überreichte Festungsmodelle aus Ton und abgehäutete Enten.
Am Vormittag des 15. November 1532 war es endlich soweit. Sie trafen in Cajamarca ein, der
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