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038 - Die Wasserleiche im Rio Negro

038 - Die Wasserleiche im Rio Negro

Titel: 038 - Die Wasserleiche im Rio Negro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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starrte mit halb geschlossenen Augen übers Meer.
    Ich ging voraus, verschmolz mit den Schatten und kam rasch näher. Als ich noch vier Schritte vom Monster entfernt war, wandte es den Kopf und sprang auf. Ich lief auf das Scheusal zu und schwang das schwere Enterbeil über dem Kopf. Die Bestie versuchte meinem Hieb zu entgehen, doch sie reagierte zu spät. Der Schlag war so gewaltig, daß ich den Kopf vom Rumpf trennte.
    Ich stieg über das tote Biest und riß die Tür zu den Mannschaftsräumen auf. Eine Lampe erhellte den stickigen Raum. Ein Dutzend Männer lagen fiebernd in den Hängematten. Sie waren nackt und ihre Körper mit unzähligen Wunden bedeckt. Sie mußten auf die brutalste Weise gefoltert worden sein. Von ihnen hatten wir keine Hilfe zu erwarten. Alle rangen mit dem Tod.
    »Weiter«, sagte ich. »Wir nehmen uns Aguilar vor.«
    Wir stürmten zum Halbdeck, wo sich die Kapitänskajüte befand. Zwei der Monster sprangen auf, als wir das Deck betraten. Wir schossen augenblicklich. Ich hatte gut getroffen. Das Scheusal griff sich an die Brust und brach tot zusammen. Hernand hatte das andere Scheusal nur verwundet. Es brach in die Knie. Hernand warf die Arkebuse zur Seite und schlug mit einem Beil auf das schreiende Monster ein.
    Ich achtete nicht auf ihn und raste zur Kapitänskajüte, die geöffnet wurde.
    Antonio de Aguilar trat heraus. Das Mondlicht fiel auf sein Gesicht. Seine Augen wurden groß, und sein Mund verzerrte sich. Er blähte die Nasenflügel und stieß einen schrillen Schrei aus. Ich schlich näher.
    Ich hatte mir das Gesicht und die Hände mit Knoblauch eingerieben, und dieser Geruch schien Aguilar nicht zu munden.
    »Stirb, du Ausgeburt der Hölle!« schrie ich und schlug mit dem Beil zu.
    Der Dämon sprang zur Seite und fletschte wütend die Zähne. Das Beil bohrte sich in seine linke Schulter, und eine schleimige Flüssigkeit spritzte hervor.
    »Hilf mir, Hernand!« brüllte ich, als Aguilar an mir vorbeilief.
    Hernand stellte sich ihm in den Weg. Sein Beil zuckte herab und spaltete den Schädel des Dämons, der sich aber noch immer bewegte. Er verkrallte seine Finger in Hernands Hals und riß seine Halsschlagader auf. Ein Zittern durchlief den Körper meines Freundes. Er war rettungslos verloren.
    Ich riß eine der Knoblauchschnüre vom Gürtel, warf sie um Aguilars Hals und zog fest zu. Er versuchte die Schnur herunterzureißen, doch ich zog noch fester daran. Er bäumte sich auf und stieß einen winselnden Schrei aus. Nach einigen Sekunden wurden seine Bewegungen schwächer, und sein Körper sackte zur Seite.
    Ich machte einen Knoten in die Schnur um den Hals und warf Aguilar auf den Bauch. Dann riß ich seine Hände auf den Rücken, band sie mit einer Knoblauchschnur zusammen, holte einen Silberstift aus meinen Säckchen und trieb ihn durch die Handflächen. Dazu verwendete ich den Griff des Beils als Hammer. Ich wälzte Aguilar auf den Rücken. Er bewegte sich nicht mehr. Sicherheitshalber stopfte ich ihm noch einige Knoblauchzehen in den Mund und band sie mit einer Schnur fest.
    Schließlich stand ich auf und ging zu Hernand. Ich bekreuzigte mich und kniete neben meinem toten Freund nieder. Seine Augen standen weit offen, seine Kehle war zerfetzt. Um seinen Kopf hatte sich eine große Blutlache gebildet.
    Mir wurde nicht bewußt, daß dunkle Wolken über den Himmel zogen und ein starker Wind aufgekommen war.
    Ich weiß nicht, wie lange ich neben meinem toten Freund gekniet hatte. Als ich den Kopf hob, klatschten die ersten schweren Regentropfen in mein Gesicht. Langsam stand ich auf. Ich fand ein Netz, in das ich den toten Dämon wickelte, zerrte ihn zur Bordwand und hob ihn hoch. Es war zu dunkel, als daß ich das Aufklatschen seines Körpers auf der Meeresoberfläche hätte sehen können.
    Ein gewaltiger Blitz raste neben dem Schiff ins Wasser. Der Himmel öffnete seine Schleusen, und der Regen peitschte mir ins Gesicht. Das Schiff hob sich ächzend. Wieder raste ein Blitz heran und spaltete den Großmast.
    Die Welt schien unterzugehen. Die Finsternis wurde nur gelegentlich von Blitzen aufgehellt. Der krachende Donner hallte schaurig in meinen Ohren. Das Schiff brach in der Mitte auseinander, und ich wurde von den Fluten verschlungen.
    Ich klammerte mich an eine Holzplanke und ließ mich einfach treiben. Als das Unwetter vorüber war, und es langsam hell wurde, war von der Raja nichts mehr zu sehen.

    Gegenwart
     
    Dorian Hunter saß auf dem Balkon seines Zimmers im Nassau Beach

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