0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß
postierte sich an der Haustür.
Ein Fenster öffnete sich, das neben Kellys Zimmerchen lag.
»Wenn Sie zu Norman Kelly wollen, der ist nicht zu Hause«, sagte eine tiefe Altmännerstimme. Das Fenster klappte wieder zu.
»Ich bin mir da nicht so sicher«, flüsterte Phil Jimmy zu. »Wenn er den ganzen Abend getrunken hat, wird er seinen Rausch ausschlafen wollen. Wir sehen lieber mal nach!«
Es dauerte drei Minuten, dann hatten sie Gewissheit. Norman Kelly war wirklich nicht zu Hause.
»Diese Susan muss doch wissen, wo er geblieben ist«, meinte Reads.
Schweigend fuhren sie wieder hinauf zum Golden Seven. Das Girl, das ihnen vorher die Auskunft gegeben hatte, trippelte eben über den Gehsteig auf einen kanariengelben Sportwagen zu. Sie gähnte und suchte in ihrer Handtasche nach den Wagenschlüsseln. Phil kroch aus dem Jaguar und stand in Sekunden neben ihr.
»Was wollen Sie denn schon wieder?« Sie schaute erstaunt auf.
»Wo wohnt diese Susan Gold?«
»Was wollen Sie denn mit Susan Gold? Na, ist mir egal. Sie wohnt im Rothermere-Block, linker Seiteneingang, dritter Stock. Ich habe sie schon mal besucht dort.«
»Okay, Sie sind ein braves Mädchen«, sagte Phil charmant und lächelte die Kleine an. Sie blieb stehen, als ob sie mehr erwartete, doch Phil ging auf den Jaguar zu. »Good night«, rief er zum Abschied.
Der Rothermere-Block lag nur gute hundert Yards entfernt. Um niemanden aufzuscheuchen, gingen sie zu Fuß. Auf den Schildern am Eingang fanden sie den Namen Susan Gold. Der Fahrstuhl brachte sie nach oben. Phil parkte seinen Daumen auf dem Klingelknopf, aber es dauerte mindestens drei Minuten, bis sich die Tür einen Spalt öffnete und Susan Golds Kopf sichtbar wurde.
»Wir müssen mit Ihnen sprechen«, erklärte Phil.
Sie zögerte einen Augenblick, dann fragte sie verängstigt: »Wer sind Sie denn überhaupt?«
Phil hielt ihr den FBI-Stern hin. Susan Gold öffnete jetzt erst die Tür und bat die beiden G-men hinein.
»Wir suchen Norman Kelly«, erklärte Phil kurz. »Sie waren heute mit ihm im Golden Seven und haben mit ihm zusammen das Lokal verlassen. Wo ist er jetzt?«
»Er war hier bei mir und hat eine Stunde auf der Couch im Wohnzimmer geschlafen. Und dann holten sie ihn ab.«
»Wer sind ,sie’?«, fragte Phil.
»Ich habe keine Ahnung. Es waren mehrere, aber ich habe sie nicht gesehen.«
»Wollen Sie mir vielleicht einen Bären aufbinden?«, fragte Phil scharf. »Jemand muss doch die Männer hereingelassen haben.«
»Das hat Norman selbst getan. Ich hab nur vom Schlafzimmer aus mitgehört. Dann gingen sie und nahmen Kelly mit.«
»Wovon hatten sie gesprochen? Nannten sie Namen?«
»Ja, einer hieß Eddie.«
»Mehr wissen Sie nicht?«
Sie sah Phil hilflos an. »Nein.«
»Gehen Sie jetzt wieder ins Bett. Wenn Ihnen morgen noch was einfallen sollte, rufen Sie das FBI an und verlangen Sie Phil Decker. Die Nummer finden Sie in jedem Telefonbuch. Gute Nacht!«
Jetzt war guter Rat teuer. Einen Gangster namens Eddie zu finden, war nicht allzu schwierig, wenn man wusste, dass er ein Bekannter von Norman Kelly war. Aber es würde Zeit in Anspruch nehmen, und die war jetzt kostbar.
»Wir fahren am besten zurück in Ann Lombeks Apartment«, schlug Jimmy vor. »Vielleicht hat Walter Stein etwas entdeckt, was uns weiterbringt.«
Aber auch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch. Fred Kenna, der die Arbeit leitete, zuckte mit den Achseln.
»In der Wohnung wimmelt es natürlich von Fingerabdrücken, aber wir müssen erst herausbringen, wem sie gehören. In zwei Stunden werden die ersten Ergebnisse vorliegen. Ich habe gerade einen Wagen losgeschickt, der die ersten Abdrücke ins Archiv zum Vergleich bringt.«
»Zwei Stunden!«, seufzte Phil. »Das dauert uns zu lange.« Er berichtete Kenna von dem Verschwinden Kellys und bat ihn, nach Eddie suchen zu lassen.
»Warum fahren wir nicht selbst ins Headquarter und suchen uns diesen Eddie in der Kartei?«, fragte Jimmy Reads.
»Weil dort genügend Leute sind, die das besorgen können.« Phil tippte auf einen der Briefe, die Agnes Reeles an Dave Limerick geschrieben hatte. »Wir sehen uns jetzt einmal in der 130. Straße um!«
***
»Fahr ihn um!«, brüllte Eddie dem Fahrer zu.
Der Fahrer riss das Lenkrad herum und nahm den Cop schnurgerade aufs Korn. Was der Kerl vorhatte, war glatter Mord, aber mir waren die Hände gebunden. Die Krawatte, die meine Handgelenke zusammenschnürte, ließ sich trotz aller Versuche nicht lockern. Ich stemmte
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