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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Sagen Sie mal, bin ich der einzige Gast in diesem Hotel?«
    Er schaute mich erstaunt an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ganz einfach. Ich habe keinen anderen gesehen und höre auch nichts von ihnen.«
    Er winkte ab. »Das muß auch nicht sein, mein Herr. Wir sorgen dafür, daß die Gäste Ruhe haben. Es sind noch Mitglieder einer Reisegesellschaft einquartiert worden, aber die Leute machen am heutigen und morgigen Tag einen Ausflug. Sie bleiben auch über Nacht weg.«
    »So ist das – danke.«
    »Bitte, der Herr.«
    Ich zog mich wieder zurück. Die Erklärung des Portiers hatte mich nicht überzeugt. Wahrscheinlich war ihm die Anweisung gegeben worden, so etwas zu sagen.
    Wieder setzte ich mich auf das Bett. Mir gefiel die Sache überhaupt nicht. Obwohl das Fenster offenstand, kam ich mir wie eingeschlossen vor. Da war einiges schief- und nicht nach meinen Wünschen gelaufen, und das wiederum bereitete mir Sorgen.
    Auch Golenkow hatte nichts von sich hören lassen. Klar, er wartete in sicherer Deckung ab, bis sich bei mir etwas tat, um dann zuschlagen zu können.
    Wieder fiel mein Blick auf das Fenster. Obwohl sich dahinter nichts verändert hatte – das Bild war das gleiche geblieben –, hatte ich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
    Ich sah zwar niemand, trotzdem konnte ich mich auf meinen sechsten Sinn verlassen.
    Langsam drückte ich mich in die Höhe. Mit sehr zögernden Schritten näherte ich mich dem Fenster. Meine Tritte dämpfte ich, so daß ich sogar das Summen einer sich im Raum befindlichen Fliege vernehmen konnte. Das Insekt flog seine Kurven und wurde plötzlich regelrecht bösartig, als es in einem Zick-Zacckurs dem Fenster entgegensegelte und dort blitzschnell ins Freie verschwand.
    Als hätte die Fliege Angst gehabt…
    Die hatte ich zwar nicht, dennoch konnte ich ein mulmiges Gefühl nicht abstreiten.
    Dicht vor der schmalen Fensterbank blieb ich stehen und beugte mich nur sehr langsam vor.
    Ich schaute in einen düster gewordenen leeren Hof. Auch auf der Treppe saß niemand mehr, aber ich spürte, daß jemand in der Nähe war. Über mir befanden sich noch weitere Etagen. So war es ganz natürlich, daß ich den Kopf drehte und hochschaute.
    Da sah ich sie.
    Sie schwebte schräg über mir, hatte die Arme ausgestreckt, und zwischen ihnen sah ich das kalkweiße Gesicht des fliegenden Toten…
    ***
    Nur zwei Häuser weiter hockte der Russe auf einem harten Schreibtischstuhl und hielt einen Telefonhörer gegen sein Ohr gepreßt. Vor ihm auf dem Tisch stand ein Gerät, dessen größtes Teil die Rundung eines Lautsprechers war.
    Er hatte seine Funktion erfüllt, denn Golenkow war es gelungen, das mit zu bekommen, was sich im Zimmer des Engländers abspielte und durch eine Wanze übertragen worden war.
    Er hatte auch die Warnung des Stubenmädchens verstanden und sich sehr darüber geärgert. Allerdings wollte er keine Schritte gegen das Mädchen unternehmen, da er sich selbst nicht wohl in seiner Haut fühlte. Zwar gehörten das Lauschen und ähnliche Attacken zum Geschäft eines Geheimdienstlers, aber gleichzeitig war dieser Engländer ihm nicht unsympathisch. Wladimir dachte sehr oft daran, daß der Geisterjäger und er in Sibirien einiges erlebt hatten, doch Job war Job. Er hatte einen Eid geschworen, und den durfte er nicht brechen.
    Auch ein Aschenbecher stand neben ihm, der vor Kippen fast überquoll. Es waren westliche Zigaretten. Wer in der Hierarchie so weit oben war wie er, konnte sich auch Zigaretten aus dem kapitalistischen Lager erlauben.
    In der letzten Zeit hatte er öfter auf seine Uhr geschaut. Der Russe wurde das Gefühl nicht los, daß etwas passierte. Sofort nach dem ersten Auftauchen der schwebenden Leichen waren die beiden Geheimdienste aktiv geworden und hatten dafür gesorgt, daß die entsprechenden Fallen gestellt wurden.
    Auch er kannte die Legende vom Rabbi Loew. Offizielle und höhere Stellen lachten zwar darüber, aber sie hatten auch damals über die Zombies gelacht, denn lebende Tote vertrugen sich einfach nicht mit der sowjetischen Ideologie.
    Wieder zündete er sich eine Zigarette an. Kaum war die Flamme des Feuerzeugs verloschen, als er aus dem Lautsprecher Geräusche vernahm. Schritte, das öffnen einer Tür, dann Stimmen.
    Wladimir beugte sich vor. Er drehte an der Feineinstellung des Apparates und war ganz Ohr.
    Sinclair sprach.
    Seine Stimme war nicht so deutlich zu verstehen, wahrscheinlich war die Wanze nicht die beste, aber auch der zweite Mann war zu

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