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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinter sich ins Schloß.
    Wie so oft in fremden Hotels trat ich zunächst ans Fenster und schaute nach draußen.
    Hinterhof! Aber er besaß ein gewisses Flair. Zwar war er im Karree gebaut, aber über eine Treppe konnte man den nächsten Hof oder eine Straße erreichen.
    Auf den Stufen saßen vier junge Leute und ließen sich vom einfallenden Sonnenlicht bescheinen.
    Die Atmosphäre der Ruhe übertrug sich auch auf mich. Ich merkte, daß ich mich allmählich entspannte, zog die Schuhe aus und legte mich auf das Bett.
    Es war sehr breit. Ich fühlte mich sofort wohl und paßte mich dieser Umgebung an.
    Das hieß im Klartext: mir fielen die Augen zu, so daß ich allmählich einschlief.
    So etwas war mir selten passiert. Ein tiefer Schlaf hielt mich umfangen, und als ich erwachte, da war es ein Hochschrecken, gleichzeitig verbunden mit einem Blick auf die Uhr.
    Schon später Nachmittag!
    »Sinclair, du bist verrückt!« murmelte ich, setzte mich auf die Bettkante und stützte meinen Kopf auf die Handflächen. Der Nacken war steif geworden. Auf ihm lastete ein starker Druck. Obwohl ich lange geschlafen hatte, fühlte ich mich irgendwie matt und zerschlagen. Ich reckte mich und sah dicht neben dem Bett eine Klingel, die ich drückte.
    Wenig später wurde geklopft. Auf mein »Herein« erschien ein dunkelhaariges Zimmermädchen. Sie hatte Augen wie reife Kirschen. Die Kleine trug einen engen schwarzen Rock, einen dünnen Pullover mit halbrundem Ausschnitt und eine weiße Schürze. Ihre Figur war klasse. Da saß alles an den richtigen Stellen. Das Haar hatte sie kurz geschnitten.
    In einem etwas holprig klingendem Deutsch fragte sie nach meinen Wünschen, und ich bestellte ein Pils.
    »Sofort, der Herr!« Sie lächelte, drehte sich, so daß ich auf ihre wohlgerundete Kehrseite schauen konnte. Das Schwingen der Hüften war sicherlich Absicht gewesen.
    In einer Ecke des Zimmers befand sich das Waschbecken. Wenigstens wollte ich mir die Müdigkeit aus dem Gesicht spülen. Der Wasserdruck war nicht besonders, dafür erfrischte mich die kalte Flüssigkeit. Als ich mir das Gesicht abtrocknete, klopfte es, und die Kleine betrat das Zimmer. Sie brachte ein frisch gezapftes Pilsener mit einer wunderschönen festen Schaumkrone.
    Meine Augen begannen zu strahlen. Ich ging der Kleinen entgegen und nahm das Glas vom Tablett. In langen Zügen trank ich.
    Bis zur Neige leerte ich es, wobei mir das Mädchen aus seinen großen Augen zuschaute und staunte.
    Aufatmend setzte ich das Glas ab. »Das hat gutgetan«, sagte ich zu ihr.
    »Möchten Sie noch eines?« Als ich verneinte, traf sie trotzdem keinerlei Anstalten das Zimmer zu verlassen.
    »Ist noch etwas?« fragte ich.
    Das Mädchen hob die Schultern.
    Ich lachte. »Klar, ich muß noch bezahlen.« Ich zückte meine Börse und gab ihr außerdem noch ein Trinkgeld.
    Sie bedankte sich und meinte dann: »Wieso wohnen Sie gerade hier?«
    »Weshalb nicht?«
    »Dieses Hotel ist sehr alt und hat keinen guten Ruf. Ich habe gesehen, wer Sie herbrachte. Es war ein Russe, nicht?«
    »Ja.«
    »Ihr Freund?«
    »Das kann man nicht gerade sagen. Wir arbeiten beruflich zusammen.«
    »Er sprach auch mit dem Besitzer. Das war vor drei Tagen.« Die Kleine nickte und hob die Schultern…
    »Wieso? Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Man hat Sie bewußt hierher geführt. Ich bekam zufällig einiges mit. Die beiden unterhielten sich über eine, ich weiß nicht, wie ich sagen soll, Sage oder so…«
    »Welche?«
    »Kennen Sie den Golem?«
    Diese Frage überraschte mich. Ich schaute die Kleine an und deutete auf einen Stuhl. »Nehmen Sie mal Platz.«
    Sie blickte sich ängstlich um. »Man weiß, wo ich bin. Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Ist es der Portier?«
    »Nein, der nicht. Aber…«
    »Keine Sorge, ich werde die Sache schon geradebiegen.«
    »Wenn Sie meinen.« Sie ging auf den Stuhl zu und ließ sich vorsichtig auf dessen Kante nieder.
    Auch ich setzte mich, allerdings so, daß ich von den schräg durch das Fenster fallenden Sonnenstrahlen nicht geblendet wurde. »Und nun berichten Sie mal.«
    Sie senkte den Blick ihren Händen entgegen. »Viel kann ich Ihnen nicht sagen, aber dieses Hotel oder die Gegend hier hat keinen guten Ruf. Man spricht davon, daß früher hier dieser Rabbi Loew gelebt hat, der den künstlichen Menschen erschaffen wollte.«
    »Davon weiß ich.«
    Sie nickte heftig. »Und dann sagte man, daß es sich bis in die heutige Zeit erhalten hat. Ich hörte, daß man sogar Leichen hat schweben

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