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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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abgewischt haben, als ich den Streifen vom Hemd schnitt…«
    Zamorra lächelte. »Claudine hat in der Eile einen Fehler begangen und den Messerrücken mit der Schneide verwechselt«, vermutete er. »Das dürfte ihr das Leben gerettet haben. War es so, Claudine?«
    Sie zuckte nur mit den Schultern, blieb aber stumm.
    »Auf jeden Fall ist die Sache noch einmal gutgegangen. Kommt mit, beide. Wir gehen zurück ins Dorf«, ordnete Zamorra an. »Und dann sehen wir, was wir gegen den Poltergeist unternehmen können.«
    Claudine schwieg immer noch. Norman Lafayette faßte nach ihrer Hand und zog sie jetzt hinter sich her. Zamorra lächelte. Daß sie es sich so einfach gefallen ließ und nicht protestierte, führte er auf Schockwirkung zurück. Sie war wohl noch nicht ganz wieder bei sich.
    Ihm konnte es vorerst nur recht sein. So kam es auf dem Rückweg ins Dorf wenigstens nicht zu Komplikationen.
    ***
    Eine Stunde später waren sie wieder am Haus der Focaults. Die Tür war verschlossen, aber hinter einem Fenster brannte noch Licht. Zamorra klingelte an. Birgit Focault öffnete ihm. Ihre Augen waren immer noch etwas gerötet, aber sie strahlten förmlich auf, als sie Claudine erkannte.
    Dann sah sie Norman Lafayette, und ihr Gesicht verdüsterte sich wieder.
    Zamorra hob abwehrend die Hand. »Dieser junge Mann ist Ihrer Tochter nachgelaufen und hat versucht, sie von einer Dummheit abzuhalten, glaube ich«, sagte er schnell. »Dürfen wir hereinkommen? Draußen ist es so dunkel, außerdem könnte ich etwas zu trinken gebrauchen - in der Hoffnung, daß das Glas nicht wieder zerplatzt.«
    Sein frischer Anzug sah auch so nicht mehr frisch aus; der Waldlauf hatte seine Spuren hinterlassen.
    »Kommen Sie herein«, bat Birgit, und nach einigem Zögern nickte sie auch Lafayette zu. Sie staunte, daß ihre Tochter nicht gegen die Anwesenheit des Posthaltersohnes protestierte, wie sie es sonst immer tat. Sollte sich in der Beziehung zwischen den beiden etwas geändert haben? Hoffentlich nicht, dachte sie.
    »Wie geht es Ihrem Mann?«
    »Den Umständen entsprechend«, sagte Birgit. »Der Arzt war hier und hat ihn ins Bett gesteckt. Außer einem sehr hohen Alkoholspiegel im Blut ist wohl nichts. Er wird morgen mit einem furchtbaren Brummschädel wieder erwachen.«
    »Das haben schon andere überlebt«, sagte Zamorra und ließ sich ins Wohnzimmer führen. Claudine war mit roboterhaften Bewegungen schon vorausgegangen.
    »Was ist mit ihr?« wollte Birgit besorgt wissen.
    Zamorra hielt es für ratsam, erst einmal nichts von dem Selbstmord zu erwähnen, und als Lafayette den Mund öffnete, um etwas zu sagen, trat Zamorra ihm unauffällig gegen das Schienbein. Norman klappte den Mund wieder zu. Er begriff. Madame Focaults Nervenkostüm war schon angegriffen genug. Weitere Belastungen waren wirklich nicht erforderlich.
    »Claudine ist ein wenig durcheinander«, sagte Zamorra. »Das gibt sich aber wieder. Ich möchte jetzt das tun, was ich schon vor ein paar Stunden tun wollte - das Psi-Feld blockieren. Dazu muß ich mit Claudine allein sein.«
    Der Wink galt auch für Norman Lafayette.
    »Ich geh’ ja schon«, sagte der junge Mann mürrisch. »Entschuldigen Sie, daß ich geboren bin! Kann mir einer verraten, warum weder diese Familie noch Sie, Zamorra, etwas von mir wissen wollen?«
    »Es kann sein, daß Claudine es nicht so richtig verkraftet, wenn ihr bewußt wird, daß ausgerechnet Sie hier sind«, sagte Zamorra leise. »Gehen Sie.«
    Er folgte ihm nach draußen und ließ die Tür abermals offen. »Claudine ist ein wenig zu jung für Sie, Lafayette«, sagte er. »Sie ist fast, noch ein Kind.«
    »Das ist mir inzwischen auch klar geworden«, fauchte Lafayette verärgert. »Lassen Sie mich endlich in Ruhe.« Er stiefelte über die Straße davon.
    Zamorra holte sein Köfferchen aus dem Manta, den er wieder vors Haus gefahren hatte, und kehrte in das Wohnzimmer zurück. Claudine saß auf der Couch. Sie sah ihn verwirrt an, als er eintrat.
    »Was haben Sie vor?« fragte Birgit Focault mißtrauisch. »Wollen Sie einen Exorzismus durchführen oder wie man das nennt?«
    »Nein. Dennoch wäre es mir lieb, wenn Sie nicht im Raum wären. Ich müßte noch einen weiteren Schutzkreis anlegen, und das kostet erstens zu viel Kraft, und zweitens wäre das Zimmer damit überlastet.«
    »Reden Sie endlich! Was wollen Sie tun?«
    »Nichts Schädliches«, sagte Zamorra. »Bitte, Madame Focault…«
    Sie ging, aber er wußte, daß sie hinter der Tür

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