0382 - Der Teufel wohnt nebenan
entschuldigen mich. Vielleicht betrachten Sie sich inzwischen die Bilder vor allem da rechts in der Ecke. Ich finde, dass sie zu meinen besten Schätzen gehören. Ich bin gleich wieder da.«
Bright sah ihm aus den Augenwinkeln nach, wie er behände die enge Wendeltreppe hinaufeilte. In seinen Bewegungen war etwas von dem Geschick turnender Affen. Die-Treppe knarrte wie unter einer schweren Last. Vielleicht ist dieser Bursche viel gefährlicher, als man ihn sich vorstellt, schoss es Bright durch den Kopf.
Der Detective-Lieutenant wartete, bis die Schritte des Kunsthändlers droben verhallten, dann sah Bright sich um. Plötzlich wurde er auf die Tür aufmerksam, durch die Shaw vorhin herausgekommen war. Zu seiner-Verwunderung sah Bright, dass es eine Art Tresortür war. Statt einer Klinke gab es einen dicken, schwenkbaren Hebelarm, der sich geräuschlos bewegen ließ. Ein Kombinationsschloss war auch vorhanden. Aber Shaw hatte sich vorhin nicht die Zeit genommen, es wieder zu schließen. Die Tür ließ sich öffnen, nachdem Bright den Hebel gedreht hatte.
Es war wirklich eine Tresortür. Dahinter gab es ein fensterloses Gemach von ungefähr drei mal vier Yard Grundfläche. Mit dem Öffnen der Tür schien sich die helle Glühbirne einzuschalten, die in der Mitte der Decke hing. Ein Lichtschalter war nirgends zu sehen.
Auch hier gab es Bilder, aber hier waren es ausschließlich hochmoderne Arbeiten, und kein wurmstichiges Möbelstück strömte modrigen Geruch aus. Die Bilder standen in Regalen, die sich an den Wänden hinzogen. Bright begann wahllos, die Werke herauszuziehen. In den nächsten Minuten stürmte geradezu ein Rausch von Farben auf ihn ein. Es gab grelle, effektvolle Gegensätze und weiche ineinanderfließende Harmonie verwandter Farbtöne. Es gab Bilder, die einer Explosion glichen, und Arbeiten, die still und unauffällig Linien, Flächen und Farben komponierten.
Aber nicht die Bilder selbst waren es, die Brights Aufmerksamkeit fesselten. Er suchte das Signum der Künstler in den Ecken. Und sein Suchen ward belohnt. In einem Regal schienen alles Bilder mit dem Zeichen »mifo« versehen zu sein, »mifo« - Mick Forther. Im nächsten Regal war die Unterschrift deutlich lesbar: Gloria Apson. Und im dritten Regal endlich trugen die Bilder das nur mit Phantasie zu entziffernde Zeichen »SD«, wobei die beiden Buchstaben stark ineinander verwoben waren. »SD« - es konnte nur Splite Day bedeuten.
Bright atmete schwer. Sein Verdacht musste gerechtfertigt sein. Hier standen die Bilder der angeblich verunglückten Toten. Langsam schob der Lieutenant das letzte Werk, das er betrachtet hatte, ins Regal zurück. Er wollte sich aufrichten.
Da traf ihn ein harter Gegenstand genau auf die Mitte des Kopfes. Mit einem leisen Ächzen kippte der Detective-Lieutenant Allan Bright auf den Fußboden.
***
Ich legte den Hörer zurück. Brackly sah mich fragend an. Phil erkundigte sich.
»Was ist los, Jerry? Warum runzelst du die Stirn?«
»Ich weiß nicht. Bei der Mordabteilung West macht man sich Sorgen um Allan Bright, den Leiter der Mordkommission. Er ist seit heute vormittag verschwunden und meldet sich auch nicht in dem Dienstwagen, den er benutzt hat.«
Brackly fragte: »Glauben Sie, Cotton, das Bright von sich aus auf die Spur dieses verrückten Kunsthändlers gekommen ist und jetzt bei dem Burschen in der Klemme sitzt?«
»Möglich wär es. Los, wir wollen uns beeilen.«
Eilig verließen wir das Büro der Privatdetektivin. Phil schloss mit dem Schlüssel ab, den uns die Putzfrau zurückgelassen hatte. Brackly klebte rasch ein Polizeisiegel über die Tür. Phil und ich sprangen in den Jaguar, Brackly lief ächzend zu seinem Mercury. Er hielt sich dicht hinter uns. Bis hinauf in die Gansevoort Street war es nicht weit. Als wir sie entlangfuhren, rief Phil: »Da drüben steht ein Dienstwagen der Stadtpolizei. Ein Wagen der Kriminalabteilung.«
Ich trat auf die Bremse. Wir überquerten die Straße, auf der Kinder spielten und für New Yorker Verhältnisse wenig Kraftverkehr herrschte Der Wagen war abgeschlossen, wie es bei uns eigentlich nur die Polizisten tun. Wer jährlich hinter immer mehr gestohlenen Wagen hersuchen muss, weiß, dass man es den Dieben nicht so sträflich leichtmachen sollte, wie es unsere Landsleute gewöhnlich tun, die ja oft genug in einem geparkten Wagen sogar den Zündschlüssel stecken lassen.
»Kannst du das Schildchen am Armaturenbrett lesen?«, fragte Phil.
Das Glas blendete. Ich
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