0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1
hast du ja bemerkt.«
»Ist gut.«
Ich ging auf Suko zu. Irgendwo hinter uns wurden auch Türen geöffnet. Stimmen schrien durcheinander. Der Ruf nach einem Elektriker wurde laut, andere beschwerten sich lautstark über die verdammte Technik, und aus einer der über uns liegenden Etagen hörte ich ein brüllendes Lachen.
Um all die Dinge kümmerten wir uns nicht. Suko und mir war klar, daß dieser Stromausfall allein uns galt. »Und nur wir können etwas dagegen tun«, erklärte mein Partner.
»Indem wir verschwinden.«
Er hatte den gleichen Gedanken gehabt wie ich. Raus aus dem Haus, das war am besten!
Wenn das Haus nicht mehr mit Energie versorgt wurde, fuhren auchkeine Fahrstühle. Uns blieb einzig und allein der Weg über die Treppe nach unten.
Ich war ihn schon öfter gegangen, denn dieses Haus hier war nicht zum erstenmal als dämonische Zielscheibe erwählt worden.
Auf dem langen Weg nach unten konnten zahlreiche Gefahren lauern, darüber waren wir uns im klaren, und damit rechneten wir auch. Vielleicht hatten unsere Gegner gerade dies gewollt.
Wie dem auch war, es würde dauern, bis ein Reparaturtrupp eintraf, und so lange hatten wir keine Zeit.
»Hat der Anrufer nicht gesagt, der andere wäre bereits im Haus?« fragte Suko.
»Ja.«
»Dann könnte er auch hier oben sein«, gab mein Freund zu bedenken. Er deutete in die Tiefe des Ganges. In der Düsternis kann er sich vor uns versteckt halten, ohne daß wir ihn sehen.
Einer der Flurnachbarn lief herbei. Der Mann kam wie ein heller Schatten. Erst als er vor uns stand, sahen wir, daß er eine weiße Hose und ein ebenfalls weißes Hemd trug. »Haben Sie diese Scheiße hier wieder zu verantworten?« fuhr er uns an und strömte gleichzeitig eine Whiskyfahne aus.
»Was meinen Sie damit?« fragte ich scharf.
Er hob seinen Kopf und schob das Kinn aggressiv vor. »Sie sind doch ein Bulle, und die stehen immer auf der Abschußliste, wie ich gehört habe.«
»Dann haben Sie eben falsch gehört«, erklärte ich. »Bitte, gehen Sie in Ihre Wohnung und verhalten Sie sich ruhig. Der Hausmeister wird dafür sorgen, daß bald ein Reparaturtrupp erscheint. Klar?«
»Der Affe da unten?«
»Gehen Sie!« verlangte auch Suko. Er hatte so gesprochen, daß der andere zusammenzuckte und sich verzog.
»Ein widerlicher Kerl!« flüsterte mein Freund.
Ich tippte ihn an. »Komm, laß uns zur Treppe gehen!«
Suko wollte noch nicht. »Beide zusammen?«
»Wieso?«
»Vielleicht sollten wir uns trennen.«
»Es gibt nur den einen Aufgang.«
»Das ja«, gab Suko zu. »Außerdem meine ich es nicht so. Einer von uns könnte hier auf dem Gang bleiben und warten. Wenn dieser Kamikaze…«
Ich lachte leise. »Du rechnest noch immer mit ihm?«
»Sicher.«
»Und wer soll hier oben bleiben?«
»Ich«, erklärte Suko. »Schließlich habe ich mehr mit ihm zu tun gehabt als du und auch noch eine alte Rechnung zu begleichen. Ich könnte zum Beispiel in deiner Wohnung auf ihn warten.«
Sukos Vorschlag hatte einiges für und etwas gegen sich. Schlecht war es, wenn wir getrennt wurden, andererseits mußten wir mit allen Tricks unserer Gegner rechnen und möglichst versuchen, uns irgendwie darauf einzustellen.
»Was sagst du?« fragte Suko.
»Einverstanden.« Als demonstrative Geste bekam er von mir ein Nicken. Den Schlüssel zu meiner Wohnung brauchte ich ihm nicht zu geben, Suko besaß selbst einen.
»Ich bin scharf auf Kamikaze«, sagte er. »Du mußt ihn erlebt haben, John, um mich verstehen zu können.« Suko stand in der Düsternis des Flurs und rührte sich nicht. Er wirkte wie ein gefährliches Denkmal.
»Übernimm dich nur nicht«, warnte ich ihn. »Dein Übereifer macht mir fast Angst.«
»Laß mal, ich werde mich schon zusammenreißen. Sieh du nur zu, daß du gut durchkommst.« Suko hob winkend den Arm, drehte sich ab und schritt auf meine Wohnungstür zu.
Ich strich meine Haare zurück. Einfach war es nicht. Allerdings teilte ich Sukos Meinung nicht, daß unbedingt Kamikaze zu mir kommen mußte. Es konnte auch jemand anderer sein, der in Samarans Diensten stand. Dessen Mittel waren unbegrenzt.
Es wurde leider nicht besser, je mehr Zeit auch verstrich. In den Fluren hatten sich die Bewohner des Hauses versammelt und diskutierten. Sie redeten auch auf mich ein, denn nicht wenige wußten, daß ich beim Yard war.
Noch vor dem Erreichen des Treppenhauses wurde ich einige Male angesprochen. Manche redeten vorwurfsvoll auf mich ein. Es hörte sich an, als wollten sie
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