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0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

Titel: 0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mußte er einfach etwas tun.
    Das geschah noch nicht. Er blieb stehen, schaute zu mir hoch und erwartete mich.
    Ja, das mußte er sein!
    Ich blickte ihm entgegen. Von oben nach unten starrte ich ihn an und wartete auf eine Reaktion, die noch ausblieb. In der Finsternis sah ich zwar seine Umrisse, ob er bewaffnet war oder nicht, konnte ich jedoch nicht feststellen.
    Aus der Tasche holte ich die kleine Lampe hervor. Ich überstürzte nichts, keine Bewegung, die ihn unsicher und aggressiv machen konnte. In der linken Hand behielt ich die Lampe, schaltete sie ein und schwenkte den Strahl ein wenig nach rechts.
    Mitten hinein stach er in ein grauenvolles Gesicht!
    Es war weder zerhackt noch irgendwie gekennzeichnet. Trotzdem kam es mir auf seine Art und Weise einfach grauenvoll vor, denn es zeigte eine nahezu perverse Glätte. Faltenlos, ohne Makel, ohne Riß und dabei so glänzend, daß der dünne Lampenstrahl von seinen Wangen reflektiert wurde.
    Ein Mensch?
    Er hatte sich bewegt, war aus der Deckung hervorgekommen und hielt sich starr stehend auf dem Treppenabsatz auf.
    Kamikaze jedenfalls war es nicht. Seltsamerweise gab mir dies kein Gefühl der Beruhigung. Den Killer konnte ich einstufen, da wußte ich, woran ich im Prinzip war. Diesen Kerl jedoch sah ich und wartete praktisch darauf, daß er etwas tat.
    Die tiefer als gewöhnlich in den Augen liegenden Höhlen hatten sich dem Ausdruck des Gesichts angeglichen. Sie schauten mich ebenso starr an, und ich ließ den dünnen Lichtfinger weiter nach unten gleiten, um auch etwas von der Gestalt des anderen sehen zu können.
    Seine Kleidung machte mich stutzig. Als Kleidung wollte ich es kaum bezeichnen, denn was ich da zu sehen bekam, waren alte Lumpen, Wamse und Oberteile aus brüchigem Stoff. Die Arme lagen frei, die Füße steckten in alten Stiefeln, die Hose sah aus wie ein enger Strumpf. Auf dem Kopf wuchs ein wirres Haar von undefinierbarer Farbe, dessen Strähnen auch in die glatte Stirn hingen.
    Das alles sah ich innerhalb weniger Sekunden, und der andere rührte sich auch nicht. Dann fiel mir noch etwas auf. Vielleicht das wichtigste Detail.
    Der Mann war bewaffnet.
    Seine Hände umklammerten einen dicken Holzstab, dessen Ende er auf den Boden gestützt hatte. Der Stab lief nach oben hin breiter zu, besaß aber keine Metallspitze, so daß man ihn nicht als Lanze bezeichnen konnte, sondern als Stock.
    Und so stand er vor mir.
    Abwartend regungslos, während ich darüber nachdachte, ob ich es mit einem Menschen zu tun hatte.
    Ich ging eine Stufe vor. Es hatte keinen Sinn, stehenzubleiben und nur zu starren. Mein Gegner bewegte sich nicht, er zuckte erst zusammen, als ich noch eine Stufe hinter mich gelassen hatte. Dabei ging er zurück und hob seinen Stock an.
    Auch dies geschah nicht mit einer eleganten Bewegung, es wirkte eckig und irgendwie verkrampft.
    Dann schlug er zu.
    Damit hatte ich kaum gerechnet. Plötzlich war er schnell geworden.
    Ich sah den Stock auf mich zuhuschen, drückte meinen Körper zurück und hatte trotzdem das Pech, getroffen zu werden, denn das Ende der Holzstange fuhr über meine Brust und stieß mich zurück.
    Ich stolperte, verlor das Gleichgewicht und landete auf meinen vier Buchstaben.
    Zum Glück, mußte ich sagen, so verfehlte mich der nächste Hieb.
    Am Gesicht spürte ich zwar den Luftzug, der Stock selbst hämmerte gegen die Längsstäbe des Geländers und ließ sie dröhnen und singen, denn ihr Schall pflanzte sich durch das Treppenhaus fort.
    Der erste Treffer hatte mir kaum Schmerzen zugefügt, mich dafür wütend gemacht, und das wollte ich dem Kerl heimzahlen. Gesprochen hatte er noch immer nicht, dafür holte er zum drittenmal aus.
    Diesmal schlug er von oben nach unten.
    Es war eigentlich nicht er selbst, der mir irgendwie Beklemmung einjagte, sondern die erschreckende Lautlosigkeit, die seine Aktionen begleitete. Nur das Pfeifen dieser verdammten Stange war zu hören, wenn sie die Luft teilte.
    Auf der Treppe sprang ich so zur Seite, daß ich mich mit dem Rücken gegen das Geländer drücken konnte. Vor mir raste der lange Knüppel entlang und krachte auf eine Stufenkante. Mit der rechten Hand stützte ich mich ab, gab mir den nötigen Schwung und sprang dem anderen Kerl entgegen. Mit den Beinen zuerst traf ich ihn.
    Es war eine klassische Flanke gewesen, die den anderen von den Beinen riß.
    Er kippte nach hinten, schlug hart auf, und ich vernahm dabei ein klatschendes Geräusch, als sein Hinterkopf auf den harten Stein

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