0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1
Würfel befand, und nicht umsonst hatte er seinen treuen Helfer Akim Samaran losgeschickt, um uns den Würfel abzunehmen.
Das war ihm nicht gelungen. Jetzt lag er wohl verschlossen in den Panzerschränken des Yard, obwohl dies auch keine hundertprozentige Sicherheit war, wie ich aus Erfahrung wußte.
Einmal erkundigte sich Suko noch kurz vor Feierabend, ob ich meinen Entschluß nicht doch noch ändern wollte.
Ich blieb dabei.
Und so hockte ich allein in der Wohnung und wartete auf die Erfüllung des Versprechens, das mir der fast Unbekannte angedroht hatte. Natürlich machte ich mir meine Gedanken, und ich fragte mich, wie jemand so dumm sein konnte, den Mann erst noch zu warnen, den er umbringen wollte. Das war doch Wahnsinn hoch drei.
Nein, da mußte etwas anderes dahinterstecken. Mit dieser Warnung verfolgte der Typ, der mit mir telefoniert hatte, sicherlich völlig andere Pläne, von denen ich keine Ahnung hatte.
Allmählich schwand der Tag. Die Helligkeit wurde von den langen Schatten und Nachtwolkenbänken der Dämmerung zurückgedrängt, aber in London hörte das Leben noch längst nicht auf. Vor allen Dingen im Juni nicht. Da wurde so manche Nacht zum Tag gemacht.
Das Telefon meldete sich. Ich hatte am Fenster gestanden, drehte mich um und lief auf den Apparat zu. Ich war gespannt, ob es wieder der Unbekannte war.
Bevor ich mich melden konnte, hörte ich bereits die Stimme meines Freundes Suko. »Etwas Neues?«
Ich stöhnte auf und verdrehte gleichzeitig die Augen. »Ja, man hat mir sieben Monster geschickt, die bereits im Haus sind, aus sieben verschiedenen Richtungen kommen und mich in sieben Stücke hacken wollen. Sonst noch was, du männliche Amme?«
»Das war’s.«
»Dann schlaf gut.«
Ich hörte sein Lachen noch, als ich bereits aufgelegt hatte. Diesmal wollte ich mich setzen, kam aber nicht dazu, weil sich der verdammte Apparat schon wieder meldete.
Suko konnte es nicht sein. Ich hob ab und sagte sicherheitshalber kein Wort.
Dafür sprach der andere. »Hallo, Sinclair, ich bin es. Der, der dir den Killer schickt. Und weißt du was?«
»Nein!«
»Er ist bereits unterwegs.«
»Wie schön für ihn«, erwiderte ich.
Der Unbekannte lachte. »Spotte nicht! Ich will deutlicher werden. Er befindet sich schon in dem Haus, in dem du deine Bude hast.«
War es ein Bluff?
Daran wollte ich einfach nicht glauben. Wenn ich daran dachte, daß viele unschuldige Personen innerhalb der Mauern lebten, war mir überhaupt nicht wohl. Aus Sukos Erzählungen wußte ich, wie wenig Rücksicht Kamikaze kannte. Er hatte es zwar auf mich abgesehen, aber bei ihm konnte man nie wissen. Der drehte auch durch, nahm andere als Geiseln und störte sich auch nicht daran, wenn es zu einer Panik kam. Was dabei passieren konnte, hatte ich vor kurzem gesehen, als es in Brüssel während eines Fußballspiels zu grauenvollen Ausschreitungen gekommen war.
Da ich überlegte und demnach schwieg, fühlte sich der andere bemüßigt, etwas zu sagen. »Na, Geisterjäger, hat es dir die Sprache verschlagen? Oder weshalb sagst du nichts?«
»Ich spreche nicht mit Leuten, deren Namen ich nicht kenne«, erwiderte ich.
Er lachte ins Telefon. »Du wirst mich kennen, und du wirst mich noch besser kennenlernen, das verspreche ich dir. Ich habe besondere Überraschungen für dich. Wie gesagt, die erste befindet sich bereits in deinem Haus. Viel Spaß noch.«
Damit legte er auf. Ich starrte auf den Hörer, als könnte er mir eine Antwort geben. Diesmal hatte ich länger mit dem angeblich Unbekannten gesprochen und war davon überzeugt, daß ich ihn kannte. Zwar war ich mir nicht hundertprozentig sicher, doch so redete nur einer: Akim Samaran!
***
Er hatte in letzter Zeit einiges einstecken müssen, und es war klar, daß er nicht aufgab. Zudem war er der letzte der Großen Alten. Zu aller Überraschung war dieser Namenlose der Spuk gewesen, und er hatte sich Samaran als Killer ausgesucht. Diesen gefährlichen Perser, der schon dem Teufel gedient, ihm dann jedoch abgeschworen hatte, um sich dem Spuk zuzuwenden.
Jetzt wollte er den zweiten Würfel besitzen, da sich der erste in der Hand des Spuks befand.
Welches Unheil man mit diesem Würfel anstellen konnte, war kaum in Worte zu fassen. Durch seine Hilfe war praktisch alles möglich. Mir wurde es mehr als einmal heiß und kalt, wenn ich darüber nachdachte.
War dieser Würfel allmächtig?
Eine nicht unberechtigte Frage. Ich hatte mal gehört, daß er in der Lage sein sollte, die
Weitere Kostenlose Bücher