0384 - Im Land des Satans
hatte.
Dennoch war Zamorra am nächsten Tag schon relativ früh wieder fit. Das war ungewöhnlich für ihn; normalerweise war er ein Langschläfer, und erst recht nach einer Nacht wie dieser. Aber er fühlte sich putzmunter, wahrscheinlich, weil es ihn drängte, die Sache mit dem fremden Amulett hinter sich zu bringen. Ungeduld wühlte in ihm. Er wollte das Problem erledigt haben, ehe Sara Moon wieder erwachte, und das konnte jeden Tag oder sogar jede Stunde geschehen.
Er war mit dem Frühstück bereits fertig, als Ted Ewigk den Speiseraum betrat. Der Reporter schüttelte staunend den Kopf. »Ich begreife dich nicht mehr, alter Freund.«
»Das ist auch nicht nötig«, wehrte Zamorra ab und spülte mit einer gehörigen Portion Kaffee nach. »Hauptsache, du fühlst dich in der Lage, mich zu diesem Dörflein zu fahren. Falls nicht, darfst du mir deinen Wagen leihen.«
»Kommt nicht in Frage«, protestierte Ted. »Du stellst ihn nur einem Poltergeist als Spielzeug zur Verfügung, so wie deinen…«
»Ach, hat sich das schon bis nach Rom herumgesprochen?«
»Du vergißt, daß ich im Château war, als du von deiner Heldentat zurückkehrtest«, erinnerte der Reporter. »Keine Sorge, ich fahre dich hin. Ich greife dir auch gründlich unter die Arme. Wir werden die Sache schon hinbekommen. Was glaubst du eigentlich, Zamorra? Würdest du dir dein Amulett so einfach abnehmen lassen?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Mit Sicherheit nicht.«
»Es wird also zu einem Kampf kommen«, prophezeite Ted. »Freund Assi hat dich da in eine ganz höllische Aktion geschickt. Ich hätte ihn an deiner Stelle ausgelacht.«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Noch ist gar nicht sicher, ob ich dem Unbekannten das Amulett überhaupt abnehme. Es kommt darauf an, wer es besitzt und was er damit anstellen will. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich ihn über diesen von Sid Amos genannten Punkt überhaupt erreiche. Vielleicht scheitere ich daran. Vielleicht schaffe ich es auch und beschließe, daß es mir reicht zu wissen, wer das Amulett besitzt.«
»Und dafür der Aufwand?« Edwigk schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, und noch weniger weiß ich, ob das alles auch wirklich so glatt geht, wie du es dir vorstellst.«
»Das sehen wir, wenn wir da sind. Dich brauche ich dabei übrigens nur als Chauffeur.«
»Wie reizend«, sagte Ted. »Du glaubst doch nicht im ernst, daß du es allein schaffst?«
»Du kannst ja Feuerwehr spielen und mir den Rücken decken. Oder den Rückzug, wenn dir der Begriff besser paßt.«
»Er beschönigt wenigstens nicht so viel«, schmunzelte der Reporter. »Also los.«
»Willst du nicht erst frühstücken?«
Ted schüttelte den Kopf. »Frühstück auf nüchternen Magen… das vertrag ich nicht…«
***
Teds Hotel lag so weit am Stadtrand, daß sie innerhalb kürzester Zeit auf den Autobahnring gelangten. Von dort aus waren sie schon nach einer guten halben Stunde nahe dem von Sid Amos angegebenen Ziel. Der silbergraue Mercedes rollte langsam in das kleine Dorf hinein.
»Bist du sicher, daß du die Spur überhaupt noch findest?« zweifelte Ted. »Immerhin ist es jetzt etwa zwei Tage her…«
Zamorra tippte mit dem Daumen vor seine Brust. Unter dem Hemd hing da sein Amulett. »Du vergißt, daß ich damit notfalls eine Zeit-Rückschau machen kann. Wenn hier irgend etwas stattgefunden hat, werde ich es entdecken.«
»Dein Wort in Gottes Ohr…«
Der Wagen rollte langsam. Zamorra hatte eine Spezialkarte auf den Oberschenkeln, die er sich am Flughafen besorgt hatte. Sie zeigte jeden Straßenzug des Ortes. »Jeden Baum, jede Hundehütte können Sie darauf finden, Signore«, hatte der Mann gesagt, der ihm die Karte verkaufte.
Es schien fast zu stimmen. Selbst einzelne Häuser waren eingezeichnet. Zamorra verglich die Karte mit Amos’ Beschreibung und mit der Wirklichkeit.
»Drüben biegst du links ab…«
Dann befanden sie sich in einer Seitenstraße, die schnurgerade hinaus in freies Gelände führte. Aber nur ein paar Meter von der Kreuzung entfernt stand eine Gaststätte. »Zum roten Hahn«, übersetzte Zamorra das Schild über der Tür. Offenbar pflegte hier die Dorffeuerwehr nach dem Feuer auch den Durst zu löschen.
»Hier muß es sein«, sagte Zamorra. »Die Daten stimmen.«
»Die Kneipe hat aber noch nicht geöffnet.«
Ted parkte den Wagen im Schatten eines großen Baumes und stieg aus. Er ging zur Gaststättentür und kam wieder zurück. »Um zehn macht das Lokal auf. Bist du sicher, daß es hier
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