0384 - Im Land des Satans
also noch weiter in die Vergangenheit zurück, etwa bis zu dem Zeitpunkt, an dem Amos die Energie geortet hatte. Aber da war nichts Erst, als er jetzt wieder »rückwärts« ging, um Teris Verschwinden noch einmal zu lokalisieren, spürte er den hauchdünnen Faden. Wieder konnte er ihn nicht konkret erfassen. Aber da war diese Energie, gepaart mit einer seltsamen Gleichzeitigkeit von Ereignissen… so, als sei hier etwas rückwärts geflossen, als hätte ein Ereignis aus der Zukunft bereits Wirkung gezeigt.
Im nächsten Moment wurde er abrupt aus seiner Trance gerissen, in der er trotz seines entrückten Zustandes in der Lage war, klare Überlegungen anzustellen. Etwas traf seinen Rücken und stieß ihn jäh in die Wirklichkeit zurück - und in den Staub des Gehsteiges hinaus.
***
Teri Rheken erwachte in den frühen Morgenstunden. Die Sonne hatte sich gerade über die Wälder am Horizont geschoben. Die Druidin fühlte sich benommen. Nur langsam kam die Erinnerung.
Sie hatte diesen Angelo diAstardo etwas gefragt, und er hatte mit einer Gegenfrage geantwortet, und plötzlich hatte die Müdigkeit sie übermannt, und sie war eingeschlafen…
DiAstardo mußte etwas mit ihr angestellt haben.
Denn normal hätte sie nicht einfach so einschlafen können. Sie hatte Hunger empfunden und empfand ihn jetzt noch stärker als am Abend zuvor. Ihren Durst hatte sie während des Bades im Fluß stillen können, aber seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen. Allein der Hunger hätte sie wachhalten müssen.
Sie erhob sich und sah sich um. Von diAstardo war nichts zu sehen. Hatte er sie hier allein zurückgelassen? Aber das paßte nicht zu ihm. Er hatte sie aus dem Stall herausgeholt, aus der Hand des verdammten Sklavenjägers Olson, und das bestimmt nicht, um sie direkt anschließend ihrem Schicksal zu überlassen.
Sie reckte sich. Ihre Muskeln waren verhärtet und verspannt; sie hatte auf dem harten Grasboden etwas unglücklich gelegen. Auch ein Zeichen dafür, daß diAstardo sie überrumpelt hatte, denn sonst hätte sie sich eine bequemere Lage ausgesucht und sich bestimmt auch zwischendurch einige Male anders gedreht.
DiAstardo… Bastardo…
- Fast schon routinemäßig prüfte sie, ob ihre Druidenkraft langsam zurückkehrte. Aber ihre Hoffnung machte Niedergeschlagenheit Platz. Nichts. Nur Leere, Taubheit… sollte es doch endgültig sein?
»Nein«, stieß sie wütend hervor.
»Was - nein?« ertönte hinter ihr eine Frage. Sie fuhr herum. Angelo diAstardo glitt zwischen den Sträuchern hervor. In der Hand hielt er ein getötetes Kaninchen. »Selbst gefangen«, sagte er grinsend. »Ich denke, daß es Zeit ist, einen Happen zu essen. Du mußt ja halb verhungert sein nachdem du gestern so schnell eingeschlafen bist.«
»Das habe ich ja wohl dir zu verdanken«, sagte sie. Sie versuchte zu erkennen, wo der erbeutete Degen lag, konnte ihn aber nicht sofort entdecken. Es war für diAstardo nicht schwer zu erraten, woran sie dachte.
»Ich habe ihn beiseite genommen, damit du mir nicht plötzlich die Kehle durchschneidest oder mich durchbohrst«, sagte er. »Bei euch Amazonen kann man nie wissen, ob der Männerhaß nicht überhand nimmt. Auch wenn du gestern eine Menge dummes Zeug geschwätzt hast. Von wegen Mord und so…«
Sie ballte die Fäuste. Aber hatte es Sinn, mit diesem Mann weiter über das Thema zu diskutieren?
»Warum hast du mich betäubt? Was hast du mit mir angestellt?« fragte sie.
»Ich? Nichts. Wie kommst du darauf? Du bist einfach eingeschlafen. Mitten im Gespräch.«
Er log. Sie sah es ihm an. Während er begann, das Kaninchen aus der Decke zu schlagen, wandte sie sich dem Fluß zu. »Besorgst du Feuerholz, damit wir das Tier braten können?« rief diAstardo ihr nach.
Werde ich wohl müssen, dachte sie grimmig, sonst ist er imstande, mir das Essen zu verweigern! - Und sie hatte herzlich wenig Lust, sich selbst auf die Jagd zu begeben. So sah sie sich genötigt, Handlangerdienste für ihn zu erledigen. Als sie in das klare Wasser des Flusses sah, erkannte sie Fische, die sich darin tummelten. In der abendlichen Dunkelheit waren sie ihr nicht aufgefallen. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, ein paar der Fische zu fangen und für sich zu braten. Aber auch dafür benötigte sie Feuer. Und zwei Lagerfeuer nebeneinander mußten nun wirklich nicht sein. So begann sie Zweige und kleine Äste zu sammeln.
»Was ist, wenn Qlsons Leute uns aufspüren?« fragte sie etwas später. »Vielleicht sehen sie den
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