0385 - Gefangene der Echsen

schoß jetzt ebenfalls auf Norr. Warum, schrie es in diesem. Warum ist er mein Feind, ausgerechnet der Mensch? Norr fühlte, wie eine Nadel in ihm einschlug. Er schoß noch, sah, wie seine eigene Betäubungsnadel den Menschen traf, dann breitete sich die eisige Kälte rasend schnell in ihm aus und raubte ihm die Besinnung, das letzte, was er mit in die Starre hinübernahm, war das höhnische Lachen des Menschen, dem die Betäubungsnadel nicht das geringste ausmachte.
    Dann war es vorbei.
    ***
    Astardis ließ die Waffe sinken, mit der er Norr niedergestreckt hatte. Es war eine Spielerei. Er hätte den Sauroiden auch anders bezwingen können. Aber es war ihm eine Genugtuung gewesen, ihn mit einer arttypischen Waffe zu besiegen.
    Dieser Reek Norr, der Tempelgegner, wenn Choash’s Worten zu glauben war, war ein hervorragender, schneller Kämpfer. Astardis revidierte seinen Entschluß. Es war zu schade, Norr zu töten, wie es eigentlich hatte sein sollen. Er würde ein hervorragendes Werkzeug abgeben können, vielleicht ein noch besseres als Choash oder Gatnor oder sonst irgend einer der Echsenmenschen.
    Die Priester der Kälte näherten sich dem Niedergeschossenen.
    »Er stirbt«, sagte einer. »Er hat zwei der Kältenadeln abbekommen. Der Frost breitet sich in ihm aus und lähmt seinen Kreislauf, kühlt ihn so weit herunter, daß er nicht überleben kann. Eine Nadel hätte gereicht.«
    Astardis sah den Sauroiden durchdringend an. »Du wagst es, mir einen Vorwurf zu machen?«
    Der Priester gab den Blick zurück. »Wer bist du, daß du es wagst, dich in unsere Angelegenheiten zu mischen, Mensch?«
    »Ich bin der, der die Macht dazu hat«, sagte Astardis kalt. Er kauerte sich neben Reek Norr. »Er wird nicht sterben. Ihr verhindert es.«
    »Und wie stellst du dir das vor?« fragte der Priester spöttisch. »Das gelingt nicht einmal unseren besten Ärzten. Die Auskühlung ist schon zu weit fortgeschritten. Sein Herz hört auf zu schlagen.«
    »Es hört nicht auf«, sagte Astardis bestimmt. »Ihr verhindert es! Seid ihr Magier oder Narren?«
    »Auch unsere Magie benötigt Kraft, welche uns hier und jetzt fehlt…«
    »Dann beschafft euch die Kraft«, fauchte der Dämon.
    »Aber Gatnor ist nicht hier…«
    »Ich bin hier!« schrie er. »Ich leite euch. Sammelt euren Geist! Schließt euch zusammen und laßt Eure innere Kraft fließen!«
    Sie starrten ihn überrascht an. Was wußte er von ihnen und ihrem Können? Wie hatte er es so schnell lernen können? Und warum hatten sie alle jetzt das Bedürfnis, ihn zu unterstützen?
    Da war nur noch etwas.
    Sie brauchten für ihr Tun die Lebensenergie eines Sauroiden, der geopfert werden mußte!
    Aber für Astardis war auch das kein Problem.
    Er streckte den Arm aus und zeigte auf den Priester, der es gewagt hatte, ihm zu widesprechen.
    »Du wirst das Opfer sein!«
    ***
    Zamorra kam mit der Steuerung des Luftkissenfahrzeuges besser zurecht, als er erst gedacht hatte. Eigentlich war es ganz einfach. Die Lenkung unterschied sich nur unwesentlich von der eines Hubschraubers, und Helikopter hatte er fliegen gelernt. Hier war es dadurch noch einfacher, daß es nicht nach oben oder unten ging, sondern nur in einer Ebene.
    Zamorra hatte erst angenommen, sie würden den Dschungel entweder umfliegen oder über den Wipfeln der Bäumne hinweg schweben. Aber für letzteres reichte die Kraft der Motoren anscheinend nicht aus. Statt dessen glitten sie auf eine breite Schneise zu, die durch den Dschungel geschlagen worden war. Eine große, lange Straße, die geradeaus mitten zwischen den Bäumen hindurch führte. Einmal berührten sie das Ufer eines Flusses, dann waren wieder nur Bäume und Sträucher ringsum, deren Laubwerk größtenteils die Straße überschattete. Zamorra war froh, daß sie alle flogen beziehungsweise geflogen wurden. Im Dschungel gab es die Hurgas, reißende, mörderische Bestien, die den Sauroiden so glichen wie Gorillas den Menschen.
    Nach etwa einer Stunde weitete sich der Dschungel zu einer größeren Fläche. Zamorra erkannte sie an verschiedenen Merkmalen wieder. Und inmitten dieser großen Fläche befand sich die Stadt der Sauroiden, diese Ansammlung von Gebäuden in elliptischer Form. Die Wohn-Eier waren in lockerer Form in einer parkähnlichen Landschaft errichtet worden; eine harmonische Verbindung von Architektur und Natur, an der sich die Menschen ein Beispiel nehmen konnten.
    »Gleich wird es ernst«, sagte Zamorra. »Sobald wir in der Stadt sind und landen, muß