0385 - Gefangene der Echsen
seine Anweisungen einfach logisch seien, wollte sich Gatnor nicht abfinden.
Dann aber entsann er sich, daß er selbst hypnotisch gezwungen worden war, die Zerstörungsschaltung der Maschine auszulösen. Der Haß gegen Astardis flammte wieder in ihm auf.
»Ich werde ihn töten«, murmelte Gatnor. Aber zunächst gab es Wichtigeres zu tun. Er mußte feststellen, ob im Austausch für die rund drei Dutzend Menschen anderweitig Masse abgegeben worden war, um die Stabilität der Welt zu gewährleisten.
Er rief einige der Priester zusammen, um mit ihnen zusammen die Kontrolle durchzuführen. Gemeinsam streckten sie ihre magischen Fühler aus und begannen mit der Prüfung. Von ihrem Ergebnis hingen die nächsten Entscheidungen ab.
***
Auf der Erde machte sich derweil ein Mann Gedanken über einige seltsam aussehende Sträucher, die in den frühen Nachmittagsstunden aus dem Nichts entstanden waren. Sie wuchsen direkt vor dem Eingang der Gastwirtschaft, deren Name mit »Zum roten Hahn« am treffendsten zu übersetzen war.
Die Gastwirtschaft befand sich in einem kleinen, verschlafenen Dorf nördlich von Rom, und in ihr befand sich jener zeitlich nicht fixierbare Durchgang, den erst Teri Rheken unfreiwillig und später Zamorra gewaltsam benutzt hatte. Ted Ewigk war zurückgeblieben, um die Rückendeckung zu übernehmen. Es hatte ihm nicht so recht gefallen wollen, daß Zamorra allein durch das Weltentor in eine andere Dimension hinüberwechselte, aber er sah die Notwendigkeit ein, daß jemand zurückblieb und aufpaßte.
Der Wirt, seine Frau und auch das Mädchen Julia, das tags zuvor Kontakt mit Teri Rheken gehabt hatte, waren maßlos verblüfft, als Zamorra so einfach aus der Welt verschwand, und Ted Ewigk schaffte es nicht, ihnen verständlich zu machen, wie das funktionierte. Ihm selbst war die Funktion eines Weltentors klar, aber wie bringt man so etwas Leuten bei, für die das Verschwinden von Menschen Teufelswerk und Hexerei ist? [3]
Und jetzt, kurz nach Zamorras Verschwinden, waren hier die Sträucher entstanden. Sie wuchsen dort, wo vorher Asphalt gewesen war, und sahen so aus, als hätten sie schon immer hier gestanden. Bloß glichen sie keiner Pflanze, die jemals auf der Erde entstanden war. Ihre Färbung allein stimmte schon nicht, und der Blattwuchs war auch nicht so symmetrisch, wie er es eigentlich hätte sein müssen. Das waren Pflanzen aus einer anderen Welt.
Sollte es eine Art Austausch für Zamorra und Teri Rheken sein? Ted versuchte die Masse dieser Sträucher abzuschätzen. Sie stimmte ungefähr mit der überein, die die Körper der beiden in einer anderen Dimension verschwundenen Menschen ausmachte. Der Verdacht war also nicht ganz von der Hand zu weisen.
Das Mädchen Julia berührte einen der Zweige. Verblüfft sah sie, wie sich die Blätter dieses Zweiges einfach zusammenrollten, als wäre ihnen die Berührung unangenehm.
»So etwas habe ich ja noch nie gesehen«, staunte Julia. »Was mögen das für Sträucher sein? Und wer hat sie hierher gepflanzt?«
Zwecklos, ihr etwas von Massen-Austausch mit einer anderen Welt erklären zu wollen… aber auch für Ted Ewigk war dieser Austausch ungewöhnlich. Wenn jemand eine andere Dimension erreichte, kam dafür normalerweise nichts anderes herüber. Das widersprach allen Erfahrungen.
»Seien Sie vorsichtig, wenn Sie diese Pflanze berühren, signorina «, warnte Ted. »Sie könnte ein Gift absondern…«
Erschrocken zog Julia die Hand zurück. »Meinen Sie wirklich?«
Ted nickte.
»Aber dann wissen Sie, was das für Sträucher sind? Komisch, dieser türkisfarbene Ton ist so seltsam… wie von einer anderen Welt.«
Ted grinste. Da mochte das Mädchen durchaus recht haben. Ted bewegte seinen Dhyarra-Kristall in den Händen hin und her. Er funkelte im hellen Sonnenlicht. Das Mädchen registrierte das Funkeln verblüfft und starrte den Kristall an. »Was ist das?«
»Ein Sternenstein«, sagte Ted wahrheitsgemäß. » Prego, signorina… würden Sie für ein paar Minuten einige Schritte zurücktreten? Außerdem brauche ich ein wenig Ruhe…«
»Was haben Sie vor?«
»Ein Experiment mit dem Sternenstein«, sagte er.
Als er sah, daß Julia Sicherheitsabstand aufsuchte, aktivierte er den Dhyarra-Kristall. Er wollte mit der Hilfe des Machtkristalls prüfen, ob es eine magische Verbindung gab zwischen den Sträuchern und der Welt, aus der sie kamen. Zamorra hätte es mit seinem Amulett einfacher gehabt. Er hätte bloß in der Zeit rückwärts zu forschen
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