0385 - Gefangene der Echsen
Eine Menge Fahrzeuge wartete hier, Adepten in weißen Overalls und mit Waffen in den Händen lehnten an den Fahrzeugen und sahen zu seinem Wohn-Ei hinüber.
»Was soll das bedeuten?« fragte er. »Werde ich als Gefangener gehalten, der sein Heim nicht verlassen darf?«
Ein Priester trat auf ihn zu. Sein Gesicht zeigte Gleichgültigkeit, als er an Norr vorbei dessen beide Helfer ansprach: »Wartet noch. Gatnor ist noch bei den Feinden, aber er wird wohl bald wieder nach draußen kommen. Warum bringt ihr diesen überhaupt hierher? Kann er nicht allein gehen?«
Norr fühlte Zorn in sich aufsteigen. Die Arroganz dieses Priesters verdiente einen Dämpfer. Zudem: was war mit Gatnor und mit Feinden? »Was bei den drei Göttern tut Gatnor in meinem Wohn-Ei? Noch dazu ohne meine Erlaubnis?«
»Wir bringen ihn auf Weisung der Tempel-Führung«, sagte gleichzeitig einer der beiden Adepten. »Man wird sich alsbald um ihn kümmern.«
»Blödsinn. Hier droht ein Kampf, und man bringt den Zivilisten her… mir scheint, die Tempelführung weiß nicht so recht, was sie tut«, ereiferte der Priester sich. »Gatnor faucht mich an, ein Fremder läßt mir Befehle übermitteln… beim Abgrund des Frostes, ich hab’s bald satt!«
»Ich verlange eine Erklärung«, sagte Norr. »Sofort, Priester! Was wird in meinem Wohn-Ei für ein schmutziges Spiel gespielt?«
Seine Stimme klang kräftig und täuschte über seine Schwäche hinweg. Er stand aufrecht; daß die beiden Adepten ihn stützten, fiel kaum jemandem auf.
In diesem Moment wurde die Einr gangstür des Wohn-Eies geöffnet. Norr sah irritiert, wie Orrac Gatnor das Haus verließ. Hinter ihm bewegten sich Gestalten.
»Gatnor«, rief er ihn scharf an.
Im nächsten Moment erkannte er, wer dem Oberpriester folgte. Das waren doch…
Zamorra und Teri Rheken! Sie mußten es sein. Er hatte sie noch gut in Erinnerung, und vor allem das bis auf die Hüften fallende goldene Kopffell des weiblichen Wesens war unverkennbar. Unwillkürlich wollte er einen Schritt vorwärts machen, knickte dabei aber leicht ein. Sofort faßten die ihn stützenden Adepten fester zu und hielten ihn fest.
Er rief die Menschen aus der anderen Welt an.
»Norr!« schrie Teri Rheken überrascht auf. »Du lebst? Du bist hier? Das ist gut! Wir…«
»Wie kommt ihr hierher?« fragte Norr erregt.
Gatnor trat auf ihn zu. Er musterte den Überwacher. »Du siehst schlecht aus«, sagte er. »Ich habe mir deinen Vorschlag überlegt. Wir sollten zusam menarbeiten. Uns droht große Gefahr. Es sind zu viele Fremde eingedrungen und haben Masse mitgebracht, die vielleicht nicht auszugleichen ist. Außerdem… dieser Fremde im Tempel ist gefährlich. Laß uns Zusammenarbeiten.«
»Mal langsam«, murmelte Norr. Er sah wieder Zamorra und Teri an, denen ein weiterer Mensch folgte, den er nicht kannte. Adepten stürmten ins Wohn-Ei und kehrten wenig später mit zwei weiteren Menschen ins Freie zurück.
»Ich muß wissen, was hier passiert ist«, sagte Norr.
»Du wirst es im Tempel erfahren«, sagte Gatnor. »Dorthin bringe ich diese jetzt.«
»Nein«, sagte Norr. »Ich erkläre sie zu meinen Gästen. Oder sind sie…«, er verzog das Echsengesicht zu einem spöttischen Grinsen, »deine Gefangenen?«
»Sie sind Gäste«, knirschte Gatnor. »Ich muß im Tempel etwas überprüfen und bitte dich, dann ebenfalls für ein Gespräch dein Gast in deinem Wohn-Ei sein zu dürfen.«
Norr fragte sich, was diesen Sinneswandel in Gatnor hervorgerufen hatte. Der Oberpriester wirkte wieder erstaunlich gefestigt.
»Gewährt«, sagte er. Er nickte den beiden Adepten zu, die ihn stützten. »Bringt mich in mein Wohn-Ei. Zamorra, Teri und du, Unbekannter… kommt mit mir. Ich glaube, wir haben eine Menge zu bereden.«
Ohne ein weiteres Wort wandte Gatnor sich den Fahrzeugen zu und verschwand, während die anderen das Wohn-Ei wieder betraten.
»Was ist mit Saranow und Knight?« fragte Zamorra noch. »Unter diesen Umständen halte ich es für besser, wenn sie hier blieben…«
Aber sie waren bereits in ein Luft kissenfahrzeug gebracht worden, das dem Tempel entgegenstrebte…
***
Astardis hatte Choash mit Hilfe eines anderen Priesters geweckt, kaum daß Reek Norr aus dem Tempel gebracht wurde. Astardis ging dabei vorsichtig zu Werke. Den »nur« mit einer normalen Betäubungsnadel getroffenen Choash zu wecken, war keine große Kunst, und so konnte Astardis einen Teil der ihm zur Verfügung stehenden Kraft darauf verwenden, einen weiteren
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