0385 - Gefangene der Echsen
wieder aktiv. Sein massiger Körper mußte die Nachwirkung der Betäubungsnadel schnell neutralisieren.
Er wollte sofort die Sauroiden angreifen. Aber Gatnor hob abwehrend beide Arme.
»Spare deine Kraft, Saranow«, sagte er. »Du bist nicht in Gefahr. Wenn du kämpfst, verringerst du nur deine Chancen, zu überleben und in deine Welt zurückzukehren.«
Saranow stutzte.
»He, was bedeutet das? Warum sind denn wir zuerst angegriffen worden, eh? Wer bist du überhaupt, Echsenmaul?«
Gatnor stellte sich vor. »Es ist einiges ohne meinen Willen geschehen«, ergänzte er. »Aber das wird jetzt anders. Ich befehle hier. Wer das nicht akzeptieren will, wird meinen Zorn spüren.«
»Wo sind meine Artgenossen, Brüderchen Oberpriester?« fragte Saranow. »Ich sehe hier nur Sam Knight.«
»Einige sind im Tempel, andere bei einem… Freund. Es wird ihnen nichts geschehen«, sagte Gatnor.
»Wer’s glaubt, wird selig«, murmelte Saranow. Er spürte, daß ihm Gatnor nicht die ganze Wahrheit sagte, und er spürte auch, daß Gatnor sich mit dunkler Magie zu befassen pflegte. Daß er weiß gekleidet war wie alle Anhänger des Kälte-Kultes, täuschte geschickt darüber hinweg.
Aber vielleicht galt für die Sauroiden überhaupt eine andere Farb-Symbolik.
Plötzlich erwachte in Saranow der Forscherdrang. Welche Arten von Magie benutzten diese Echsenmenschen? Was erreichten sie damit? Welche Fä higkeiten und Fertigkeiten auf parapsychischem Gebiet besaßen sie, was konnte man von ihnen lernen, welche Pänomene gab es in dieser Welt?
»Du glaubst mir nicht, daß ich Sicherheit verspreche?« zischte Gatnor den Russen an. Der wurde davon aus seinen Gedankengängen gerissen, schaltete aber sofort. »Daß du was versprichst, glaube ich dir gerne, Brüderchen Oberpriester. Aber daß du es halten willst, steht auf einem anderen Blatt, nicht wahr?«
»Du kannst dich innerhalb des Tempels frei bewegen, Ungläubiger, bis entschieden ist, ob wir euch in eure Welt zurücksenden können«, sagte Gatnor schroff. Dann eilte er mit schnellen Schritten davon.
Der Pilot des Luftkissenfahrzeuges tippte Saranow auf die Schulter und deutete auf den Tempeleingang. »Begib dich durch jene Tür, Fremder. Rasch.«
»Weshalb rasch? Du gestattest, mein Freund, daß ich mich um Knight kümmere«, sagte Saranow. »Alles andere hat Zeit.« Er ignorierte den Sauroiden einfach und versuchte, den Neger aus seiner Bewußtlosigkeit zu erwecken. Aber bei dem wirkte die Betäubung noch an.
»Nimm ihn mit in den Tempel. Verlasse das Fahrzeug. Es wird gebraucht«, sagte der Sauroide drohend.
Saranow drehte den Kopf. Da sah er in die Mündung des Nadelwerfers, den der Pilot auf ihn richtete.
»Soviel also zum Thema Sicherheit und Versprechungen«, murrte er. Er schätzte die Entfernung ab; er war nicht schnell genug, den Sauroiden zu entwaffnen, ehe der schoß. Schulterzuckend faßte er zu, hob Knight an wie einen Mehlsack und trug ihn in den Tempel. Kaum erreichte er die Tür, als weitere Sauroiden ihn in Empfang nahmen. Draußen startete das Luftkissenfahrzeug wieder.
Trotz der bedrohlichen Lage fand Saranow die Echsenwesen faszinierend. Er wünschte sich, daß er genug Gelegenheit bekam, sie und ihre Parapsychologie zu studieren…
***
Gatnor entfesselte eine nicht unbeträchtliche Hektik und Betriebsamkeit in den Räumen des Tempels. Als er erfuhr, daß Choash und der Fremde den Tempel verlassen hatten, erteilte er drei Priestern den Befehl, den beiden zu folgen und sie unter Beobachtung zu halten. Andere rief er zusammen, um mit ihnen zusammen zu klären, wo die Menschen die Welt der Echsen betreten hatten. Zu seiner Erleichterung waren die meisten von ihnen wieder bei Bewußtsein, so daß er sie befragen konnte, um den Ort ihres Auftauchens zu erfahren. Die Angaben stimmten mit denen der Adepten überein, die ausgesandt worden waren, um die Menschen in den Tempel zu holen.
Gatnor lokalisierte die Stelle. Dort mußte die Welt »undicht« geworden sein.
»Es war närrisch, die Leute alle hierher zu holen«, knurrte er. »Das zieht nur Probleme nach sich. Man wird gesehen haben, daß sie aus den Luftkissenfahrzeugen in den Tempel gebracht wurden. Die Bevölkerung wird eine Erklärung benötigen. Man hätte sie dort draußen lassen sollen, sie alle. Was bildet dieser Fremde, dieser Astardis, sich ein, daß er einfach blödsinnige Befehle erteilte? Und wieso wurde ihm einfach gehorcht?«
Darauf gab es keine zufriedenstellende Erklärung. Damit, daß
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