0385 - Horrornacht im Himmelbett
wo das Himmelbett stand…
***
Jerry Wade hatte nicht gewagt, auch nur die kleinste Fingerspitze zu rühren und nur mehr auf die Klinge geschielt, die Kamikaze ihm mit der flachen Seite gegen den Hals gedrückt hielt, so daß die Kühle des Metalls allmählich von der Wärme der menschlichen Haut überlagert wurde.
Der junge Ehemann fühlte sich wie in einem Eisbehälter. Er fror, dann schwitzte er wieder, schließlich bekam er Schüttelfrost und das in dem Augenblick, als der Lift hielt und Kamikaze die Tür öffnete.
Sie betraten das Zimmer, in dem Peter Dermont wohnte.
Der Raum war nicht großartig erhellt. Nur wenige kleine Leuchten brannten. Im Lichtschein hockte ein angststarrer Peter Dermont auf einem Stuhl und hatte seinen Rücken gegen die hohe Lehne gepreßt.
»Es… es tut mir leid«, flüsterte er, als Jerry den Raum betrat. »Ich konnte nicht anders.«
Wade sagte nichts. Hinter ihm ging Kamikaze. Der Killer berührte ihn zwar nicht, allein seine Nähe reichte aus, um in Jerry Angstschauer hochschießen zu lassen.
Neben Dermont stand ein dunkelhaariger Mann, der eine Waffe in der rechten Hand hielt. Die Mündung zielte auf den Kopf des Schloßbesitzers.
Gesprochen wurde nicht. Die Gestik war deutlich genug. Chancen gab es keine.
Der junge Ehemann, der eigentlich bei seiner Frau hätte im Bett liegen müssen, ging mit zögernden Schritten weiter und sah eine dritte Person.
Zuerst dachte er an ein Tier, vielleicht an einen Affen, denn größer war das Lebewesen nicht, das auf den Knien des erstarrten Dermont saß und ihn anstierte.
Die Augen waren weit geöffnet, so daß sie wie Knöpfe innerhalb der tiefen Höhlen wirkten. Beim Näherkommen erkannte Jerry, daß es sich nicht um ein Tier handelte, sondern um einen Menschen, einen Zwerg…
Er schluckte.
Gab es überhaupt Zwerge?
Er kannte sie aus Märchen, und da waren sie immer mit einem bösen Blick beschrieben worden.
Auch dieser auf den Knien des Mannes schaute ihn starr und irgendwie grausam an, ohne sich dabei zu rühren, aber in den Augen las Jerry eine Mordabsicht.
Er holte schwer Luft. Schweiß hatte sich in seinem Nacken gesammelt. Auf einmal wußte er Bescheid, daß dies eine Falle war, die allein ihm galt. Dermont spielte nur eine Nebenrolle.
Niemand hatte bisher gesprochen. Auch Dermont redete nicht. Er atmete nur schnell und hektisch. Der Blick seiner Augen bat den Eingetretenen um Verzeihung.
Plötzlich bewegte sich der Zwerg. Er war dabei sehr schnell, sprang, und Jerry konnte nicht ausweichen. Im nächsten Moment spürte er den Druck auf seiner Schulter. Dort hockte der Kleine und krallte sich mit seinen scharfen Nägeln, die der junge Mann durch den Stoff seiner Kleidung spürte, fest.
Akim Samaran lachte. »Weißt du eigentlich, wer das ist, der bei dir auf der Schulter sitzt?«
»Nein…«
»Das ist Homunkulus, auch das Menschlein genannt. Er ist sehr gefährlich, und er killt, wenn ich will.«
Samaran wartete auf eine Antwort. Die bekam er auch. Nur als Frage geliefert. »Was wollen Sie von mir oder von uns?«
»Ganz einfach. Euch.«
»Ich verstehe nicht«, flüsterte Jerry. »Wollt ihr kein Geld, keinen Schmuck? Bitte, ich werde den anderen sagen, daß sie sich nicht wehren sollen, aber tun Sie mir einen Gefallen. Lassen Sie uns laufen! Wir haben Ihnen nichts getan.«
Samaran nickte, als er das Thema wechselte. »Du hast geheiratet, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ist sie hübsch?«
»Sehr.«
»Sie will dich sehen, nicht wahr?«
»Meine Frau wartet.«
»Und das im Himmelbett.« Samaran lachte. Dermont und Wade wußten den Grund nicht, zudem gab Samaran auch keine Erklärung ab. »Ihr habt geheiratet, ihr liebt euch, ihr wartet aufeinander. Ich sehe keinen Grund, weshalb du nicht zu ihr gehen sollst.«
»Das kann ich mir vorstellen«, flüsterte Jerry. »Nur…« Er hob die Schultern. »Was soll das alles, wenn es fertig ist?«
»Du kannst den fragen, der auf deiner Schulter sitzt. Er ist derjenige, der unbedingt etwas ausprobieren will. Wir hätten euch in Ruhe gelassen, aber unser Menschlein möchte etwas probieren. Du wirst dich wundern.«
»Was denn?«
Da reagierte Homunkulus. Er lachte in das Ohr des anderen. »Es wird schön für dich, denn du bist der erste, den es zusammen mit Peter Dermont erwischt, mein Lieber.«
»Was denn?«
»Geh vor.«
Als der junge Ehemann nicht augenblicklich gehorchte, bekam er von Homunkulus Druck. Das Menschlein spannte seine Klauen um Jerrys Hals und deutete ihm so an,
Weitere Kostenlose Bücher