0385 - Horrornacht im Himmelbett
jetzt.«
Wir stiegen aus. Bill Conolly hatte darauf bestanden, mit uns zu fahren. Irgendwie empfand ich das auch als legitim. Schließlich hatte er uns auf die Spur gebracht.
Mein Gespräch mit dem Besitzer des Schlosses, einem gewissen Peter Dermont, hatte nicht viel ergeben. Entweder wußte der Mann nichts, oder er hatte nichts sagen wollen. So war es dann bei diesem Versuch geblieben, der sich letztendlich als Erfolg herausgestellt hatte, wenn ich mir den Rolls so betrachtete.
Offiziell wollten wir das Schloß nicht betreten. Auch nicht einbrechen. Vielleicht fanden wir eine Möglichkeit, durch irgendeinen Hintereingang in das Gebäude zu gelangen.
An der Rückfront brannten auch Lampen. Sie schufen helle Inseln. Hier sah es nicht so vornehm aus wie an der Vorderseite.
Mülltonnen standen herum. Auf einige paßte schon kein Deckel mehr, so sehr quollen sie über.
Wir betraten die Lichtinseln und schauten uns die Rückwand des Schlosses an, soweit dies möglich war.
Bill verzog das Gesicht. »Bisher habe ich noch keine offene Tür entdeckt.«
»Und ich kein Fenster«, sagte Suko.
Doch wir hatten Glück. Nicht weit von uns entfernt vernahmen wir ein kratzendes Geräusch, das entsteht, wenn eine Tür mit der Unterkante über den Boden schleift.
Wir liefen näher, sahen einen Lichtschein nach draußen fallen und von einer gebückten Gestalt durchqueren, die etwas vor sich herschob. Es war ein kleiner mit leeren Kisten beladener Wagen. Wenn ich die Kisten nachzählte, kam ich mindestens auf zehn. Da mußten einige Leute ganz schön Durst gehabt haben. Dementsprechend war sicherlich die Stimmung.
Der Mann erschrak zutiefst, als wir plötzlich neben dem Kistenwagen erschienen. Er gehörte zum Personal, war so angezogen, wie die Diener vor zweihundert oder mehr Jahren und bekam kugelrunde Augen. Mit einem Sprung wollte er verschwinden und lief genau gegen Sukos ausgestreckten Arm, der ihn zurückfedern ließ.
»Bleiben Sie«, sagte ich.
Er nickte sprachlos, und Suko schob ihn tiefer in den Lichtkreis hinein, damit er das lesen konnte, was ich ihm vor die Nase hielt. Es war mein Ausweis.
Zunächst konnte er es nicht fassen und war noch immer erschreckt, auch als ich ihm bestätigte, daß wir von der Polizei waren.
»Aber was wollen Sie hier?«
»Ins Schloß«, sagte Bill.
»Da wird eine Hochzeit gefeiert.«
»Wissen wir«, erklärte ich. »Und glauben Sie mir, wir sind nicht umsonst gekommen. Sie werden uns jetzt einige Fragen beantworten, Mister.«
»Wenn ich kann…«
»Das glaube ich schon.«
Ich fragte ihn nach der Anzahl der Gäste aus und wie ihr Verhalten bisher gewesen war. Wir hatten zum Glück einen Mann erwischt, der beobachten konnte. Er gab uns eine sehr detailgerechte Beschreibung des Zustands der Gäste, und wir bekamen auch die Lage der einzelnen Räume von ihm, was sehr wichtig für uns war.
Nur das Brautpaar befand sich nicht mehr unter den Feiernden.
»Wo können die beiden denn sein?« erkundigte sich Bill mit einem etwas anzüglichen Grinsen.
Der Mann schaute ihn erstaunt an. »Im Himmelbett!«
Da hatten wir es. Genau das wollten wir wissen. Ich fragte, wo wir das Bett finden konnten.
Er zögerte ein wenig, ich ließ nicht locker, drängte ihn, und schließlich bekamen wir auch hier eine klare Auskunft. Auf einem Zettel hatte Suko die wichtigsten Informationen notiert, so daß wir uns nicht verlaufen konnten.
»Und wem gehört der hier parkende Wagen?«
Der Mann schaute an uns vorbei. »Das ist ein Rolls«, murmelte er.
»Klar.«
»Ich weiß nicht. Bestimmt einem der Gäste.«
»Die haben ihre Fahrzeuge vor dem Schloß geparkt.«
»Dann weiß ich es auch nicht.«
Suko beschrieb Samaran und Kamikaze, aber dem Angestellten war nichts aufgefallen. Er hatte die beiden nicht gesehen.
Das Personal hatte noch Dienst, nur die Köche hatten längst Feierabend und waren gefahren.
»Können Sie uns ungesehen in das Schloß schmuggeln?« fragte ich.
Der Mann schaute mich erstaunt an. »Wollen Sie denn nicht zu den Gästen?«
»Nein.«
»Ich weiß nicht.«
»Machen Sie schon!« drängte Suko. Er hatte es besonders eilig, auf Kamikaze zu treffen, da zwischen den beiden noch eine große Rechnung offen stand.
»Aber auf Ihre Verantwortung«, erklärte der Diener, dem noch immer nicht wohl bei der Sache war.
»Natürlich«, lächelte ich.
Wenig später hatten wir das Schloß betreten, hörten den Lärm der Hochzeitsgäste, aber der interessierte uns nicht. Wir wollten dorthin,
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