0387 - Satans Killerhai
fassungslos gesehen. Er war völlig aus seinem Rhythmus gekommen und schien ein anderer geworden zu sein. Mit offenem Mund atmete er und schaute dem Hai hinterher.
»Da steht jemand im Maul!«
Brenda hatte geflüstert, sie bekam abermals keine Antwort, und beide duckten sich, als der fliegende Riesenfisch sich noch einmal drehte und genau ihre Richtung einschlug. Er jagte über sie hinweg. Für einen Moment hatten sie direkt in das weit aufgerissene Maul schauen können. Dort stand der Unheimliche, eingehüllt in ein rotes Trikot, das auch sein schwarzes Gesicht umhüllte. In der rechten Hand hielt er einen Speer oder einen Dreizack, dessen Spitzen aus Flammen bestanden.
Sie blickten ihm nach.
Er wurde von der Dunkelheit verschluckt, als hätte es ihn nie gegeben, und die beiden wischten sich über die Augen, schauten sich an, schüttelten die Köpfe und waren nicht in der Lage, sich gegenseitig Erklärungen zu geben.
»Das kann doch nicht sein«, meinte Brenda.
»Doch.«
»Und jetzt?«
Machine Gun Kelly, der in seinem Londoner Bezirk stets die große Klappe führte, bekam weiche Knie. »Weißt du was, Süße?«
»Nein.«
»Der ist genau dorthin geflogen, wo wir es uns gemütlich gemacht haben.«
Brenda trat einen Schritt zurück. Die restliche Farbe wich auch noch aus ihrem Gesicht. »Zur Burg?«
»Ja.«
»Was will er denn da?«
»Vielleicht unsere Maschinen.«
»Red kein Blech.« Sie biß auf ihre Unterlippe. »Auf jeden Fall müssen wir hin.« Sie trat nahe an Kelly heran und legte ihre Hände auf seine Schultern. »Das meinst du doch bestimmt auch, oder?«
»Klar. Und was machen wir dann?«
»Weiß ich doch nicht.«
»Aber ich. Wir werden zur Ruine laufen, uns auf die Maschinen setzen und verschwinden.«
Zuerst wollte Brenda widersprechen. Sie schaute jedoch in das Gesichtihres Freundes und nickte. »Ja, laß uns von hier verschwinden. Das wird besser sein…«
Es war keine mondhelle Nacht, dafür glitten einfach zu viele Wolkenbänke über den Himmel, aber es war eine Nacht, in der sie trotz allem etwas erkennen konnten.
Die beiden hatten nicht weit zu laufen. Was die Strecke etwas mühsam machte, war der steile Pfad, der durch steiniges Gelände führte, felsigen Boden nachzeichnete und wie eine Schlangenlinie durch das starre, hochwachsende Gras führte.
Sie hatten beide schwer zu kämpfen.
Hin und wieder blieben sie stehen, um Luft zu holen. Vor allen Dingen Brenda, die eine selten gekannte Mattheit in ihren Gliedern spürte.
Kelly trieb sie immer wieder hoch. »Komm schon, Baby, wir haben es eilig.«
»Weshalb eigentlich?«
»Das kannst du dir doch denken.«
»Ja, ja…« Sie nahm seine ausgestreckte Hand, ließ sich in die Höhe ziehen und weiter über den Weg schleifen, der irgendwann die Höhe erreicht hatte, so daß sie nun besser und bequemer laufen konnten.
Sie blieben stehen. Beide atmeten schwer vom schnellen Laufen, schauten nach vorn und sahen die Trümmer der Burg, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Sie standen da, staunten, schauten und erkannten auch die roten Flammen, die, gemischt mit schwarzem, fettigem Rauch, in die Höhe zuckten und wie lange Finger wirkten.
»Da… da brennt etwas«, keuchte Brenda.
»Klar. Weißt du was?«
»Nein, verdammt.«
»Das sind unsere Maschinen.« Nach dieser Antwort war Brenda für einen Moment stumm. Dann wollte sie lachen. Das Geräusch aus ihrem Mund erinnerte an ein Krächzen, und sie spürte, wie allmählich die Angst über ihren Rücken kroch und sich zu einer Gänsehaut verdichtete.
»Ist das ein Witz?«
»Leider nicht. Und nicht mal ein schlechter.« Brenda war noch immer nicht überzeugt. »Woher willst du denn wissen, daß es die Maschinen waren, die da gebrannt haben oder noch brennen.«
»Das erkenne ich am Rauch.«
»Wieso?«
»Hinzu kommt der Gestank. Schon oft habe ich das erleben müssen. Eine Scheiße ist das, eine verfluchte…« Der Rockerboß schüttelte den Kopf und ballte beide Hände.
»Was willst du denn jetzt tun?« fragte Brenda Cooper.
»Hingehen.«
»Und dann?«
»Werde ich mir die Sache mal aus der Nähe ansehen. Du kommst natürlich mit.«
Brenda nickte, obwohl sie am liebsten in einer sicheren Entfernung stehengeblieben wäre. Aber man stellte sich nicht gegen den Willen eines Machine Gun Kelly. Es sei denn, man war lebensmüde.
Der Griff des Rockers um das Handgelenk seiner Freundin war hart und fordernd, als er sie weiterzog. Er schaute starr nach vorn.
In seinem Gesicht regte sich
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