0388 - Der Dämonensarg
einem Weg, um den Tümpel zu umgehen.
»Durch will ich auf keinen Fall!« flüsterte Ed Sommer.
»Ich auch nicht.«
»Links könnten wir vorbei. Da wächst das Gebüsch nicht ganz so dicht.«
»Es hat aber Dornen.«
»Na und? Besser gestochen zu werden, als im Schlamm zu versinken.«
Terry hatte gegen diese Logik nichts mehr einzuwenden, und so machten sie sich wieder auf den Weg. Diesmal existierte kein Pfad, dem sie folgen konnten. Sie mußten sich ihren Weg regelrecht bahnen, und das taten sie mit wilden Armbewegungen.
Zwar hakten sich die Dornen an ihrer Kleidung fest, aber der derbe Jeansstoff hielt.
Beide kamen gut voran. An die im Unsichtbaren lauernde Gefahr dachten sie nicht mehr.
Ein Fehler.
Urplötzlich war sie da.
Die beiden Gestalten hatten unerkannt zwischen den dichten Büschen gelauert. Terry und Ed hatten keine Chance, als aus dem Gestrüpp vier Hände zielsicher Zugriffen. Die dunklen Hände mit den langen, klauenartigen Fingern griffen brutal zu, bekamen sie an den Hüften zu fassen und rissen sie um.
Beide verloren den Halt unter den Füßen.
Zuerst brach Ed taumelnd durch den nahen Uferbewuchs, fiel in den schmalen Schilfwald und fühlte sich im ersten Moment wie aufgespießt, als die Rohre gegen seinen Körper drückten.
Dann hatte er sie unter seinem Gewicht zerknickt, wobei wenig später die Wellen des brakigen Wasser über ihm zusammenschlugen und ihn die schmutzige Tiefe des Tümpels verschluckte.
Terry war es noch gelungen, sich an zwei starken Buschzweigen festzuklammern. Sie drehte ihren Körper dabei, schielte auf die scharfen Pranken an ihrer Hüfte, und die Angst schoß in ihr wie eine heiße Flamme hoch. Hinter dem Busch sah sie die Gestalt. Ein weißlich schimmerndes Monstrum mit Kräften versehen, denen sie nichts entgegensetzen konnte. In den blassen Augen des Unheimlichen irrlichterten Funken.
Das war das erste und auch das letzte Bild, das sie von dem anderen mitbekam.
Der plötzliche Stoß war zu heftig, als daß sie sich hätte gegen ihn stemmen können.
Sie fiel in das Wasser, das sofort über ihrem Körper zusammenschwappte…
Ed Sommer war es gelungen, das erste Gefühl der Panik zu unterdrücken. Zudem hatte er festgestellt, daß der Tümpel nicht diese Tiefe besaß, mit der er eigentlich gerechnet hätte. Zwar waren seine Arme fast bis zu den Ellenbogen im Schlamm versunken und hatten diesen auch aufgewühlt, aber konnte sich fangen, auf die Knie gelangen und wieder in die Höhe stemmen. Pudelnaß tauchte er auf.
Das Haar klebte auf seinem Kopf, grünlich gefärbtes Wasser rann über sein Gesicht. Er schmeckte es auf den Lippen, spie es aus und bekam eine nächste Welle mit, als Terry Morgan in den Tümpel geschleudert wurde.
Sie sank sofort unter.
Ed wollte ihr diesmal helfen, wischte sein Gesicht frei und stellte selbst fest, daß er mit beiden Füßen in einem weichen, widerlichen Schlammgrund versunken war, der aus 1000 Händen zu bestehen schien, die ihn immer tiefer zogen.
Am Ufer sah er die Bewegung und erkannte die weiße Gestalt, die sich für einen Moment zeigte, bevor sie sich wieder hinter den Büschen zusammenduckte.
Terry tauchte auf.
Sie kam langsam in die Höhe. Ihr Haar wurde hochgeschwemmt, zuerst erschien der Hinterkopf, und Ed faßte zu, um sie in die Höhe zu heben. Sie riß den Mund auf, schnappte nach Luft, spie Wasser aus. In ihrem Haar hingen Pflanzenreste, verklebt mit dem Schleim des Tümpelgrundes.
Ed half seiner Freundin dabei, das Gesicht abzuwaschen. Er hörte dabei ihr Flüstern. »Ed, da war etwas, Ed!«
»Wo?«
»Auf dem Grund. Ich spürte es zwischen meinen Händen. Ich habe genau hineingefaßt.«
»Was war es denn?«
Sie schauderte vor der Antwort zusammen. »Haare, verdammte Haare, in die ich faßte. Widerlich. Ich habe mich geekelt.«
Sommer nickte und schaute zum Ufer, wo er die bleiche Gestalt gesehen hatte.
Sie stand dort nicht mehr. Nur noch die Zweige des Busches, hinter der sie hochgekommen war, wippten nach.
»Raus aus dem…«
Terrys Schrei hallte Ed Sommer in den Ohren. Sie schüttelte sich dabei, es flogen die Wassertropfen, und sie stierte auf die Oberflächedes kleinen Tümpels.
Vom Grund her war etwas in die Höhe gestiegen. Etwas Schauriges, das gleichzeitig bewies, daß sich Terry nicht getäuscht hatte, als sie von den Haaren sprach.
Es waren zwei Köpfe, die vor ihnen schwammen…
***
Auf mich wirkte der Wald wie ein gewaltiges Gefängnis. Der Vergleich mit der Grünen Hölle war
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