0388 - Der Dämonensarg
Geisterpfad gehen?«
»Klar.« Ich deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Und zwar mit dir, mein Lieber.«
Da wurde der Fischer bleich. Er verzog zudem das Gesicht, als hätte er Zitronensaft geschluckt. »Kann ich auch ablehnen?«
»Das kannst du«, sagte Suko. »Dann nehmen wir allerdings an, daß du uns etwas verschweigst.«
»Ihr seid Erpresser!« beschwerte sich der Fischer.
»Auch das«, gaben wir zu und grinsten uns an. Es war für eine Weile das letzte Lächeln, das wir uns noch leisten konnten…
***
Casial flüsterte die Worte. »Zuerst müssen wir den Weg finden, Freunde. Danach geht alles besser.«
Murghal stimmte ihm zu. »Sicher müssen wir das. Wißt ihr noch genau bescheid?«
»Worüber?« fragte Tri-Arion.
»Über die alten magischen Fallen. Wir sind in der Lage, sie zu öffnen. Klar?«
»Ja.«
»Wunderbar.«
Und Casial fügte noch einen Satz hinzu. »Wer von den Menschen diesen Weg gehen wird, ist verloren. Niemand soll an den Schrein herankommen. Nur wir, seine Hüter…«
***
Das Lachen der jungen Frau klang so laut, daß die Vögel in den Bäumen erschreckt hochflogen, um sich woanders bessere Plätze auszusuchen. Beide Arme hatte die Frau angehoben, ließ sie nach unten fallen und klatschte die Handflächen auf ihre Oberschenkel. »Nein, Ed«, sagte sie zu dem etwa dreißigjährigen Mann mit den schon leicht angegrauten Haaren. »Das gibt es doch nicht! Du hast Angst?«
»Ja.«
»Wovor denn?«
Ed deutete nach vorn. Seine Stimme nahm einen drängenden Ton an. »Terry, dieser Pfad ist doch nicht geheuer. Denk daran, was dein Bruder gesagt hat.«
Terry winkte ab. »Der war ein Spinner. Außerdem ist er ertrunken. Das Meer war eben stärker als er.«
»Klar, er ist ertrunken. Hast du seine Leiche denn untersuchen lassen?«
»Dazu bestand kein Grund.«
»Vielleicht hätte man anderes Wasser in den Lungen gefunden«, sagte der Mann namens Ed.
»Wie meinst du das denn?«
Ed deutete auf den Tümpel nicht weit entfernt. »Der zum Beispiel. Er hätte hineinfallen und ertrinken können. Schließlich kannte er sich in diesem Land aus, er wollte es untersuchen, er hatte vor, seine Geheimnisse zu erforschen.«
»Und ist auf dem Meer ertrunken.«
»Wie du meinst, Terry.«
Terry Morgan und Ed Sommer waren in Cornwall unterwegs. Sie machten einen Trip, auf den Terry gedrängt hatte, weil sie an den letzten Brief ihres Bruders dachte. Er hatte in seiner Euphorie an Terry geschrieben und in dem Brief einen geheimnisvollen Schatz erwähnt, den er finden wollte, wenn er eine bestimmte Strecke oder einen bestimmten Pfad hinter sich gelassen hatte. Einen sogenannten Geisterpfad, der durchwandert werden mußte. Dann war ihr Bruder gestorben, und Terry dachte nach, wieso das hatte geschehen können. Er war auf ein Schiff geklettert und mit dem Boot zwischen den Klippen verschollen.
Daran wollte Terry nicht glauben. Ihr Bruder war ziemlich wasserscheu gewesen. Den bekam man nicht auf ein Boot, der hatte überhaupt keine Lust, die schwankenden Planken zu betreten, weil ihn Wasser anwiderte, wie er selbst sagte. Und ausgerechnet er sollte ertrunken sein.
Terry hatte erst später vom Ableben des Bruders erfahren, da lag er bereits unter der Erde. Sie war auf einer Reise gewesen und hatte sich in Indien herumgetrieben, weil sie dort für ihre Firma – sie arbeitete in einem Reisebüro –, ein Hotel besichtigen mußte.
Erst in London erinnerte sie sich wieder an den letzten Brief des Bruders. Sie hatte ihn mehrere Male gelesen und das Gefühl, daß etwas nicht stimmte.
Terry Morgan war es gelungen, ihren Freund Ed Sommer zu überreden, sich einige Tage Urlaub zu nehmen und mit nach Cornwall zu fahren, wo sie genauere Untersuchungen anstellen wollten.
Das war auch geschehen.
Sie hatten den geheimnisvollen Geisterpfad gefunden. Diese Tatsache war allerdings mit Schwierigkeiten verbunden gewesen, da die hier wohnenden Menschen kaum mit der Sprache herausrücken wollten und ziemlich verschlossen wirkten. Sie kamen Terry vor, als wäre ihnen die ganze Geschichte sehr unangenehm.
Nicht daß sie direkt etwas dagegen gehabt hätten, aber sie wollten nicht so recht mit der Sprache herausrücken, für Terry schon ein Indiz, daß etwas nicht stimmte.
Und sie verstellte sich auch. Terry nahm den Weg mehr mit einem gewissen Humor. Sie warf die Bedenken ihres Freundes kurzerhand über Bord. Es interessierte sie überhaupt nicht, was er einwandte, doch tatsächlich dachte sie anders darüber. Ja, ihr
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