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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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kümmern würde. Außerdem saugte der Garten mit seinem dicken Rasen, den fleischigen Blättern und den Regenschleiern alle Laute fast vollständig auf.
    Mit klopfenden Pulsen erreichte Betty die Straße. Über die Schulter ein Blick zurück die beiden waren nahe —weiter im Spurt — über die leere Fahrbahn — zum anderen Gehweg — hinein in die Gasse zwischen zwei Grundstücken — links Brombeerranken, deren Spitzen wie Klauen nach Bettys Pullover griffen und sich darin verhakten — rechts ein Zaun aus großporigem, schmiedeeisernem Gestänge.
    Betty rannte weiter. Ein grüner Fleck feuchten Rasens mitten auf dem Weg wurde der Frau zum Verhängnis. Ihre Slipper glitten darauf aus wie auf Schmierseife. Betty stürzte. Schützend streckte sie die Hände vor. Den Schirm hatte sie längst fallen lassen. Ihre Handflächen patschten in das nasse Gras. Sie spürte die Kühle. Dann waren die Verfolger über ihr.
    Der eine packte ihre Oberarme von hinten, riß sie zurück und zog Betty empor. Der andere preßte ein dickes Tuch vor das Gesicht der Frau, um ein Schreien zu verhindern. Die Frau riß den Mund auf. Wollfasern gerieten ihr zwischen die Zähne. Sie bäumte sich auf, trat um sich, versuchte den stahlharten Griff abzuschütteln. Aber alles war umsonst. Dicht vor sich sah sie das kalte, harte Gesicht des riesigen kahlköpfigen Mannes. Seine Augen waren so grau wie Blei, und Betty fiel in dieser Sekunde ein, irgendwo mal gelesen zu haben, daß die meisten Mörder grauäugig sind.
    Eine Hand tastete sich zu ihrer Kehle empor. Betty wollte wieder schreien, aber der Laut erstickte in dem Wolltuch. Dann war plötzlich ein Wattebausch da. Er stank nach Chloroform. Verzweifelt mühte sich die Frau, den Atem anzuhalten. Vergeblich. Sie mußte nach Luft schnappen, und langsam schwand ihr Bewußtsein, umhüllt von den beißenden Schwaden des Chloroforms.
    Was weiter geschah, hat Betty Oats nicht miterlebt..
    Der bullige Verbrecher hielt die Frau im Arm. Der große lief auf die Straße, dann ein Stück in Richtung Upper Bay und holte von dort den Mietwagen, den sich die beiden Gangster besorgt hatten, als sie in New York angekommen waren. Es war ein grüner Chevrolet. Man verfrachtete Betty Oats im Fond. Dann ging die Fahrt hinüber nach Queens. Auf dem Flughafen stand die Sportmaschine, mit der die Gangster am Morgen dieses Tages aus Los Angeles gekommen waren.
    Sie warteten bis zum Einbruch der Dunkelheit. Dann gelang es ihnen, die immer noch bewußtlose Frau unauffällig an Bord zu bringen. Der herkulische Gangster sorgte anschließend dafür, daß der Chevrolet zur Leihwagen-Firma zurückkam.
    Um Mitternacht erhielten die Gangster vom Kontrollturm Starterlaubnis. Die Sportnjaschine rollte über die Bahn, hob sieh ab von der Piste und zog in eleganter Kurve hinauf in den regenverhangenen Nachthimmel. Sie nahm Kurs nach Westen und flog durch die Nacht in Richtung Los Angeles.
    ***
    Als der Riegel scharrte, sagte »Dracula«: »Der Lump kommt schon wieder.«
    Die Tür schwang auf. »Giftzahn« blickte mich an und knurrte: »Besuch für dich, Cassidv.«
    Ich wußte, daß es eine Lüge war, trabte jedoch bereitwillig auf den Gang. Er war leer — wie immer, wenn mich der Wärter zu einem verbotenen »Gedankenaustausch« abholte.
    Wir gingen wieder zu den Waschräumen. Nachdem sich Pessin davon überzeugt hatte, daß wir nicht belauscht wurden, packte er aus:
    »Sie wollen dich 'rausholen, Cassidy.« Er sprach nur immer von »ihnen«. Der Teufel mochte wissen, was darunter zu verstehen war. Allerdings hatte ich einen vagen Verdacht »Wenn du dich verpflichtest, daß du die TV-100-Pläne nur an sie weitergibst und an sonst niemanden, dann bist du ab sofort sicher wie in Abrahams Schoß.«
    »Soll ich etwa ausbrechen?«
    »Quatsch. Das ist unmöglich. Wäre außerdem schlecht für dich. Wäre ein Schuldgeständnis. Jedenfalls beinahe. Würde bedeuten, daß du verschwinden mußt — für immer. Willst du doch nicht?«
    »Natürlich nicht.«
    »Na also. Deswegen wirst du auf ganz legalem Wege ‘rausgeholt. Sie werden dich durch einen Zeugen entlasten. Durch' den Glaser. Durch diesen Frank Davies. Sie haben ihn. Er wird alles machen, was sie sagen. Sie werden dafür sorgen, daß seine Fingerabdrücke auf der fraglichen Scheibe sind. Und dann wird er aussagen, daß er und nur er die Scheibe eingesetzt hat. Damit bist du frei. Du kannst den Mord dann ja gar nicht verübt haben. Hähä.«
    Er grinste so schmierig, daß ich das

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