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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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zu schwimmen.«
    Davies schwieg.
    »Damit Sie nicht auf die Idee kommen, bei der Polizei etwas anderes zu erzählen als das, was wir Ihnen eintrichtern, werden wir Ihre Freundin für einige Zeit in Verwahrung nehmen.«
    »Was?«
    Davies machte Anstalten, aufzuspringen.
    Sofort stand der Riese vor ihm und vollführte eine hackende Bewegung mit dem Rasiermesser nach Davies' Gesicht. Entsetzt prallte der Blonde zurück. Auf seiner Stirn stand jetzt der Schweiß in kleinen, glänzenden Tropfen.
    »Keine Dummheiten«, warnte der Große. »Und schnell heraus mit der Sprache. Wie heißt die Frau? Wo findet man sie?«
    Davies zögerte nur Sekunden, ehe er seine Freundin verriet.
    »Betty Oats. New York, Brooklyn. Clinton Street Nummer 100.«
    ***
    Der fünfte Tag Untersuchungshaft brach an.
    Ich erwachte wie immer um sechs Uhr morgens, stellte mich aufs Bett und .1-gelte nach dem Fenster. Es war geschlossen. Ich wußte genau, daß ich es vor dem Einschlafen geöffnet hatte. Aber wie jede Nacht war »Dracula« leise noch mal aufgestanden, nachdem ich eingeschlafen war, und hatte das Fenster lautlos zugeklinkt. — Der Raubmörder litt angeblich an Rheuma und hatte mächtigen Respekt vor frischer Nachtluft. Jetzt war der Mief zum Schneiden, und ich beeilte mich mit dem Lüften.
    Zehn Minuten später fuhr rasselnd der Riegel zurück.
    »Dracula« sprang im Bett empor, als hätte man ihn mit ‘ner Nadel gestochen. Es war jeden Morgen das gleiche. Der Verbrecher schrak aus dem Schlaf, als wäre bereits der Henker im Anmarsch.
    »Giftzahn« scheuchte uns auf den Flur. Dort wurden wir in die Herde der anderen Untersuchungsgefangenen geschleust und zu den Waschräumen getrieben. Anschließend gab‘s Frühstück in der Zelle. Als ich die Mahlzeit beendet hatte, erschien »Giftzahn«.
    »Besuch für dich, Cassidy.«
    In seinem brutalen Gesicht zuckte es. Ich war erstaunt. Ich hatte keinen Besuch erwartet.
    Der Wärter führte mich auf den Gang und schloß die Zellentür hinter mir. Während er am Riegel hantierte, mußte ich ,neben ihm stehenbleiben. Als ich sein Wispern vernahm, glaubte ich im ersten Augenblick, mich narre ein Spuk. Aber dann klang es ganz deutlich an mein Ohr:
    »Wir gehen zu den Toiletten. Verstehst du? Du hast es verlangt. Keine Fragen jetzt!«
    Eine derbe Hand stieß mich vorwärts. Wir schlugen den Weg zu den Waschräumen und Toiletten ein. Wir erreichten die Tür. Der Gang war leer. Weiter hinten entdeckte ich zwei Wärter. Aber sie kehrten uns den Rücken zu.
    Simon Pessin stieß die Tür zu den Waschräumen auf. Ich ging in den großen, nach Chlor und Desinfektionsmitteln riechenden, kalten Raum.
    Ich hörte, wie hinter mir die Tür zuschlug.
    Mit zwei Schritten war »Giftzahn« an den Türen, die zu den Kabinen und den Dusch- und Waschräumen führten. Er riß sie alle nacheinander auf und überzeugte sich davon, daß wir hier allein waren. Dann drückte er mir einen Zettel in die Hand. Er war klein gefaltet. Pessin mußte ihn die ganze Zeit in der Faust verborgen haben.
    »Los! Dort in die Kabine. Lies den Wisch! Dann spülst du ihn ‘runter! Los!«
    Ich tat, wie mir geheißen war.
    Schnell entfaltete ich den Zettel. Ich las:
    Ob du in der Gaskammer endest oder leben wirst, liegt allein in unserer Hand. Wir haben Mittel und Wege, dich ‘rauszuholen. Deine Gegenleistung: Du überläßt uns die Unterlagen über TV 100. Es genügt, wenn du Simon Pfessin das Versteck nennst.
    Die Nachricht trug keine Unterschrift.
    Grinsend faltete ich den Zettel zusammen. Einen Moment lang erwog ich den Gedanken, dieses Beweisstück einzustecken. Aber dann flog die Tür der Kabine auf, Pessin schob den Kopf herein und schnauzte: »Los, weg mit dem Wisch!«
    Blitzschnell riß er mir den Zettel aus der Hand, warf ihn in die Toilette und spülte ihn hinab.
    Auf dem Rückweg zur Zelle murmelte ich leise: »Sag deinen Freunden, daß sie keine Idioten vor sich haben. Ich weiß, was das Zeug wert ist. Ich habe keine Lust, es für ein lausiges Versprechen zu verschachern. Und falls dieser Zettel von den Bullen kommt, dann kannst du ihnen bestellen, ich hätte keine Ahnung, wo sich die TV-100-Pläne befinden.«
    »Dein letztes Wort?« zischte er.
    »Vorläufig. Es sei denn, man holt mich hier wirklich ‘raus. Dann ließe sich über die Geschichte reden. Vorausgesetzt, daß ich noch ‘nen Berg Dollar sehe.«
    Eine Minute darauf krachte die Zellentür hinter mir zu.
    Ich legte mich aufs Bett und dachte nach.
    »Dracula« war wieder

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