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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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bereits die Nase plattdrückte.
    »Der Boß kommt.«
    Trotz meiner hoffnungslosen Lage war ich aufs äußerste gespannt.
    Leider wurde ich enttäuscht.
    Tepper trat zum Tisch, öffnete die einzige flache Lade, die es dort gab, und zog einen dicken Bausch schmutziger Watte und ein Fläschchen hervor. Der Verbrecher näherte sich mir und grinste.
    »Du wirst ganz human eingeschläfert. Ich könnte dir ja auch noch eins mit dem Totschläger verpassen. Aber so hast du mehr davon.«
    Chloroform wurde auf den Wattebausch gegossen. Dann trat der Riese hinter mich, klemmte meinen Kopf zwischen seinen Rippen und der Beuge seines muskulösen rechten Arms ein und drückte mir den Wattebausch gegen Mund und Nase.
    Ich hielt den Atem an und versuchte, meinen Kopf aus der eisernen Umklammerung zu befreien. Aber es war zwecklos. Ich saß fest wie einbetoniert und war hilflos wie ein Baby. Nach einminütigem stillen Ringen wurde mir die Luft knapp. Schließlich hatte ich das Gefühl, zu ersticken, und dann schwanden mir schnell die Sinne.
    Das letzte, was ich hörte, waren fünf Worte. Ich nahm sie mit in den tiefen Schlaf. Es waren Worte aus Vazacs Munde, und sie lauteten: »Der Boß hat alles mit.«
    Später ist mir klar geworden, was diese Bemerkung bedeutete und auf welches grauenhafte Vorhaben sie sich bezog.
    ***
    Roy Miller kochte leidenschaftlich gern. Sein zweites Hobby war Stricken. Wenn man Roy Miller betrachtete, wunderte man sich über seine ungewöhnlichen Steckenpferde nicht. Der Mann war knapp mittelgroß, zart gebaut, hatte ein glattes, feminines Gesicht ohne viel Bartwuchs und eine Stimmlage, die man nur mit Sopran bezeichnen kann. Roy ließ sich beim Friseur Locken brennen, trug nur seidene Hemden — er bevorzugte hellblau und rosa —, seine Hände waren weißlich, haarlos und so gepflegt wie die einer Frau.
    Roy war ein Verbrecher.
    Er gehörte zu Tepper und Vazac und deren Boß.
    Roy war kein Schläger, kein Gewaltmensch, keiner, der jemals Mut gezeigt hatte oder bei einem großen Coup eine führende Rolle spielte. Aber Roy war so grausam und tückisch, daß er den anderen Gangstern letztlich in nichts nachstand. Er kannte die Methoden des lautlosen Todes. Er kannte wirksame Gifte. Er konnte mit Rasiermessern umgehen —' falls die Opfer gefesselt oder auf andere Weise wehrlos gemacht waren. Er war ein Sadist.
    In der Gang fiel ihm meist die Aufgabe des Chauffeurs zu. Er bediente die Armaturen des schwarzen Buicks, er kochte für Tepper und Vazac, er erledigte Besorgungen, er verrichtete zuverlässig alle Arbeiten, die man ihm auftrug.
    An diesem Tage war es seine Aufgabe, Frank Davies und Betty Oaks im Bungalow zu bewachen.
    Am frühen Nachmittag stand Roy in der Küche und bereitete ein Omelett. Er kochte mit Hingabe, kostete häufig und trällerte vor sich hin. Der Bungalow' war auf seinen Namen gemietet. Der Mann wußte, daß es für ihn nicht ohne Risiko war — angesichts der beiden Gefangenen im Keller. Als sie ihm einfielen, hellte sich sein Gesicht auf. Er würde noch Spaß mit ihnen haben.
    Vor zwei Stunden war der Kontrollanruf vom Boß gekommen. Während der nächsten sechzig Minuten war also nicht zu erwarten, daß das Telefon klingelte.
    Roy griff sich ein Tablett. Er stellte einen Teller mit dem Omelett darauf, ein Glas Bier daneben, legte eine Serviette und Besteck dazu. Er nahm das Tablett und stieg in den Keller hinunter. Auf halbem Wege fiel dem Verbrecher ein, daß er auch die Frau verpflegen mußte. Er stellte das Tablett auf eine Stufe, ging in die Küche zurück und holte einen Kanten hartes Brot. Das mußte für die Silberblonde genügen.
    Zufällig warf Roy einen Blick durch das Küchenfenster, das zur Straße wies. Der Gangster fühlte, wie sich seine Nackenhaare plötzlich sträubten und wie eine kalte Faust nach seinem Herzen zu greifen schien.
    Am Gartentor stand ein Polizist. Er trug die helle Sommeruniform der kalifornischen Staatspolizei, baumelte mit dem Gummiknüppel und fuhr sich mit dem Taschentuch über das schweißglänzende Gesicht.
    Verdammt, dachte Roy Miller, hat dieser Davies doch etwas… Nein, dann würde nicht ein einzelner Bulle hier auftauchen, sondern eine halbe Hundertschaft, und sie würden in Zivil und…
    Jetzt öffnete der Beamte das Gartentor und kam über den mit grünen Platten uusgelegten Rasen auf das Haus zu.
    Der Verbrecher trat schnell zur Seite, so daß er durchs Fenster nicht gesehen werden konnte.
    Jetzt hatte der Cop d,ie Haustür erreicht und

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