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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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vor?
    Er, Davies, hatte jetzt seine Schuld digkeit getan — ebenso Betty Oats als Druckmittel.
    Würde man sie beide laufen lassen?
    Davies erhob sich und streckte die müden Arme. Er fühlte sich elend, hatte lange schon ohne frische Luft auskommen müssen, die Verpflegung war schlecht und einseitig, blonde Bartstoppeln standen in dem gebräunten Gesicht, das Hemd war verschwitzt.
    Der Blonde ging zur Tür, preßte sein Ohr gegen das Stahlblech und lauschte. Aber draußen war alles still, totenstill, so still wie in einer Gruft.
    ***
    Tepper hatte offenbar nicht sehr derb zugeschlagen, denn ich wurde schnell wieder munter. Was mich ins Leben zurückrief, war ein beharrlicher, bohrender Schmerz, der meinen Hinterkopf ausfüllte. Ich biß die Zähne hart aufeinander, versuchte mich zu konzentrieren und schlug langsam die Augen auf.
    Da ich den Kopf auf die Brust gesenkt hatte, fiel mein Blick zuerst auf die rohen Dielen. Sie waren splittrig, faserig und mit billiger Ölfarbe vor vielen Jahren mal bestrichen worden.
    Ich saß auf einem alten, plüschigen Sessel. Meine Arme waren mit dickem Kupferdraht an die wuchtigen Lehnen gefesselt worden. Die Fesselung war fachmännisch. Das sah ich auf den ersten Blick. Ich konnte die Arme nicht rühren. Der Draht schnitt in die Haut. Meine Hände waren schon so taub und gefühllos wie etwas, das nicht mehr zu mir gehört. Die Colt-Pistole war verschwunden.
    Ich hob den Kopf und ließ den Blick kreisen.
    Es war der Innenraum einer Blockhütte. Vermutlich handelte es sich um eine der Jagdhütten in den einsamen Bergen hinter Los Angeles. Die Wände bestanden aus ungeschälten Baumstämmen. Die Ritzen waren mit Brettern vernagelt. Der Raum verfügte außer der schweren Bohlentür über zwei Fenster mit wuchtigen Läden, über eine Feuerstelle, ein uraltes, rostiges Feldbett, einen schäbigen Tisch, zwei Holzstühle und den Sessel, auf den man mich gesetzt hatte.
    Tepper und Vazac hockten auf den Stühlen.
    Teppers Gesicht konnte ich nicht sehen. Der Riese hatte eine Zeitung aufgeschlagen, las offenbar darin und hielt sie so, daß sein Kopf versteckt war. — Vazac drehte mir den Rücken zu. Der Kerl hatte sich rittlings auf den Stuhl gesetzt und blickte zum Fenster hinaus. Ich sah hinter den schmutzigen Scheiben eine mit Büschen bestandene Bergwand. Aus dem Gxün, das nicht mehr saftig und frisch war, sondern schon einen fahlgelben Spätsommerton zeigte, hoben sich ein paar schroffe Felszacken wie drohende Finger hervor.
    Die Zeitung raschelte. Blitzschnell ließ ich den Kopf wieder auf die Brust sinken. Ich schloß die Augen.
    Eine Weile blieb alles ruhig, dann sagte Tepper:
    »Er könnte langsam wieder zu sich kommen. Hab ihn mit meinem Totschläger kaum berührt.«
    »Kaum berührt ist gut«, kläffte Vazac. »Wenn du zuschlägst, geht normalerweise die Schädeldecke flöten.«
    »Nicht, wenn ich vorsichtig bin.«
    Sie schwiegen einige Zeit.
    »Die Idee mit der Leiche ist großartig. Auf diese Weise sind wir alle Sorgen los.« Das war Vazacs Stimme.
    »Ja, auf so etwas kommt nur der Boß.«
    »Er müßte bald hier sein.«
    Tepper räusperte sich, bevor er vor sich hinbrummte: »Wir könnten Cassidy ja noch ein bißchen befragen, bevor wir seine Leiche zum Meilenstein schaffen.«
    »Der Boß will's aber nicht.«
    Als von meiner Leiche die Rede war, lief es mir kalt über den Rücken. Die Kerle hatten also tatsächlich die Absicht, mich umzubringen. Ich verstand das nicht. Es nützte ihnen nichts. Im Gegenteil. Nur von dem lebenden Cassidy konnten sie das Versteck der TV 100-Pläne erfahren, oder hatten sie mich etwa…
    Ich kam mit dem Gedanken nicht zu Ende, denn Tepper stand auf, trat neben mich, packte meine Haare und schüttelte meinen Kopf, daß ich glaubte, der Kerl wolle mich skalpieren.
    »Heh, wach auf.«
    Ich zeigte keine Reaktion.
    Eine schwere Hand legte sich auf meine Schulter, zwei harte Fingerkuppen bohrten sich in die Höhlung am Schlüsselbein. Es kam so plötzlich, daß ich unter dem Schmerz, der wie .ein glühender Draht durch meinen Körper raste, zusammenzuckte. Und damit hatte ich mich verraten.
    Die Hand ließ von mir ab.
    »Hör auf mit dem Unsinn, Cassidy! Du bist so wach, daß man dich als Hofhund benutzen könnte.«
    Ich hob den Kopf und öffnete die Augen.
    Plötzlich vernahm ich einen starken Automotor. Das Röhren der schweren Maschine näherte sich.
    Auch Tepper hatte es vernommen, denn er wandte sich von mir ab und ging zum Fenster, wo sich Vazac

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