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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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Briefe. Mehr nicht. Dann las ich in der Zeitung, daß man ihn sucht. Er sollte einen Mord begangen haben und über wichtige Pläne verfügen. Anfangs konnte ich das nicht glauben. Aber dann, wenige Tage bevor er hier auftauchte, rief er mich an und bat um Hilfe. Ich bestellte ihn her. Am Telefon gestand er kaltschnäuzig, daß alles richtig sei, was die Zeitungen schrieben. Darauf beschloß ich, ihn zu beseitigen und selbst mit den Plänen zu schachern. Ich meine«, ich holte tief Luft, bevor ich mir die nächste Lüge über die Lippen quälte, »ich war berechtigt zu dieser Handlung, denn Korman schuldete mir eine große Summe, und er hatte außerdem…« Ich ließ den Satz wie einen Wassertropfen im Sand versiegen.
    »Was?« fragte Tepper. »Was außerdem…?«
    »Nichts«, wehrte ich ab. »Das ist eine persönliche Geschichte, die nicht hierher gehört. Korman hat mir eine Frau ausgespannt, die ich…«
    »Okay«, unterbrach mich der Riese. »Sie brauchen es nicht zu erzählen.« Er starrte einen Augenblick nachdenklich vor sich hin. »Wovon leben Sie jetzt eigentlich, Mister Cassidy?«
    »Ich war früher Journalist. Jetzt arbeite ich als freier Schriftsteller. Ich schreibe Drehbücher fürs Fernsehen.«
    »Hm.« Er zeigte nicht viel Interesse für meine Arbeit. Sein Kopf ruckte zu Vazac herum. »Dann können wir ja gehen, was? Am besten, wir nehmen ihn gleich zum Boß mit. Was meinst du, Vincent?«
    Der Angesprochene nickte. Ich hatte nichts anderes erwartet. Der Kerl sah aus wie jemand, dem gesagt werden muß, daß man einen Wasserhahn nach rechts rum zudreht.
    »Sie haben Zeit, Cassidy?« Der Riese blickte mich fragend an.
    »Ja.«
    »Wir warten draußen im Wagen auf Sie. Es ist ein schwarzer Buick.«
    »Okay. Ich komme sofort.«
    Sie verließen den Raum, trampelten über die Terrasse und entschwanden aus meinem Blickfeld. Ich ging ins Schlafzimmer und zog einen leichten, hellen Sommeranzug an. Als ich die Colt-Pistole in den Hosenbund schob, klingelte das Telefon. Ich ging hin und nahm den Hörer ab. Ich meldete mich und lauschte, aber keine Stimme drang an mein Ohr. Dennoch war die Leitung nicht tot. Am anderen Ende war jemand, atmete flach und leise und horchte wie ich. Ich vernahm wie aus unendlicher Ferne das Brausen von Straßenverkehr. Ich vernahm ein grelles Tuten. Dann schlug irgendwo eine Kirchturmuhr. Ich blickte schnell auf meine goldene Automatic am Handgelenk. Es war genau zwölf Uhr mittags. »Wer ist dort?« fragte ich Das Schweigen war unheimlich. Niemand antwortete.
    »Idiot«, knurrte ich und legte auf. Als der Hörer die Gabel berührte, klingelte es wieder. Aber diesmal war's nicht das Telefon, sondern die Haustürglocke. Ich öffnete. Vor mir stand ein sommersprossiger Halbwüchsiger in weißem Kittel. Er schleppte einen Korb, in dem sich all die Herrlichkeiten befanden, die ich für mich und meine Nachbarin Norma Bartoli bestellt hatte.
    »Kommen Sie rein, junger Mann! Stellen Sie den Kram in der Küche ab!«
    Der Boy tat, was ich ihm sagte. Aber er blickte sich ängstlich um. Offenbar hatte er gehört, daß ich wegen Mordverdachts im Gefängnis gesessen hatte. Er erw’artete jeden Moment etwas Schreckliches.
    Ich gab ihm ein reichliches Trinkgeld. Er zischte durch den Vorgarten davon, als sei ihm der Teufel auf den Fersen. Er hatte es so eilig, daß er sich nicht mal für das Trinkgeld bedanken konnte.
    Ich grinste vor mich hin. In diesem Augenblick klingelte wieder das Telefon. Ich blieb vor dem Tischchen in der Diele stehen, streckte die Hand aus, zögerte, gab mir dann einen Ruck und schwang den Hörer ans Ohr.
    »Hallo«, sagte ich leise. In der Leitung rauschte es. Wieder vernahm ich den Lärm fernen Straßenverkehrs. Wieder antwortete niemand.
    »Wer zum Teufel ist dort?«
    Nichts.
    Ich legte auf.
    Dann verließ ich das Haus.
    Im Freien war es brüllend heiß. Die Augustsonne traf mich wie ein Schlag. Die Colt-Pistole drückte gegen die Hüfte. Am liebsten hätte ich den Knaller weggeworfen. Aber das war unmöglich. Ich konnte es nicht riskieren, waffenlos zum Rendezvous mit Agenten zu fahren.
    Ich stiefelte durch den Vorgarten, trat auf die in der Sonnenglut schmorende Straße und überlegte, wer der Anrufer gewesen sein konnte.
    Der schwarze Buick stand am Straßenrand. In dem Wagen schien die Luft zu kochen. Irving Tepper hatte es sich auf den Rücksitzen bequem gemacht. Das heißt, er hatte das Jackett abgelegt und sich auf die Polster gestreckt. Für mich war kein Platz

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