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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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bewegte sich parallel zu mir weiter, schlug dann einen sanften Bogen und kam mir langsam genau von vorn entgegen.
    Ich wurde jetzt völlig geblendet. »Weiter!«
    Ich tappte los und sah nichts mehr. Meine Augen begannen zu schmerzen. Als ich die Hausecke erreichte, hatte ich gerade noch Zeit, Teppers Manöver zu begreifen, dann brach ich zusammen, getroffen von einem mörderischen Hieb gegen den Magen. Der Schlag war unverhofft gekommen. Ich hatte nicht angenommen, daß Vazac hinter der Hausecke lauerte. Ich hatte geglaubt, daß er sich neben Tepper befinde.
    Ich lag auf den Knien, hielt die Hände gegen den Magen und versuchte, das Stöhnen zu unterdrücken, das sich gewaltsam Bahn durch meine aufeinandergepreßten Zähne brechen wollte.
    Immer noch wurde ich gut beleuchtet. Und für seinen nächsten Schlag konnte sich Vazac Zeit nehmen. Er placierte seine Fußspitze genau. Er machte sich nicht die Mühe, noch mal mit der Faust zuzuschlagen, sondern trat mir gegen die Kinnlade.
    Durch meine Kiefer zuckte ein grausamer Schmerz, stach bis in den Hinterkopf und löste sich dort in einer grellen Explosion auf. Das war das letzte, was ich fühlte.
    ***
    Der Morgen des nächsten Tages war sonnig. Über der Westküste wölbte sich ein strahlend blauer Himmel. In den Niederungen war es schwül, aber auf den Vorbergen der Rocky Mountains wehte ein erquickender Wind. An den Stränden wimmelte es schon in den frühen Morgenstunden. Auf dem Pazific kreuzten die ersten Segeljachten, und die Badeaufseher hielten die Augen offen und trugen Ferngläser vor der Brust, mit denen sie ständig die Wasserfläche absuchten. Denn hinter Santa Catalina Island hatte man zwei mächtige Haie gesehen.
    Wenig Freude an dem herrlichen Wetter hatte der diensthabende Sergeant des 11. Reviers der Stadtpolizei von Los Angeles. Mitch Barnum saß hinter der Holzbarriere an seinem zerkratzten Schreibtisch, machte Eintragungen in das Protokollbuch und trank ab und zu mißvergnügt einen Schluck Kaffee aus einem weißen Pappbecher.
    Barnum — ein rotgesichtiger, schwerer Mann um die Vierzig — war Junggeselle und pflegte zu Dienstbeginn am Schreibtisch zu frühstücken. Jeden Morgen das gleiche: Schinken-Sandwiches und zweimal Kaffee.
    Das Revier liegt am Wilshire Boulevard, im Norden von Los Angeles, nicht weit von Beverly Hills, wo die Hollywood Stars wohnen. Barnum war von diesen spleenigen Leuten — wie er sie nannte — allerlei gewohnt. Deshalb blickte er nicht auf, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und jemand in die Wachstube polterte.
    »Sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten, Sergeant«, sprudelte eine heisere Stimme aufgeregt hervor.
    Wieder ein Betrunkener, der weiße Mäuse, grüne Ratten und durchschnittene Kehlen sieht, dachte Barnum. Wahrscheinlich wieder blinder Alarm — wie fast immer.
    Barnum setzte den Kaffeebecher ab, drehte sich um und stutzte.
    Der Ankömmling war kein Star, sondern ein Mann, den er, Barnum, flüchtig kannte und den er eigentlich nicht zu den Spleenigen rechnete. Es war Saul Yager, der zu den Lokal-Reportern der »Los Angeles Tribüne« gehörte. Der Journalist war ein großer, athletischer Mann mit schwarzen, kurzgeschorenen Haaren, hartem, braunen Gesicht und kleinen grauen Augen. Er hatte einen leichten Augenfehler. Das linke wich beträchtlich von der normalen Sehachse ab und schielte stark nach innen. Das hatte zur Folge, daß man nie genau wußte, wo der Reporter hinblickte.
    »Wem hat man die Kehle durchgeschnitten, Mister Yager?«
    »Diesem Cassidy, von dem jetzt die Zeitungen voll waren.«
    »Was?« Barnum wurde hellwach.
    »Erzählen Sie mal der Reihe nach.«
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren, Sergeant. Die Leiche liegt in der Nähe des Mul Holland Highways beim Meilenstein 17.«
    »Was reden Sie da?«
    »Es stimmt, Sergeant. Ich habe doch die Leiche selbst gesehen und«, er schlug gegen die Kamera, die vor seiner Brust baumelte, »fotografiert.«
    »Wieso… Woher wissen Sie denn, daß es sich um diesen Cassidy handelt?«
    »Erstens war sein Bild in allen Zeitungen. Zweitens war ich dabei, als er verhaftet wurde. Ich kenne ihn genau. — Also, Sergeant, was ist? Wollen Sie meine Meldung zur Kenntnis nehmen, oder soll ich‘s mal bei einem anderen Revier versuchen?«
    Barnum war bereits auf den Beinen. Er sauste durch eine Tür, die in das Zimmer des Revierleiters führte. Sekunden später tauchte er mit dem grauköpfigen Captain wieder auf, und jetzt bekam Saul Yager Gelegenheit,

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