0388 - Satans Ungeheuer
allein ihr Anblick im Mondlicht reichte. Die Biester in Maikäfergröße, einige von ihnen sogar noch größer, boten mit ihren schwarzen Körpern einen erschreckenden Anblick. Sie wirkten wie kleine, gefährliche Roboter, die stur ihrem Programm gehorchten und sich nicht abschalten ließen. Sie schienen sehr genau zu wissen, daß sich zwei Menschen im Inneren des Wagens befanden.
Ein schwerer Körper landete mit dumpfem Knall auf der Motorhaube.
Es war ein großer Vogel. Er schlug heftig mit den Schwingen und begann, auf die Frontscheibe einzuhacken. Der Schnabel war hart. Plötzlich bildete sich ein Riß im Glas. Der Vogel, fast so groß wie ein Adler, war durchaus in der Lage, die Windschutzscheibe zu zerstören!
Jetzt gab es keine andere Möglichkeit mehr. Sie mußten aus dem Wagen flüchten. Dieser verdammte Riesenvogel, dessen ursprüngliche Ankunft im Dunkeln nicht genau zu bestimmen war, schaffte es, den BMW zu öffnen wie eine Konservendose, und dann kamen die anderen mutierten Ungeheuer. Ameisen, Mäuse, Ratten oder wer weiß was sonst noch an Biestern im Gras lauerte.
»Wir müssen raus…« Diesmal war es Zamorra, der die Feststellung traf. Er tastete nach dem Amulett. Es zeigte immer noch keine magische Bedrohung an. Wie war das möglich? Aber solange es keine Bedrohung meldete, ließ es sich auch nicht zu Schutz und Abwehr einsetzen. In diesem Moment war Zamorra froh, daß er doch den Dhyarra-Kristall bei sich trug.
»Wir müssen versuchen, zum Dorf durchzubrechen«, sagte er. Er nahm den Kristall aus der Tasche. Der Sternenstein funkelte schwach in der Dunkelheit. Zamorra konzentrierte sich auf das, was er bewirken wollte. Eine unsichtbare Faust fegte plötzlich Ameisen und Riesenvogel vom Wagen. Der Vogel schrie durchdringend.
»Jetzt! Wir müssen laufen, so schnell wir können!«
Nicole stieß die Wagentür wieder auf.
Im gleichen Moment kamen die Mäuse und Ratten. Sie sprangen wie eine graubraune Flut kratzend, fiepend und beißend ins Innere des Wagens!
***
Schmerzgepeinigt von den Bissen der Ameisen hatte Fenrir das Dorf erreicht, jagte die Straße entlang und fand das Gasthaus. Mit einem wilden, verzweifelten Satz sprang er die Tür an. Zu seinem Glück konnte er so mit den Pfoten auf dem Griff landen, daß sie sich öffnete und nach innen schwang. Der Wolf katapultierte sich förmlich in die Gaststube hinein, mitten unter die Menschen, größtenteils Männer. Nur drei, vier Frauen waren anwesend.
Ein allgemeiner Aufschrei erklang.
Hilfe! sendete Fenrir telepathisch in das Chaos. Helft mir doch! Sie fressen mich auf!
Aber würde einer der Menschen darauf überhaupt reagieren?
Gut, sie kannten Fenrir und wußten, daß der Wolf friedlich war und zu Zamorra gehörte. Aber sie wußten nicht, daß er Telepath war. Und vielleicht mißverstanden sie sein Eindringen, vielleicht entgingen ihnen die schwarzen Biester, die sich in seinem Fell festklammerten… Er schüttelte sich wild, und plötzlich flogen ein paar von ihnen nach allen Seiten davon.
Da sah er Pascal Lafitte!
Und der wußte von Fenrirs telepathischer Veranlagung! Der hatte als einziger begriffen, daß der Gedankenschrei, der in jedem von ihnen aufgeklungen war, nicht aus dem jeweiligen Menschen selbst kam, sondern von dem Wolf ausgesandt wurde.
Helft mir doch! Sie fressen mich auf!
Lafitte war auch der einzige, der sofort richtig reagierte. »Alkohol!« herrschte er den Wirt an, der verständnislos hinter dem Tresen Salzsäule spielte. »Jede Menge! Her mit dem Zeug!«
Verwirrt wollte Pierre Mostache nach einem Bierglas greifen.
Da brachte Pascal Lafitte das Kunststück fertig, aus dem Stand über die Theke zu flanken. Daß er dabei ein halbes Dutzend Biergläser abräumte, interessierte ihn nicht. Aber im Regal hinter dem Wirt standen die Schnapsflaschen.
Zwei bekam er zu fassen und öffnete sie, indem er ihre Hälse an der Tresenkante zerschlug. Dann schüttete er ihren Inhalt Fenrir über das Fell.
Die anderen Gäste hatten einen Halbkreis um den Wolf gebildet. Ein paar Tische waren gekippt. Innerhalb weniger Augenblicke herrschte Chaos im Raum. Fenrir kreiselte um seine eigene Achse und schüttelte sich immer wieder. Weitere Ameisen flogen aus seinem Fell.
Pascal hatte die beiden nächsten Schnapsflaschen radikal geöffnet und störte sich nicht daran, daß auch Glassplitterchen in Fenrirs Fell landeten. Die würde er schon überstehen, aber der Alkohol konnte erstens die Bißwunden halbwegs desinfizieren und
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