0389 - Der Tote mit meinem Gesicht
nachzudenken.«
Ich nickte verständnisvoll. »Du brauchst immer stärkere Mittel, um dein müdes Hirn in Gang zu bringen.«
Phil ließ sich nicht beirren, »Es dürfte meines Erachtens feststehen, daß der Täter zum engsten Kreis der Bartoli gehört hat. Denn erstens deutete der Mord an der Frau in dem Bungalow darauf hin, daß der Täter die Örtlichkeiten kannte. Zweitens muß Mandys Entführer gewußt haben, daß das Mädchen mit mir über Freddys Verschwinden geplaudert hat. Er kann das nur über die Abhör-Mikrofone erfahren haben, die unter der Theke angebracht sind. Habt ihr die Hawaii-Bar inzwischen völlig durchsucht?«
Ich nickte. »Die Leitungen der Mikrofone führten zu einem versteckten Bandgerät, das im Chefzimmer untergebracht war. Dort wurde alles aufgenommen, was an der Bar gesprochen wurde.«
»Donnerwetter, Die haben sich die Sache was kosten lassen.«
»Das ist nicht mal teuer. Phil.«
»Es bestätigt, daß der Täter zu dem Kreis gehörte. Entweder hat er selbst die Tonbänder abgehört und sich dafür entschieden, Mandy verschwinden zu lassen, Oder er hat die Gespräche von der Bartoli erfahren.«
»So muß es gewesen sein Übrigens Die Kollegen in New York haben aus Tepper und Yazac inzwischen herausbekommen, daß die Bartoli tatsächlich die Chefin war. Aber außer ihr gibt’s noch einen Mann, den sie alle drei — ich meine Tepper, Vazac und Miller — nur wenige Male kurz gesehen haben — mit: Maske. Sie haben ihn beschrieben. Aber mit der Beschreibung ist nichts anzufangen. Es dürfte lediglich feststehen, daß der Kerl groß und kräftig ist.«
»Wie hat er ihnen denn Anweisungen gegeben?«
»Das besorgte die Bartoli als Zwischenträgerin. Oder der Boß rief bei dem Bungalow an, in dem du mit Betty Oats gefangen warst.«
»Hm. Alles nichts, was uns weiterhilft.«'
»Nichts, Phil.«
***
Zwei Tage vergingen, während denen nichts passierte.
Wir hatten uns festgefahren. Wir kamen nicht weiter.
Ein Mörder — vielleicht sogar ein Doppelmörder, falls Mandy Atkings nicht mehr lebte — lief frei herum. Wir hatten nicht die geringste Ahnung, um wen es sich handeln könne.
Die Vernehmungen von Norma Bartolis Bekannten wurden fortgesetzt, zeitigten aber kein Ergebnis. Zwar erhielten wir eine Menge Hinweise, die wir sorgfältig prüften. Aber alles waren tauhe Nüsse.
Phil fühlte sich kerngesund und wollte sein Krankenhausbett so schnell wie möglich verlassen. Aber der verantwortliche Arzt ließ es nicht zu, und die resolute Schwester bewachte meinen Freund streng.
Ich hielt mich wenig im FBI-Gebäude auf. Meistens streifte ich durch die Stadt, wartete auf eine Erleuchtung und saß auf sonnigen Plätzen herum.
Einmal kam mir der Gedanke, ob Mandy Atkings nicht der geheimnisvolle Boß war Aber dann verwarf ich die. Idee wieder. Nach allem, was Phil mir von dem Girl erzählt hatte, war es einfach unmöglich.
Nach dem Schlagring-Mann, von dem F’hil eine vage Beschreibung hatte liefern können, wurde eifrig gefahndet Aber auch dieser Bursche schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
Groß, feist, wirres Haar, offenbar eine Vorliebe für Schlagringe — das war alles, was man von ihm wußte. Damit läßt sich ein Steckbrief nicht füllen.
Ich hielt mich viel in der Gegend um den Firestone Boulevard auf. Zweimal hatte ich mir Mandy Atkings Wohnung angesehen, ohne auf etwas Interessantes zu stoßen. Ich fragte in der Gegend herum. Aber sobald die Leute merkten, daß ich zu den »Bullen« — wie alle Polizisten hier genannt wurden — gehörte, klappte bei ihnen ein Visier ’runter und der Mund zu.
Ich biederte mich mit Betrunkenen in den schäbigen Kneipen an. Ich stand stundenlang an den Straßenecken herum und versuchte Gespräche anzuknüpfen. Ich tat alles, um eine Spur von dem Schlagring-Mann zu finden Aber ich hatte keinen Erfolg. Der Kerl schien nicht aus der Gegend zu stammen. Niemand kannte ihn.
Natürlich hatten wir auch das Archiv durchsucht. Alle Totschläger und Gorillas, die jemals einen Schlagring verwendet hatten und groß und feist waren, wurden unter die Lupe genommen. Leider mußte einer nach dem anderen aussortiert werden. Denn die Männer saßen entweder hinter Gittern, waren nicht mehr unter den Lebenden, oder sie hatten felsenfeste und glaubhafte Alibis.
Am Abend des zweiten Tages nach Walsers Verhaftung saß ich in meinem Hotelzimmer, trank Whisky und hatte deswegen ein schlechtes Gewissen. Ich hatte ziemlich lange dazu gebraucht, mir
Weitere Kostenlose Bücher