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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Crescent Drive 725 wieder voll Leben sein. Die alten Zeiten ließen sich nicht mehr zurückholen, das war klar. Dorothy Malone war keine Sexbombe mehr, aber sie würde all denen, die sie milde belächelt, von oben herab behandelt und längst abgeschrieben hatten, zeigen, daß sie das Comeback als Charakterdarstellerin schaffte.
    Auf der obersten Stufe der Treppe angekommen, fand sie wieder in die Realität zurück. Noch war das Haus tot. Stille überall. Die Gästezimmer und das Dienstbotenhaus standen seit einer Ewigkeit leer. In dem mit italienischen Fliesen ausgelegten Swimming-pool hatte seit undenklichen Zeiten niemand mehr gebadet. War es vor zwei oder gar vor drei Jahren gewesen, daß sie den Reporter hineingestoßen hatte? Nein, es war sicher schon länger her, daß dieser Lümmel ihre Publikumswirksamkeit in Frage gestellt hatte. Seit zwei Jahren tat es schon längst niemand mehr.
    Dorothy suchte das Bad auf und entkleidete sich vor der Spiegelwand. Sie war immer noch schön, eine reife Frau zwar, aber immer noch ansehnlich, sie würde es sich sogar leisten können, eine Nacktszene zu drehen. Davon stand zwar nichts im Drehbuch, aber vielleicht kam dieser Parker noch auf die Idee, eine Nacktszene einzuschieben. Er war einer, der auf der neuen realistischen Welle ritt. Er hatte sich für diesen Film einen italienischen Regisseur kommen lassen, der in Europa durch seine brutalen Streifen berühmt geworden war.
    Nachdem sie sich abgeschminkt hatte, ging sie, nackt wie sie war, durch die Verbindungstür in ihr Schlafzimmer. Sie drehte das Licht an und – schrie.
    Auf ihrem Bett saß ein scheußliches Wesen. Es war etwa einen Meter groß, hatte einen riesigen Kopf, viel zu kurze Arme und kurze, durchgebogene Beine. Seine Haut war durchscheinend, so daß man die Äderchen sehen konnte. Der Hinterkopf hatte noch keine Knochendecke und bestand aus einer weichen Masse, durch die das riesige Gehirn zu sehen war. Das Scheusal sah aus wie ein überdimensionaler Fötus. Wie ein etwa drei Monate alter Fötus von einem Meter Größe.
    Noch immer schreiend wich Dorothy ins Badezimmer zurück. Der Riesenfötus erhob sich vom Bett und kam mit unbeholfenen Schritten auf sie zu. Dabei gab er seltsam schmatzende Laute von sich. Dorothy wich zurück und wartete, am ganzen Leib zitternd, darauf, daß sich der ganze Spuk auflösen würde. Aber das Scheusal kam ins Badezimmer. Dorothy tastete verzweifelt hinter sich, erwischte die Klinke, rannte auf den Korridor hinaus und stolperte die Treppe hinunter. Sie wagte es nicht mehr, sich umzublicken. Sie wollte nur fort, hinaus aus diesem leeren, toten Haus mit seinem unheimlichen Gast.
    Erst als sie den Garten erreichte, wurde ihr bewußt, daß sie nackt war. Sie schlang die Arme um ihren Körper, hörte hinter sich ein Geräusch und drehte sich entsetzt um. Jack stand hinter ihr. Er zog wortlos seinen Morgenmantel aus und legte ihn ihr über die Schulter.
    „Mach mir im Dienstbotenhaus ein Zimmer zurecht!“ sagte sie zähneklappernd. Und als Jack unentschlossen stehen blieb, herrschte sie ihn an: „Hast du nicht verstanden? Willst du, daß ich mir hier draußen den Tod hole?“
    Jack verneigte sich irritiert und verschwand.
    Dorothy blickte zu dem erhellten Fenster ihres Schlafzimmers hinauf. Die Vorhänge bewegten sich leicht, und dann fiel der Schatten des abscheulichen Monstrums darauf.
    Sie preßte ihre Faust auf den Mund, um einen Schrei zu ersticken, und rannte in Richtung des Dienstbotenhauses davon.
     

     
    Wenn man – aus der Richtung des International Airport kommend – vom Sepulveda Boulevard in den Santa Monica Boulevard einbiegt und an dem Schild Beverly Hills vorbeifährt, gerät man in eine andere Welt. Auch wenn man von hier aus nur die Rückfront des Beverly Hilton Hotels zu sehen bekam, so zeigten die gepflegten Blumenbeete, die Palmen und die Eukalyptusbäume, die die Straßen umsäumten, doch an, daß hier das Paradies begann.
    Dorian Hunter war dennoch nicht beeindruckt. Er war nicht von London hierher geflogen, um die Heimstätte der legendären Hollywood-Helden zu bewundern. Er war sozusagen geschäftlich hier. Seine Begleiterin, die den Dual-Ghia mit den Zebrastreifen steuerte und ihn vom Flughafen abgeholt hatte, schien das mißzuverstehen.
    „Geschäftlich?“ hatte sie wiederholt, und ihre dunklen Augen hatten verständnisvoll geleuchtet.
    Ihr rotblondes Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern und den Jaguarmantel, den sie nachlässig

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