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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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– und findet eine Stätte des Grauens.

Der schwarze Lincoln glitt fast lautlos den North Canon Drive hinauf, vorbei an dem Haus 707, in dem Kirk Douglas wohnte und wo in der Garagenhalle die Rolls-Royce und Cadillac der Domestiken standen. Dann bog die Lincoln-Limousine in den North Crescent Drive ein und fuhr die Auffahrt von 725 hinauf – zwei Blocks von Doris Days Palast entfernt.
    Der schwarze Chauffeur in der silbernen Livree bremste den Wagen auf dem kiesbestreuten Rundweg vor dem im spanischen Kolonialstil erbauten Gebäude sanft ab, stieg aus und öffnete die hintere Tür. Er wartete geduldig.
    Zuerst passierte überhaupt nichts, dann kam aus dem Fond ein verhaltener Laut. Es hörte sich so an, als ob jemand einen Schluckauf unterdrücken wollte. Erst nach einer ganzen Weile wurden ein paar recht ansehnliche Beine sichtbar, die in roten Schuhen mit dicker Sohle und hohem, breitem Absatz steckten. Den Beinen folgte eine schlanke, gepflegte Hand, die aus einem giftgrünen Mantelärmel heraussah und sich dem Chauffeur entgegenstreckte.
    „Hilf mir – hicks – Jack!“ sagte eine rauchige Frauenstimme.
    Der Chauffeur, der gewohnt war, seiner Herrin zu solch später Stunde hilfreich unter die Arme zu greifen, kam der Aufforderung wortlos nach.
    Und dann erschien sie in voller Lebensgröße: Dorothy Malone, Filmdiva von gestern und Charakterdarstellerin von morgen.
    „War das eine Party!“ sagte sie schwärmerisch.
    Sie entwand sich dem Negerchauffeur und machte einige ungeschickte Tanzschritte über den Kiesweg. Dabei wirbelte sie ihre Marabustola wie ein Lasso über dem Kopf und lachte glucksend.
    „Das war eine Party, Jack!“ wiederholte sie. „Hedda hatte ein halbes Dutzend Größen aus dem Showgeschäft eingeladen. Nur ein Jammer, daß Billy Wilder nicht kam. Trotzdem war es ein glanzvolles Fest, von dem man noch Monate reden wird. Und man wird vor allem von mir reden. Ich habe ihnen allen die Show gestohlen. Jetzt kann es einfach niemand mehr ignorieren, daß ich wieder auf der höchsten Stufe stehe.“
    „Dort standen Sie doch immer, Dorothy“, sagte der Negerchauffeur.
    Er war schon seit fünfzehn Jahren in ihren Diensten, seit damals, als sie in Beverly Hills zum erstenmal groß ins Gespräch kam und sich ihren ersten Rolls-Royce anschaffte. Jack hatte ihren ersten Aufstieg und ihren Niedergang miterlebt. Zwischen ihnen bestand eine gewisse Vertrautheit, die es ihm erlaubte, wenn sie allein waren, sie mit dem Vornamen anzureden.
    „Machen wir uns nichts vor, Jack“, sagte Dorothy und wurde mit einem mal ernst. „Um mich ist es in der letzten Zeit ziemlich still gewesen. Ich konnte es nicht verkraften, daß mich als Sexbombe keiner mehr sehen wollte und die Produzenten sich mit dem Gedanken nicht anfreunden konnten, meine schauspielerischen Fähigkeiten einzusetzen. Aber das ist jetzt alles anders. Ich habe die Rolle in Clarissa bekommen.“
    „Das freut mich für Sie, Dorothy“, sagte Jack, und es klang ehrlich.
    „Jetzt wird alles anders“, wiederholte Dorothy. „Erinnere mich morgen daran, daß ich sofort eine Annonce aufgebe! Ich brauche mehr Personal. Wenn der Wirbel um mich erst richtig losgeht, wirst du den Aufgaben nicht mehr gewachsen sein. Und dann …“, sie trat wütend gegen den Vorderreifen des Lincolns, „… lasse ich dieses häßliche Vehikel verschrotten. Ich kann diese schwarze Karosserie nicht mehr sehen. Du bekommst einen Cadillac, Jack. Einen knallgelben Cadillac. Der paßt gut zu deiner Hautfarbe. Und dann schaffen wir einen regenbogenfarbenen Rolls-Royce an. Und dann …“ Sie seufzte. „Jetzt bin ich müde.“
    Sie ließ die Marabustola fallen und ging auf unsicheren Beinen auf das Haus zu. Am Vormittag die Verhandlungen mit dem Produzenten, diesem Jeff Parker, dann die Besprechung mit Arnie, ihrem Agenten, der die einzelnen Punkte des Vertrages mit ihr durchging, und schließlich die überraschende Einladung zu Hedda Bishops Party. Hedda mußte blitzschnell geschaltet haben, als sie davon erfuhr, daß Dorothy die Rolle in dem Film bekommen hatte. Jetzt würden sich wieder alle um sie reißen, sie gehörte auf einmal wieder zur höchsten Spitze. Was ein Film alles ausmachen konnte! Ihre Schritte hallten gespenstisch durch das wie ausgestorben daliegende Haus, und es fröstelte sie, als sie die geschwungene Freitreppe ins schoß hinaufstieg.
    Es war tatsächlich ein totes Haus. Aber das würde sich nun schlagartig ändern. In einigen Tagen würde North

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