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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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sie in diesem Machwerk die Hauptrolle gespielt hatte.
    Dorothy Malone lächelte unergründlich, und er fühlte sich durchschaut.
    „Sie sind so, wie ich Sie mir vorgestellt hatte“, meinte sie. „Sie passen irgendwie nicht zu Jeff, der zwar ganz charmant sein kann, aber doch nur ein oberflächlicher Junge ist. Für ihn ist alles nur ein Spiel. Geldverdienen, Filmemachen, Frauen. Ich wette, Sie haben mehr Tiefgang. Sie sind der Prototyp des geheimnisvollen Fremden, der kommt und wieder in der Nacht verschwindet. Ehrlich, Sie haben so etwas Dämonisches an sich, das mich fasziniert.“
    „Das sagen alle Frauen“, entgegnete Dorian.
    Dorothy Malone war eingeschnappt, fing sich aber sofort wieder. Ihr wesenloses Lächeln war sogleich wieder auf ihre Züge gezaubert.
    „Ihre Kaltschnäuzigkeit imponiert mir nicht, Dorian. In London findet man das in gewissen Kreisen vielleicht shocking, aber bei uns beginnt jeder Statist mit dieser Masche. Ich könnte mir vorstellen, daß zu Ihnen die Rolle des Roland passen würde. Haben Sie ihn deshalb kommen lassen, Jeff?“ „Dorian ist nicht von der Branche“, sagte Jeff Parker. „Er war früher Reporter und jetzt … Ja, was machst du jetzt eigentlich, Dorian?“
    „Ich bin Jäger.“
    „Nur so?“ fragte Dorothy.
    „Nur so“, bestätigte Dorian leicht grinsend.
    „Mr. Hunter, der Jäger“, sagte sie äußerst spöttisch. „Wirklich sehr einfallsreich.“
    Dorian ignorierte sie und blickte Jeff scharf an. „Ich bin nur in meiner Eigenschaft als Jäger nach Hollywood gekommen. Jeff hat versprochen, mir einige wichtige Tips zu geben, wie man sich am besten an das Wild heranpirscht.“
    „Ich habe verstanden“, sagte Dorothy Malone. Sie warf ihr leeres Glas hinter sich und rauschte davon. „Ich wünsche noch viel Vergnügen!“
    Jeff starrte Dorian an und schüttelte verständnislos den Kopf.
    „Was hat sie dir denn getan, alter Junge, daß du sie so vor den Kopf stößt? Das wird sie dir sicherlich nie vergessen. Sie ist eine sensible Mimin und hat sich zu einer großen Schauspielerin gemausert. Ich gebe ihr die Chance, sich im Charakterfach zu etablieren, und du wirst sehen, daß sie ähnlich herauskommt wie Liz Taylor nach Virginia Woolf. Ich muß nur aufpassen, daß sie festen Boden unter den Füßen behält. Sie scheint irgendwelchen Kummer zu haben. Dadurch ist sie leicht reizbar und neigt zu hysterischen Anfällen.“
    „Warum sagst du mir das alles?“ fragte Dorian angriffslustig.
    „Ich möchte dich auf andere Gedanken bringen.“ Jeff ergriff ihn am Arm. „Bist du mir ernsthaft böse, daß ich dich aus London, diesem tristen Kaff, weggelockt habe, Dorian?“
    „Ich habe in diesem tristen Kaff eine verantwortungsvolle Aufgabe übernommen“, antwortete Dorian. „Ich kann es mir nicht leisten, meine Zeit als Partyhai zu vergeuden.“
    „Und was hat Dr. Fuller damit zu tun?“ fragte Jeff. Und als er keine Antwort erhielt: „Gut, gut, ich will nicht neugierig sein. Ich konnte auch nicht wissen, daß du so schwer beschäftigt bist. In Beverly Hills bist du jedenfalls an der falschen Adresse, wenn du den Schönheitschirurgen suchst. Er ist vor etwa einem halben Jahr nach Europa verschwunden.“
    „Ich weiß. Ich habe ihn dort getroffen“, sagte Dorian.
    Dr. Fuller war damals – wie er selbst und seine anderen sieben Brüder – dem Ruf der Gräfin von Lethian gefolgt. Danach war er spurlos verschwunden. Es konnte sein, daß er nicht mehr am Leben war, doch das wollte Dorian nun nicht mehr so ohne weiteres glauben. Er mußte sich Gewißheit verschaffen.
    „Hast du nichts über ihn in Erfahrung gebracht, Jeff?“ fragte er.
    „Doch, eine ganze Menge sogar. Aber das betrifft alles nur seine Vergangenheit. Ich glaube nicht, daß es dir weiterhelfen wird.“
    „Versuchen wir es.“
    Jeff stieß pfeifend die Luft aus. Als einer der livrierten Diener vorbeikam, griff er sich ein Glas Whisky vom Tablett.
    „Als ich vor zwei Monaten mein Domizil in Beverly Hills aufschlug, war Fullers Ära schon längst vorbei, aber er war immer noch in aller Munde.“ Er trank einen großen Schluck Whisky und fuhr fort: „Alles, was in Beverly Hills Rang und Namen hatte und an diesem oder jenem Makel litt, fuhr zu Fuller in den Carmelita Canyon hinaus. Er machte die besten Nasen- und Brustkorrekturen, wie man mir versicherte. Man konnte sich in sein Sanatorium zu einer Schönheits- und Verjüngungskur begeben, aber man konnte dort auch alles andere – angefangen von

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