039 - Der schwarze Abt
Verhandlung kommt.«
Arthur Gine zuckte die Schultern.
»Was soll da schon brenzlig sein, bei einem Darlehen -?«
»Aber Sie waren der Anwalt Welmans, dessen geistiger Zustand ihn auch für die kleinste geschäftliche Transaktion unfähig machte. Ich sage Ihnen, die Sache sieht häßlich aus, und die Anwaltskammer dürfte Sie mit unangenehmen Fragen behelligen.« »Was noch?«
»Eine Forderung von zwölfhundert Pfund, Möbel für das Willow-Haus, und eine weitere des Verkäufers für den Rest der Kaufsumme.«
Arthur Gine lehnte sich zurück.
»Alles zusammen?«
»Ungefähr sechstausend Pfund. Können Sie sie beschaffen?«
»Nein.«
»Ein Wechsel?«
»Wer sollte für den bürgen?«
Gilder kratzte sich am Kinn.
»Vielleicht der Graf von Chelford?«
Gine lachte leise.
»Was würde er wohl sagen, wenn ich ihm mit einem solchen Vorschlag käme? Sie scheinen vergessen zu haben, mein Teuerster, daß ich für ihn der Bruder einer jungen Dame bin, die an ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag annähernd eine halbe Million Pfund erbt. Und ich bin nicht allein ihr Bruder, sondern auch der Treuhänder. Obendrein verwalte ich das Vermögen der verstorbenen Lady Alford. Nein - Harry Alford ist ein Trottel, doch immerhin kein so großer, daß er nichts merken würde, ganz abgesehen davon, daß alles Geschäftliche vom zweiten Sohn abgewickelt wird.«
»Sie meinen Richard Alford? Warum nennen Sie ihn so?«
»Weil er seit seiner Kindheit als der zweite Sohn bekannt ist! Ein listiger Teufel - manchmal frage ich mich, ob er nicht vermutet, daß Leslies Vermögen nichts weiter als Dunst ist.« »Dunst?« wiederholte Gilder.
»Das sollten Sie doch wissen - seit acht Jahren leben wir davon! Die Croupiers von Monte Carlo haben eine ganze Menge davon zusammengerecht, und verschiedene Buchmacher bauten sich schöne Landhäuser von ihrem Vermögen. Dunst? Nicht vor zehn Jahren - da waren es Zweihunderttausend Pfund. Aber heute?«
»Was erhoffen Sie sich eigentlich von dieser Heirat? Geld gibt's da doch nicht.«
Mr. Gine schmunzelte.
»Bevor ich Zeit und Geld darauf verwandte, ein Haus unweit von Fossaway zu kaufen und Leslie mit dem Grafen in Verbindung zu bringen, habe ich mich als vorsichtiger Mensch natürlich eingehend über seine Lage orientiert. Bargeld besitzt er wenig, aber nur, weil sein Bruder in keinen größeren Landverkauf einwilligt. Grob taxiert ist Harry Alford eine Viertelmillion Pfund wert -nicht mitgerechnet den vergrabenen Schatz.«
Ein Schreiber trat ein, um ein Dokument unterzeichnen zu lassen. Als er wieder gegangen war, fragte Gilder:
»Und Ihre Schwester glaubt immer noch, eine reiche Erbin zu sein?«
»Sie gibt sich dieser Illusion hin! Oder können Sie sich vorstellen, daß sie sonst diese Schaumschläger ei dulden würde? - Sechstausend Pfund! Augenblicklich eine höllische Menge Geld für mich! Und als Black Satin im Drayton Handicap um einen Kopf geschlagen wurde, verlor ich dreimal soviel! Das einzige, was mir übrigbleibt, ist, die Hochzeit zu beschleunigen.«
»Ist mit dem Gut in Yorkshire nichts zu machen?«
Gine schnitt eine Grimasse.
»Der Handel hätte mir zwanzigtausend Pfund eingebracht, denn ich überzeugte mich persönlich vom Vorhandensein eines starken Kohlenflözes. Aber der zweite Sohn - der Teufel möge ihn holen! - ließ meine Strohmänner glatt abfahren.«
Ein langes Schweigen.
»Und was nun?« wagte Gilder schließlich zu fragen.
»Ich bin am Ende mit meiner Kunst. Haben Sie keinen gescheiten Einfall?«
»Geben Sie mir fünf Minuten Zeit zum Überlegen«, erwiderte Gilder und verließ den prunkvollen Raum.
7
Als er in sein eigenes Büro kam, händigte ihm die Stenotypistin einen Brief aus, der von einer wenig schreibgewohnten Hand an ihn persönlich adressiert war. Ohne irgendeine Einleitung begann er:
›Seine Gnaden studiert Tag und Nacht ein Buch, das vergangenen Dienstag aus Deutschland kam und sehr alt sein muß, denn der Druck ist so verzwickt, daß ich den Titel nicht entziffern konnte. Auch sandte ihm sein Londoner Antiquar einen Plan der früheren Fossaway-Burg. - Mr. Alford verkaufte die Red Farm für 3500 Pfund.‹ - Bei dieser Stelle lächelte der Bürovorsteher. -›Miss Gine kam gestern zum Tee und ging hinterher mit ihrem Verlobten im Park spazieren. Es wird viel vom Schwarzen Abt gesprochen. Zuerst wurde er von Thomas Elvin, dem etwas blöden Sohn des Kuhhirten gesehen, dann vom Krämer Cartwright, beide Male bei der Ruine. Ein Käufer für das
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