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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schärfste Beobachter keine Spur einer solchen zwischen Dick Alford und seinem Halbbruder entdecken können. Ein breitschultriger Athlet mit wettergebräuntem Gesicht -seine blauen Augen musterten mit einem spöttischen Lächeln den Diener, mit dem er sich gerade unterhielt. Er schob die Schreibmaschine beiseite und steckte sich die Pfeife wieder an.
    »Der Schwarze Abt? O Gott! Haben Sie ihn gesehen, Thomas?«
    »Ich nicht, Sir. Aber Mr. Cartwright ...« Und Thomas lieferte einen anschaulichen Bericht über das greuliche Erlebnis des Dorfkrämers. »Wer weiß, ob der Schwarze Abt nicht auch an dem Feuer schuld ist, das während der Erholungsreise des Vikars im Pfarrhaus ausbrach?«
    »Das genügt, Thomas! Was Mr. Cartwright betrifft -entweder war er betrunken, oder er sah einen Schatten ...« Er blickte auf den Rasen hinaus, den das bläulichweiße Licht des Vollmonds übergoß. »Bei solchem Mondlicht bildet man sich häufig ein, seltsame Dinge zu sehen. - Hat Lord Alford übrigens nicht jede Diskussion über den Schwarzen Abt verboten?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann halten Sie also den Mund!«
    An seiner Pfeife saugend schlenderte Dick zur Bibliothek.
    Der dreiarmige Kronleuchter war nicht angedreht. Nur die beiden grünbeschirmten Lampen rechts und links auf dem Schreibtisch brannten und machten den Raum noch düsterer.
    Beim Anblick des Bruders furchte Lord Alford die Stirn.
    »Wirklich, Dick, mir wäre es sehr lieb, wenn du im Hause nicht in Hemdsärmeln und Breeches herumliefest! Es sieht scheußlich aus.«
    »Ist aber hübsch warm heute abend.« Dick setzte sich. »Können deine Nerven den Geruch von anständigem Tabak vertragen?«
    Harry rutschte unbehaglich auf dem Stuhl und zog ein goldenes Zigarettenetui hervor.
    »Lieber einen Pfeifenkopf Shag als hundert deiner Stänker«, grinste Dick. »Gegen Zigaretten will ich nichts sagen, aber parfümiert!«
    »Wenn sie dir nicht gefallen, kannst du ja wieder gehen! Äh - hast du diesen Zeitungsartikel gelesen? Er ist zwar nicht unfreundlich gegen mich, aber wie konnte der Reporter das Ganze überhaupt in Erfahrung bringen?«
    Dick überflog die Zeilen.
    »Weiß ich's? Unser Spuk macht uns jedenfalls berühmt!«
    »Kannst du überhaupt nichts ernst nehmen?« erboste sich Harry. »Du siehst, wie es mich aufregt, kennst den Zustand meiner Nerven - aber was kümmert's dich?«
    »Gut, ich bin jetzt ganz ernst. Du siehst total erschöpft aus. Hast du für heute nicht genug gearbeitet?«
    »Laß den Blödsinn!« Verdrossen wandte sich Harry ab, spielte nervös mit den Seiten des vor ihm liegenden Buches und warf dann einen bezeichnenden Blick zur Tür.
    Aufstehend beugte Dick den Kopf über das aufgeschlagene Buch. Aber der Text war althochdeutsch, und Dicks Fremdsprachenkenntnisse beschränkten sich auf HotelFranzösisch.
    Lord Alford lehnte sich mit einem Seufzer zurück und wies mit ausladender Geste auf die Bücherregale.
    »Du hältst mich wohl für einen Narren, weil ich meine Zeit darauf verwende - anstatt mich mit Leslie zu amüsieren?«
    »Stimmt. Vom Bräutigam merkt man nicht viel bei dir!«
    Harry lächelte überlegen.
    »Was würdest du sagen, wenn ich dir erklärte, daß ich auf halbem Wege bin, den Chelfordschatz aufzuspüren?«
    Er zog eine Schublade auf und entnahm ihr ein in Pergament gebundenes, vergilbtes Bändchen. »Hör zu: -
    ›Am Fünfzehnten des Monats, dem Tag des heiligen Jacobus, kehrte Sir Walter Hythe von seiner Kreuz- und Querfahrt in den Spanischen Meeren, für deren Unkosten ich erstmalig dreitausendachthundert Pfund und dann nochmals achttausend Pfund bei dem Lombarden Bellitti aufgenommen hatte, zurück. Mit sich brachte Sir Walter Hythe auf zehn Wagen eintausend Barren Gold, jeder fünfunddreißig Pfund schwer, die von den spanischen Schiffen Esperanza und Escurial stammten. Diese Barren soll er, wenn die Trockenheit andauert, an den sicheren Platz schaffen, da es mich unklug deucht, den Lordkanzler hiervon in Kenntnis zu setzen - wegen der Habsucht der Königin. - Des weiteren brachte er das Kristallfläschchen voll Lebenswasser mit, das ein Priester des Aztekenvolkes dem Don Fernando Cortez überreichte, und von dem ein Tropfen auf die Zunge genügt, um selbst Tote aufzuwecken, wie Pater Pedro von Sevilla geschworen hat. Dieses Fläschchen will ich selbst mit großer Achtsamkeit im Schatzlager verstecken. Sir Walter Hythe erlaubte ich, einhundert Barren für sich zu behalten, was er mit höflichem Dank tat. Sodann stach er von

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