Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
039 - Flucht in die Todeszone

039 - Flucht in die Todeszone

Titel: 039 - Flucht in die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
brackigen Pfuhlen auf Menschen lauern.«
    Auch Matt musste schlucken. Er zweifelte nicht daran, dass Aruula in Orvilles Geist geschaut hatte. Was nicht bedeutete, dass sie dort die Wirklichkeit gesehen hatte. Schließlich handelte es sich nur um Orvilles Phantasien. Oder wusste er mehr darüber?
    »Schlafen wir erst mal drüber.« Matt schälte sich aus der Kombination und legte sich aufs Bett. Sein Kopf hatte das Kissen noch nicht berührt, als Aruulas Atemzüge verkündeten, dass sie eingeschlafen war.
    Matt schaute an die Decke und dachte über Aruulas telepathische Gabe nach. So nützlich sie meist auch war - sie war auch dafür verantwortlich, dass Aruula von den zwei Nummern erfahren hatte, die er mit der Streunerin Rhian in Philadelphia und Major Dayna DeLano in den Untiefen des Arlingtoner Pentagon-Bunkers geschoben hatte, [2] noch bevor er die Fehltritte von sich aus hatte beichten können. Glücklicherweise hatte Aruula ihm vergeben - nachdem sie ihm eine ordentliche Abreibung verpasst hatte. Sein Kinn schmerzte immer noch ein wenig, wenn er es betastete.
    Fast noch mehr schmerzte ihn aber, dass auch Aruula ihn betrogen hatte. Mit Rulfan, ihrem gemeinsamen Freund, dem Albino, dessen Vater ein britischer Techno und dessen Mutter eine Barbarin gewesen war. Auch Matt hatte ihr vergeben, doch der Stachel saß tief. Im Grunde war er froh darüber, dass sich ihre Wege so schnell wieder getrennt hatten: Rulfan war mit Dave McKenzie unterwegs nach England, um die dortigen Communities über die Absichten des Weltrats zu unterrichten.
    Dave… Mit ihm hätte Matt gern noch ein paar Monate verbracht, um Erinnerungen auszutauschen. Der Wissenschaftsastronaut war damals zusammen mit ihm und den anderen Piloten in die Zukunft geraten, als dieser verdammte Komet…
    Matts Gedanken verwischten, die Erschöpfung übermannte ihn. Kurz darauf schritt auch er durch das Tor zum Land der Träume. Er fand sich in der verschneiten Bergwelt der Alpen wieder, hing im Sitz seiner abgestürzten Maschine und starrte halb betäubt die Riesenratten an, die sich ihm näherten…
    Als Matt schweißgebadet erwachte, klopfte unter ihm jemand mit fester Hand an die Tür des Gasthofes. Bemüht, einen klaren Kopf zu gewinnen, stand Matt auf, öffnete leise das Fenster und warf einen Blick hinaus. Unter ihm stand eine dunkle Gestalt in einem Kapuzenumhang. An ihrer Hüfte baumelte ein Kurzschwert.
    Die Tür des Gasthofes schwang auf und im Licht der Kerze, die der Wirt in der Hand hielt, sah er das hellhäutige Gesicht einer schlanken Frau. Er schätzte sie auf Ende zwanzig. Ihre Bewegungen waren katzenhaft, und offenbar wusste sie sich auch zu artikulieren. Obwohl Matt kein Wort ihrer gemurmelten Konversation verstand, verbeugte sich der Wirt geradezu ehrfürchtig und ließ sie eintreten.
    ***
    März 2018
    Nachdem die Dunkelheit gewichen war, wehten heftige Eisstürme über das Land. Nicht nur marodierende Menschenfresser machten den Überlebenden das Dasein schwer. Die Automaten, die durch den verschneiten Talkessel rollten und nieder mähten, was sich bewegte, ließen nur selten zu, dass jemand an die Oberfläche ging. Die meisten Automaten waren dem Klima zum Opfer gefallen, doch einige führten den letzten Befehl aus, den sie vor dem Einbruch der Nacht bekommen hatten: Töte, was sich bewegt!
    Man unternahm mehrere Versuche, die Tiefe zu verlassen und die Oberwelt zu schauen. Die Kinder der Armysten kannten sie nicht und scherten sich nicht um sie. Die Kannibalen, von denen ihre Eltern erzählten, nahmen ihnen jede Ambition, die Welt unter dem Eis zu verlassen. Doch jene, die noch an der Oberwelt geboren waren, sehnten sich nach der Sonne. Wenn sich eine Gelegenheit bot, schlichen sie durch das Labyrinth zur Pforte, um sich umzuschauen.
    Auch Anna Kusnezova ging ins Licht, schlug sich nach Fort Clark durch und stieß dort auf unter gewaltigen Schneemassen ächzende Ruinen. Es war so hell an diesem Ort, dass sie kaum etwas sah. Die Stille umfasste alles. Nichts rührte sich in der eisigen Landschaft. Der Himmel war von stählernem Grau.
    Schließlich stieß sie auf einen rostigen Automaten, der in der Nähe Kreise zog, als hätte er einen Schaden. Er verharrte, als er das Knirschen ihrer Schritte im Schnee hörte, und Kusnezova, die sich hinter eine halb umgestürzte Mauer duckte, hielt den Atem an.
    Sie musterte mit halb zugekniffenen Augen das Feuerrohr des Automaten. Ihre Stirn war trotz der Kälte nass von Schweiß, als sie das Magazin

Weitere Kostenlose Bücher