0390 - Der Fluch des Asmodis
alle Gegner auszuschalten.«
»Merlin konnte es blockieren«, sagte Teri.
»Aber nur unter Aufbietung aller Kräfte und Macht, wie du selbst berichtest«, entgegnete Zamorra. »So etwas gelingt nicht oft. Ein Ungeheuer hätte ausgeschaltet werden können, die anderen könnten den Höllengegnern dann mühelos den Garaus machen.« Er sah Amos an. »Ihr habt bestimmt nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit darauf verzichtet.«
Amos grinste.
»Stimmt«, sagte er. »Aber es war ungeheuer aufwendig, dieses Mischwesen zu gestalten. Der Nutzen stand schließlich doch in zu geringem Verhältnis zum Aufwand. Ich sagte schon, daß es mehrere Jahre dauerte, und es wurden viele Kräfte dazu benötigt. So etwas kann man nicht oft machen. Und es ist auch nie wieder gemacht worden. Dieses Ungeheuer ist das einzige seiner Art, es gibt kein zweites mehr.«
»Es sei denn, du hast Erinnerungslücken«, spöttelte Zamorra. »Mit denen wärest du eigentlich der ideale Politiker.«
»Ich weiß, daß es kein weiteres Ungeheuer gab. Denn auch wenn Merlin es nach dem Tod von nur fünf Druiden blockieren konnte, hatte es seinen Zweck erfüllt. Wir hatten eine Weile Ruhe und konnten wieder relativ ungehindert an der Ausbreitung unserer Macht arbeiten. Um jenes Jahrtausendereignis zu verhindern, war es allerdings zu spät.«
Zamorra fuhr sich mit der Zunge über die trocken werdenden Lippen.
»Damals warst du Fürst der Finsternis«, sagte er. »Diesmal stehst du auf der anderen Seite. Du bist verpflichtet, uns zu helfen. Es ist in Merlins Sinn.«
»Wie soll ich euch helfen?« fragte Amos. »Es liegt nicht in meiner Macht. Ich sagte es schon einige Male: Das Ungeheuer ist unbesiegbar. Selbst Lucifuge Rofocale könnte es nicht töten. Es kann sich jedem Zugriff entziehen und sich dann dagegen wappnen. Beim zweiten Mal wirkt dieselbe Magie nicht mehr.«
»Das kann ich nicht gelten lassen«, fuhr Teri auf. »Du hast das Biest damals erschaffen, du kannst es auch wieder vernichten. Aber du willst es nicht. Du willst, daß Gryf und ich und vielleicht noch andere Druiden sterben. Teufel bleibt Teufel!«
Amos’ Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Grimasse. »Du lügst«, fuhr er sie an. »Ich habe mich von der Hölle losgesagt. Ohne das hätte Merlin mich niemals als seinen Nachfolger eingesetzt. Und Caermardhins Magie würde mich nicht akzeptieren.«
Teri zitterte trotzdem noch vor Wut. Sie ging nicht von ihrer Meinung ab.
»Du wirst mir und den anderen das Gegenteil beweisen müssen«, schrie sie. »Erst, wenn du ein paar deiner Artgenossen getötet hast, werde ich glauben, daß es in dir wirklich eine Wandlung gegeben hat.«
»Ich habe mich losgesagt, aber ich bin kein Verräter an meiner Art. Das habe ich euch schon gesagt, als ihr wolltet, daß ich gegen Astardis zu Felde ziehe. Es reichte, daß ich bei seiner Beschwörung half. Ich werde nicht selbst die Hand gegen einen meiner Rasse erheben. Das könnt ihr nicht verlangen.«
»Aber diese Kreatur ist doch kein Dämon«, sagte Zamorra. »Sie ist nur ein Werkzeug. Eine Maschine.«
Amos nickte. »Trotzdem kann auch ich sie nicht töten. Ich kann nicht mehr, als Merlin konnte. Kennt ihr die Geschichte vom Zauberlehrling? Die Geister, die er rief, wurde er nicht mehr los… das hier ist so ein ›Geist‹.«
»Es kann nicht sein«, keuchte Teri.
»Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit«, sagte Zamorra langsam. »Du sagtest vorhin, du hättest das Ungeheuer erweckt, indem du einen Fluch gegen die Silbermond-Druiden aussprachest, Sid.«
»Ja.«
»Der Fluch war also gewissermaßen das Signal zum Erwachen? Vorher war die Bestie tot, oder besser: nicht belebt?«
»Ja«, widerholte Amos.
»Was geschieht, wenn du diesen Fluch zurücknimmst?« fragte Zamorra.
Teri hielt neben ihm den Atem an.
Sid Amos stutzte. »Den Fluch zurücknehmen…«, murmelte er überrascht. Dann aber schüttelte er nach einigem Überlegen den Kopf.
»Es wird nichts nützen«, sagte er. »Es ist zweitausend Jahre her. Inzwischen dürfte das Ungeheuer sich verselbständigt haben. Das Erfüllen des Fluches ist sein Lebensinhalt. Es ist sinnlos. Ihr werdet euch damit abfinden müssen.«
***
Das tropfnasse Ungeheuer stand wie erstarrt. Die weißen, pupillenlosen Augen fixierten Gryf, der bewußtlos zusammengebrochen war. Anscheinend überlegte das Ungeheuer, ob er bereits tot war oder nicht. Oder ob er sich nur tot stellte…
Das Wasser aber schien ihm nicht geschadet zu haben. Oder es war noch zu
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