0390 - Ich folgte der Teufelsspur
bei uns nicht.«
»Das ist auch nicht Sinn der Sache«, widersprach ich. »Aber wir sollten wirklich zu dritt reden.«
Tasso überlegte einen Moment, bevor er nickte und sich somiteinsichtig zeigte. »Kommen Sie in unser Gästezelt!«
Wir waren einverstanden.
Das Gästezelt lag ein wenig abseits, war am nahen Waldrand aufgebaut und besaß ein Vorzelt, wobei der Eingang des normalen Zelts hochgeklappt war.
Wir kamen zwar nicht in die Behausung eines arabischen Scheichs, ähnlich empfanden wir jedoch, denn unsere Schritte wurden durch einen dicken Teppich so gedämpft, daß sie nicht zu hören waren.
»Es ist eine Art Beratungszelt«, erklärte Tasso und deutete auf die Sitzkissen. »Bitte.«
Wir setzten uns im Kreis hin. Zwischen uns stand ein sechseckiger Tisch.
Tasso gab sich sehr selbstsicher. »Sie gestatten, daß ich mir Ihre Ausweise anschaue?«
»Natürlich.«
Er bekam sie zu sehen, gab sie uns zurück und sagte: »Tatsächlich von Scotland Yard.«
»Haben Sie das nicht geglaubt?« fragte Suko.
»Nein. Meine Erfahrungen mit Polizisten sind nicht immer die besten gewesen. Ich habe mir oft Lügen anhören müssen, aber das scheint ja hier nicht der Fall zu sein.«
»Wir wollen mit offenen Karten spielen«, übernahm ich wieder das Wort. »Ihnen sind die Vorfälle der letzten Zeit bekannt?«
»Ja, das war nicht zu vermeiden. Es hat drei Tote gegeben.«
»Richtig. Und nicht nur das. Die Leichen sind zu Staub zerfallen. Heute starb übrigens die vierte Person, eine Frau namens Betty Jordan. Sagt Ihnen der Name etwas?«
Tasso schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht.«
»Aber Sie sind über die Teufelsspur informiert?« erkundigte ich mich.
Für einen Moment wurde sein Blick lauernd. »Sollte ich?«
»Es wäre besser.«
Er lächelte. »Irgendwie habe ich Vertrauen zu Ihnen beiden gefaßt.«
»Okay, ich will es Ihnen sagen. Natürlich bin ich über die Vorgänge informiert.«
»Woher?« fragte Suko.
Wir erhielten eine überraschende Antwort. »Nicht erst durch die Bewohner von Devon. Ich wußte viel früher, was hier an dieser Stelle gelaufen war.«
»Was denn?«
»Sie wissen es ebenfalls«, erklärte uns der Mann. »Vor 150 Jahren gab es die ersten Toten. Drei Männer und ein kleines erfrorenes Zigeunermädchen. Und dieses Mädchen gehörte zu unserer Sippe. Es war praktisch eine Vorfahrin von uns.«
Das wunderte uns. Suko schaltete schnell. »Dann ist Ihr Besuch hier nicht ganz zufällig?«
»Ja und nein. Wissen Sie, unsere Sippe ist zwar nicht seßhaft, aber ineinem gewissen Sinne schon, denn wir haben uns England als Heimat ausgesucht. Wir ziehen durch die britischen Inseln, die wir so gut wienicht verlassen hatten, im Gegensatz zu anderen Sippen, die sich das Festland als Heimat ausgesucht haben. Es ist einige Wochen her, da verspürten wir einen gewissen Zwang, an diesem Ort zu erscheinen.«
»Wie äußerte sich dieser?« wollte ich wissen.
»Ich kann es nicht genau erklären, weil ich ihn nicht so stark verspürte. Es war ein junges Mädchen namens Sarita, das unbedingt an diese Stelle wollte.«
»Können wir sie sprechen?«
»Im Moment nicht. Wir haben sie zum Einkaufen in den Ort geschickt. Mich wundert es, daß sie noch nicht zurückgekehrt ist. Außerdem sollte sich Sarita einmal in Devon umschauen. Sie ist sehr sensitiv veranlagt. Wie ich Ihnen schon erklärte, war die erste Tote eine Verwandte von ihr.«
»Nach ihr haben wir auch gesucht.«
»Wie das?«
Ich runzelte die Stirn. »Wie es scheint, hat sie in Devon einige Schwierigkeiten bekommen.«
»Mit den Leuten da?«
»Auch.«
Tasso sprang auf. Plötzlich war er sehr erregt. »Sie müssen reden, ich bitte Sie! Es ist wichtig.«
»Setzen Sie sich erst mal wieder. Genaueres wissen wir auch nicht, aber Zeugenaussagen ergaben, daß Sarita in die Hände zweier Rocker gefallen ist.«
Tasso schwieg. »Und dann?«
Ich hob die Schultern. »Es gibt Leute in Devon, die sie mit einer Hexe verglichen haben.«
»Woher wissen sie das?«
Tasso hatte geschrien, und ich hakte nach. »Ist sie denn eine Hexe?«
»Es gibt keine Hexen!«
»Mit uns können Sie offen reden, Tasso. Wir wissen es besser. Wir haben erlebt, daß das Erbe eines magischen Blutes oft übergreift und…«
»So ist es auch hier.« Er setzte sich tatsächlich wieder, und seinen Blick richtete er in die Ferne. »Es ist alles nicht einfach zu beantworten, aber ich würde sagen, daß man Sarita in Ruhe lassen muß. Sie weiß nichts, hat bisher nur
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