0391 - Der flüsternde Tod
mir den Weg.
Sie führte weiter und knickte nach links ab, wo sich eine Zimmertür befand.
Dahinter erklang das Schreien.
Mein wuchtiger Fußtritt rammte die Tür auf. Sie knallte mit ihrer Klinke gegen die Wand, kam mir wieder entgegen, und ich stoppte sie ab.
Der Teufel war da!
Diesmal nicht als Spur. Er zeigte sich in seiner gesamten, schrecklichen Gestalt.
Aber ich sah noch mehr.
Ein mir unbekannter Mann im dunklen Cordanzug lag schräg auf einer Couch, hielt ein großes Holzkreuz umfaßt, aus dem hellrotes Feuer wie eine fauchende Lohe sprühte und dabei war, ihn zu verbrennen…
***
Suko hörte die Lockung!
Er ging weiter und stellte fest, daß sich die Stimmen verstärkt hatten.
Seine Bewegungen hatten sich stark verändert. Sie wirkten längst nicht mehr glatt und sicher, sondern unkontrollierter, als hätte ein anderer die Kontrolle über ihn bekommen.
So war es auch fast.
Die fremde Kraft versuchte, den Inspektor nicht nur an ein bestimmtes Ziel zu locken, sie war auch dabei, sein eigenes Ich auszuschalten. Aber Suko gehörte zu den Menschen, die einen ungemein starken Willen besaßen, und er kämpfte mit aller ihm zur Verfügung stehender Kraft gegen diese Lockung an.
Als jungem Menschen schon war ihm diese Kraft eingegeben worden. Eine harte Lehre und Schulung lag hinter ihm, deshalb konnte er auch seine eigenen Kräfte konzentrieren und verfiel dem anderen nicht völlig.
Nur wollte er nicht zurück, und so schritt er weiter durch schmale Gassen, streifte wegen seines schwankenden Gangs abgestellte Autos und sah, wenn er beleuchtete Scheiben passierte, hinter den Fenstern oft die starren Gesichter der Bewohner, die keinen Ruf empfangen hatten und allein mit ihrer Angst leben mußten.
Einen Vorteil besaß der Inspektor. Die Spur des Teufels war verschwunden. Kein Sigill zeichnete den Boden, er sah dunkel und völlig normal aus, so daß der Chinese ohne Risiko weitergehen konnte.
Die Hauptstraße war schnell erreicht. An einer Einmündung blieb Suko stehen. Er hielt sich mit der linken Hand an einem Laternenpfahl fest. Das blaublasse Licht fiel auf seine Gestalt wie ein leichter, durchlässiger Mantel und ließ sein Gesicht so aussehen, als wäre er eine lebende Leiche. Der Ruf erreichte ihn von links. Dort konzentrierte sich die Lockung, so daß Suko nichts anderes übrigblieb, als dorthin zu schreiten, denn auf der Straße sah er auch die Menschen.
Und den Schädel.
Er schwebte über den Versammelten, die einen Kreis um ihn gebildet hatten. Eine blaugraue, unheimliche Drohung, mit leeren Augenhöhlen, aber blutigen Lippen, aus denen das leise, böse, gefährliche Flüstern floß, das auch Suko vernahm.
Worte konnte er nicht richtig trennen. Er hörte mehr gemurmelte oder genuschelte Sätze, und er kannte die um den Schädel versammelten Menschen bis auf eine Person nicht.
Die fiel wegen ihres Körperumfanges auf. Suko hatte schon mit Officer Rolly Watson gesprochen, der sich am Rand der Menschenversammlung aufhielt und ebenso wie die anderen in die Höhe starrte.
Auch Suko ging.
Diesmal sogar schneller. Wiederum hatte er das Glück, keinen Teufelsspuren ausweichen zu müssen, da sich diese nicht bis zum Ende des Dorfes hinzogen und dort aufhörten, wo der in der Luft schwebende Schädel die Grenze bildete.
Seine Ankunft wurde zwar bemerkt, aber nicht richtigwahrgenommen. Den anderen Menschen war Suko gleichgültig.
Neben Watson stellte er sich auf.
Der Polizist bemerkte es, weil Suko ihn anstieß. Aus diesem Grunde drehte auch er seinen Kopf und streifte den Chinesen mit einem länger andauernden Blick. Auch Suko wich ihm nicht aus, und er sah in den Augen des Polizisten für einen Moment einen anderen Ausdruck. Rolly Watson erinnerte sich langsam. Er drehte sich um und schaute, wie die anderen Anwesenden, zum Schädel!
Der Kopf hatte sich ein wenig bewegt, so war es Suko gelungen, auch das zu erkennen, was wie ein geisterhaftes Bild hinter der grauen Haut des Schädels stand.
Das Gesicht eines Mädchens.
Ein hübsches Gesicht. Trotz seines esotherischen Aussehens war zu erkennen, daß die Person einer anderen Rasse angehören mußte, und Suko brauchte nicht lange nachzudenken, um die Lösung zu erraten.
Das mußte Sarita sein.
Oder ihr Geist…
Wie sie in den Schädel gekommen war, darüber konnte Suko nur spekulieren. Auch wenn er es versucht hätte, es wäre ihm wohl nicht gelungen, weil die anderen Vorgänge stärker waren und ihn in seinen Bann zogen.
Der flüsternde
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