0391 - Der flüsternde Tod
umrundende Sitzbank gelegt hatte. Die Spuren teilten sich vor dem Baum und liefen aus zwei verschiedenen Richtungen der Kirche entgegen.
Auf der Bank saß jemand.
Zunächst hatte ich ihn nicht erkennen können. Erst als ich näherkam, sah ich, wer dort auf mich wartete und sich erhob.
Es war Suko.
Überrascht blieb ich stehen. Mein Partner hielt seine Beretta in der Hand, er schwitzte stark, ich sah sofort, daß mit ihm etwas nicht stimmte und fragte nach dem Grund.
»John, ich habe es geschafft!« Er quälte sich den Satz mühsam über die Lippen.
»Was ist los, verdammt?«
Suko drehte den Kopf zur Seite. »Fast hätte Asmodis es geschafft!« keuchte er.
»Wie, was?«
Er hob den rechten Arm. Die Beretta zielte jetzt auf den Stamm.
»Ich sollte mich erschießen.«
»Du?«
»Ja, die Spuren…«
Ich erinnerte mich an die Szene im Keller, als Suko auf das Locken des Sigills reingefallen war. Diesmal hatte er es selbst geschafft, dagegen anzukämpfen, aber war ihm das auch weiterhin möglich?
Besorgt betrachtete ich ihn. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Noch immer focht er einen innerlichen Kampf aus.
»Geh lieber!«
»Wohin?«
»Du mußt dich irgendwo in Sicherheit bringen. Wenn ich Tasso…«
Sukos Lachen unterbrach mich. »Den wirst du hier nicht finden, John.«
»Wie das?«
»Er hat sich von mir getrennt. Das wollte ich dir noch sagen. Er ist dorthin gelaufen, wo sich auch der flüsternde Tod befindet. Er mußte es tun, er wollte ihn stoppen. Sarita ist…« Suko schwieg erschöpft.
»Er ist allein gegangen?«
»Natürlich.«
»Dann lauf zu ihm.«
»Und du?«
»Ich komme natürlich auch, will mich nur hier umsehen, denn Asmodis muß einen Grund gehabt haben, wenn er sich die Kirche hier aussucht. Wahrscheinlich will er alles wiederholen.«
»Ich werde gehen«, sagte mein Freund und wandte sich ab.
Ich schaute ihm nach. Konnte ich ihn allein lassen. Er war nicht mehr der alte, irgend jemand versuchte, ihn zu kontrollieren, wobei ich mich fragte, welcher Kraft ich dies zuschreiben sollte.
Dem Teufel oder dem flüsternden Tod.
Nach wenigen Schritten schon blieb er stehen, beugte den Rücken durch und drehte den Kopf. Über die Schulter hinweg sprach er mich an. »John, er ruft mich.«
Ich war schnell bei ihm. »Wer?«
»Der flüsternde Tod!«
Jetzt hatten wir das Dilemma. Plötzlich überschnitten sich zwei Magien, wobei wir nicht wußten, was die eine mit der anderen zu tun hatte. Wie sollte ich mich entscheiden.
Für Asmodis oder den flüsternden Tod?
Auch Suko bemerkte trotz des Drucks, unter dem er stand, meine innerliche Zerrissenheit. »Wir sind keine kleinen Kinder mehr, John. Jeder von uns kann sich wehren und sollte seinen eigenen Weg gehen. Hier gibt es zwei Magien, nimm du dir die eine vor, während ich mich um die andere kümmere. Wenn mich der flüsternde Tod ruft, komme ich zu ihm.«
Sehr wohl war mir bei dieser Entscheidung nicht. Zudem kam ich nicht dazu, mich irgendwie anders zu orientieren, denn ich hörte einen gellenden Schrei.
Das Echo schallte über den Kirchenvorplatz. Ich blieb auf der Stelle stehen und duckte mich zusammen, als hätte ich selbst einen Hieb in den Nacken bekommen.
Suko stieß mich an. »Geh jetzt, John! Ich erledige das andere schon. Beeil dich!«
Diesmal legte ich keinen Widerspruch ein. Der Schrei klang abermals auf. Er war aber nicht in der nahe stehenden Kirche entstanden, sondern in einem Ort neben dem Bauwerk, einem kleinen Haus, in dem sicherlich der Pfarrer wohnte.
Da lief ich hin. Ich folgte dabei der Spur des Teufels und mußte auch an die Geschichten denken, die man mir erzählt hatte und die vor 150 Jahren wahr geworden waren.
Das Haus war schmal. Ein schmaler Weg bildete die Grenze zwischen ihm und der Kirche. Als ich über ihn rannte, wurde ich von den Schreien begleitet. Derjenige, der seiner Angst freien Lauf ließ, mußte ungemein unter Druck stehen.
Das Pfarrhaus besaß eine schmale Eingangstür, die im Schatten eines Vordachs lag, das von wilden Weinpflanzen umrankt war Die Blätter streiften mein Gesicht.
Auch die Spur sah ich wieder. Ein letzter Abdruck befand sich kurz vor der Tür. Mit einem großen Schritt stieg ich über ihn hinweg und sah, daß die Tür nicht geschlossen war.
Deshalb hatte ich die Hilferufe der bedrängten Person so deutlich hören können.
Licht füllte den kleinen Flur aus. Ich hatte inzwischen meine Waffe gezogen, mich an die Wand gepreßt und schaute nach vorn.
Die Spur des Teufels wies
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