0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas
indianisch zu sein«, gab ich zurück. In dem Moment sahen wir das Haus. Auf dem Zaun, direkt vor uns war ein hölzernes Indianer-Wigwam befestigt, mit der Aufschrift: Keokuk.
»Hier ist es«, sagte ich überflüssigerweise. Ich hatte schon die Hand auf die altertümliche Türklingel gelegt, als wir ein Geräusch hörten.
Ein schwerer Wagen kam angeprescht. Instinktiv drückten wir uns in die feuchten Büsche, um abzuwarten.
Der Wagen hielt direkt vor dem Haus, in das wir wollten.
Einen Moment blieb er stehen, dann wurden die Lichter ausgeschaltet. Wir sahen das Gesicht eines Mannes, der sich aus dem Autofenster lehnte und zu dem Haus hinübersah.
In dem Augenblick krachte in dem Bungalow ein Schuss.
Der Mann und wir reagierten gleichzeitig.
Einen Sekundenbruchteil lauschten wir noch hinein in den düsteren Garten, aber außer dem Sirren des Regens war nichts zu hören. Ich sprang vor, Phil folgte mir, der Mann aus dem Auto kam mit uns an dem Tor mit dem hölzernen Wigwam an, wir musterten uns kurz und rannten in den Garten.
Man konnte keinen halben Yard weit sehen. Die federnden Zweige, der triefend nassen Büsche schlugen uns ' ins Gesicht.
Ich stolperte die Stufen zu einer überdachten Veranda hinauf, fand eine Tür und klopfte dagegen.
Einen Moment war es totenstill, dann zerriss ein kreischendes Gelächter das Schweigen.
»Bitte öffnen, Polizei!«, brüllte ich und klopfte noch einmal gegen die hölzerne Türfüllung. Der fremde Mann neben mir starrte mich an, einen Moment sah es so aus, als wollte er fliehen, dann blieb er stehen.
Ich hatte ihn erkannt.
Es war Allen D. Morrero, der ehemalige Rugbystar. Er trug jetzt keine Brille, aber neben seinem linken Ohr erkannte ich einen feinen rosaroten Draht, der zu der Batterie des Hörgerätes in der Westentasche führte.
Hinter der Tür hörten wir Schritte.
»Wer ist da?«, fragte eine mühsam beherrschte Frauenstimme.
»FBI, machen Sie bitte auf!«, sagte ich.
»Was wollen Sie?«, fragte die Stimme zurück.
»Hier wurde eben ein Schuss abgegeben. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
»Ja, ja«, sagte sie hastig, »gehen Sie nur wieder.«
»Tut mir leid, wir müssen uns noch etwas mit Ihnen unterhalten. Vielleicht sind Sie so nett, uns hereinzulassen?«
»Cary!«, schrie plötzlich Morrero neben mir. »Was ist los, lass mich rein!«
»Oh!«, hauchte die Frauenstimme hinter der Tür, und ein Schlüssel drehte sich leise. Die Tür ging auf, und vor uns stand eine Frau.
Es war das Mädchen, das wir auf dem Foto als College-Girl gesehen hatten. Ohne Übertreibung konnte man die Frau als Schönheit bezeichnen, obwohl ihr Gesicht von Angst verzerrt war.
»Cary!«, rief Morrero noch einmal und legte ihr den Arm um die Schultern.
Sie machte sich von ihm los und wandte sich uns zu.
»Nun?«, fragte sie und zog die Augenbrauen hoch.
»Dürfen wir hereinkommen?«, fragte ich.
Sie nickte stumm, und wir gingen hinter ihr und Morrero in das Zimmer.
Es war mit hellen Holzmöbeln sehr geschmackvoll und gemütlich 20 eingerichtet, helle bunte Vorhänge, lustige Kissen, weiche Sessel und ein handgewebter indianischer Teppich.
Alles sah wohlhabend, kultiviert und friedlich aus.
Alles bis auf den unverkennbaren Pulvergeruch, der noch deutlich in der Luft hing.
Ich sah mich um. Die anderen standen immer noch abwartend im Raum. Morrero hing an Carolines Lippen, aber sie schwieg.
Es gab nicht viele Verstecke in dem übersichtlichen Zimmer. Mein Blick fiel auf die roten und blauen Leinenkissen, die auf dem hellen, sandfarbenen Sofa lagen. Das rote Kissen lag etwas zu weit vorne, es würde gleich herunterfallen, und dann konnte es nicht mehr den Fleck verbergen, der gar nicht zu dem schönen Sofabezug passte.
Ein Ölfleck!
Ich machte ein paar Schritte auf das Sofa zu. Hinter mir zog Caroline die Luft ein.
»Dürfen wir uns setzen?«, fragte ich höflich. Sie nickte.
»Nicht auf das Sofa, es ist so unbequem…«, stammelte sie, ich lächelte ihr beruhigend zu: »Das macht nichts, wir sind einiges gewohnt.«
Ich legte das Kissen auf die Seite.
»Gehört er Ihnen?«, fragte ich und nahm den Revolver in die Hand, der darunter lag.
Es war eine 38er Automatic.
Sie antwortete nicht. Ihre Augen flatterten, und eine Sekunde lang sahen sie nicht mich an, sondern die hintere Tür, die in ein weiteres Zimmer führte.
Phil hatte den Blick auch bemerkt. Er war mit einem Satz bei der Tür und riss sie auf.
Dahinter lag das Schlafzimmer. Ich sah ein offenes
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