0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas
säuselte er unterwürfig.
»Mister Fence hat uns zu Ihnen geschickt«, sagte ich. Der Mann starrte mich feindselig an. »Wo ist der Koffer, den er Ihnen heute gebracht hat?«
»Welcher Koffer?«, fragte der Mann stumpfsinnig.
Ich hatte keine Lust, mich mit dem Mann auf lange Diskussionen einzulassen. Ich hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase. Es wirkte. Ohne ein Wort zu sagen, starrte der Alte den blaugoldenen FBI-Stern entsetzt an und verschwand dann hinter einem Vorhang.
Als er wiederkam, brachte er einen alten Pappkoffer mit.
Wir legten ihn auf den Fußboden und öffneten ihn.
»Da ist nichts drin«, sagte der Alte heiser und sah uns über die Schulter. Aber er irrte sich. Es war etwas drin.
Zeichnungen. Eine ganze Menge Zeichnungen, Malutensilien, Pinsel, Kohlestifte, Farben. Und die Blätter. Fast immer handelte es sich wieder um die Aussicht auf den East River, die wir schon kannten.
Und dann kam ein Bild, das uns überraschte:
Die Zeichnung zeigte ein helles Fenster, dahinter einen düsteren Raum. Umgestürzte Regale, zerfetzte Kisten, zerborstene Flaschen.
Es war eindeutig, der Lagerraum von MacKeeyers Drugstore, in dem der Besitzer ermordet worden war.
Ein weiß gekleideter Mann lag am Boden. Vier Männer beugten sich über ihn und schlugen auf ihn ein. Ich erkannte geballte Fäuste, einen Totschläger, ein kurzes Rohr. Die Männer waren stämmig, und der eine hatte seinen Mund brutal aufgerissen. Aber die Gesichter waren zu ungenau, um jemanden erkennen zu können. Obwohl die kleinliche Präzision, mit der Brentwood Hände, Haare und Schuhe gezeichnet hatte, dem Betrachter auffallen musste.
Auf der Rückseite des Blattes stand in exakten gotischen Buchstaben der Satz: Der Schatten sieht alles!
Er hatte tatsächlich den Mord an Jeff MacKeever mit angesehen. Er hatte gesehen, dass die Mörder zu viert waren. Vielleicht hatte er die Gesichter besser erkannt, als er sie später gezeichnet hatte.
Wir nahmen die Blätter an uns und gingen hinaus zum Jaguar. Von dort rief ich die City Police an, um sie auf Lex Batterson aufmerksam zu machen.
Auf dem Rückweg zum Büro fuhren wir noch einmal in der Berry Street vorbei, aber von Howard Hays, dem Rechtsanwalt war noch nichts zu sehen.
***
Auf meinem Schreibtisch fand ich eine Meldung von der Fahndungsabteilung vor. Es handelte sich um die Auskünfte über den Rechtsanwalt, der ja bis vor Kurzem in Los Angeles gewohnt hatte.
»Howard Hays praktizierte fünf Jahre in Los Angeles, machte durch große Prozesse von sich reden, wurde oft in Nachtlokalen, auf der Rennbahn und in den Clubs der High Society gesehen - Vorliebe für elegante Kleidung und gutes Essen - Vor einem Jahr verlor er einen Prozess, einer seiner Zeugen fiel um - wir hatten die Vermutung, dass er sich sein Geld als juristischer Berater einer Gangsterbande verdient hat, aber wir konnten nichts beweisen - als wir begannen, ihn genau zu überwachen, zog er nach New York.«
Ich drahtete sofort nach Los Angeles: »Was war vor Hays’ Kalifornien-Zeit? Welche Namen tauchen öfter im Zusammenhang mit ihm auf? Gibt es eine Verbindung zu einem Jeff oder Ted MacKeever?«
»Wie kommst du bloß darauf?«, fragte Phil, als er meinen Text gelesen hatte. Dann zuckte er die Schultern. »Du hast recht, man muss alles versuchen. Schließlich kommen die MacKeevers auch aus Los Angeles.«
»Wenn ich nur wüsste, wo Susan Spencer und ihr Anwalt stecken. Ich glaube nicht, dass sie den ›Schatten‹ ermordet hat, aber irgendwie muss sie etwas damit zu tun haben.«
»Vielleicht ist Brentwood nicht wegen des Mordes an MacKeever getötet worden«, sagte Phil, und blätterte die Untersuchungsergebnisse aus dem Labor durch. »Hier habe ich was«, sagte er plötzlich. »Sieh dir den Bericht über die Fotos an, die wir auf ihrem Schrank gefunden haben.«
Ich las den Bericht durch.
Foto Nummer 1: Eine Gruppe von College-Girls, das Foto war vor acht Jahren von einem Wanderfotografen gemacht worden. Name und Adresse waren angegeben. Nach Art der Schleifen und Uniformröcke zu urteilen, handelte es sich bei den Girls um Schülerinnen des Newton College in der 155. Straße West.
Foto Nummer 2: Die Urkunde, die der junge Mann in der Hand hält, ist die Siegerurkunde eines Ausscheidungsspiels, vermutlich Gruppensport, Text nicht zu entziffern, aber der Kopf der Urkunde ist ein Adler über zwei gekreuzten Klingen.
»Gut«, sagte ich, »haken wir hier ein, aber wir haben nicht viel Zeit, morgen früh müssen wir
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