0392 - Der Rachedolch
herausgefunden, weshalb dieser höllische Spuk hier tobte«, sagte er. »Es hatte indirekt mit der Gefangennahme von Amos durch Astardis zu tun. Wenn du willst, erkläte ich dir die Einzelheiten, aber das dauert einige Zeit…« [1]
»Zwei Tage lang haben wir daran gesessen«, ergänzte Nicole Duval, seine Gefährtin, Assistentin und Sekretärin. »Es ist schon eine faszinierende Aneinanderreihung von Zufällen. Schade, daß wir es nicht werden auswerten können. Wissenschaftlich, meine ich. Es ist einfach für die Wissenschaft, selbst für die Parapsychologie, zu unglaubhaft.«
Der Druide winkte ab. Er kannte das Problem.
»Ich bin nicht gekommen, weil ich wissen wollte, warum wir uns gegen wen oder was wehren mußten«, sagte er. »Ich bin hier, weil ich euch klarmachen will, wogegen wir demnächst zu kämpfen haben. Sara Moon ist entkommen.«
Zamorra und Nicole sahen den Druiden fassungslos an.
»Wie ist das möglich?« stieß Nicole nach einer Weile hervor.
Gryf berichtete, was Reek Norr herausgefunden hatte.
»Der Kristall ist also wiederum aufgestockt worden«, wiederholte Zamorra schließlich die Worte des Druiden. »Das bedeutet, daß sie ihrem Ziel abermals ein Stück nähergekommen ist.«
»Es bedeutet vor allem, daß sie auf Rache sinnt«, sagte Gryf. »Seid vorsichtig, mehr kann und will ich dazu nicht sagen. Rechnet jede Sekunde mit einer Falle, mit einem Angriff. Ich traue Sara fast noch weniger über den Weg als Amos.«
Zamorra grinste. »Das will bei dir schon etwas heißen…«
Sie wurden unterbrochen. Susan Boyd trat ein. Sie war nicht einmal überrascht, Gryf hier im Gästezimmer vorzufinden. Sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt, daß bei Zamorra und seinen Freunden nicht immer alles mit rechten Dingen zuging. Mark Cramer, ihr Freund, machte sich längst keine Gedanken mehr darum. Er verdrängte einfach alles, was nicht in sein Weltbild paßte.
»Für mich auch einen Tee«, sagte Gryf anstelle einer Begrüßung. »Mit einem Schuß Whiskey drin.«
»Was ist das denn für eine Mischung?« entfuhr es Susan Boyd. »Hallo, Gryf!«
»Man muß alles mal ausprobieren, ehe man stirbt«, sagte Gryf. »Warum soll es immer nur Tee mit Rum sein?«
»Susan, wir werden heute noch aufbrechen«, sagte Zamorra. »Was wir erforschen wollten, haben wir erforscht. Wir haben hier nichts mehr zu tun, also brauchen wir Ihnen auch nicht mehr zur Last zu fallen.«
»Sie fallen mir nicht zur Last. Sie können gern noch bleiben. Das Haus ist groß genug…«
Nicole lächelte. »Wenn wir fort sind, haben Sie das Haus wieder für Mark und sich allein. Wir sind schon dabei, unsere Sachen zu packen. Es war nett, Sie kennengelernt zu haben.«
»Aber wirklich, bleiben Sie noch… Sie haben nur gearbeitet, Sie brauchen auch etwas Erholung…«
Aber Zamorra lehnte ab. Er dachte an Gryfs Warnung und seine unheilvolle Bemerkung, man müsse alles mal ausprobieren, ehe… Wenn Sara Moon angriff, würde sie schwerstes Geschütz auffahren. Sie wußte, wie schier unglaublich groß Zamorras Überlebenspotential war. Entsprechend gefährlich würde ihr Angriff sein. Zamorra wollte nicht, daß Susan oder Mark in diese Auseinandersetzung hineingezogen wurden. Sie hatten in den letzten Tagen genug mitgemacht. Das Skelett des Schwarzmagiers hatte ihnen übel zugesetzt…
***
Reek Norr hatte sich in zwei Punkten geirrt. Das war nur natürlich - er war nicht selbst dabeigewesen, er hatte auch keine direkte Beobachtungsmöglichkeit gehabt, sondern konnte nur psionische Spuren auswerten und Berechnungen darüber anstellen, was ihm die Überwachung Caermardhins an Fakten lieferte. Dafür war es schon erstaunlich, wie weit er andererseits mit der Wirklichkeit deckungsgleich lag.
Sara Moon hatte ihren Ausbruch bereits in dem Augenblick geplant, als sie wieder in ihre Gefängniszelle zurückgebracht wurde. Sie hatte sich weitaus schneller wieder von dem erzwungenen Versuch, Merlin zu erwecken, erholt, als die anderen es glaubten. Sie war nicht bewußtlos, als sie wieder in das magische Feld gelegt wurde, das ihre Fähigkeiten blockieren sollte. Es gelang ihr perfekt, Sid Amos und die anderen zu täuschen.
Da sie wach war, konnte sie die Struktur des Kraftfeldes bereits analysieren, als sie sich noch außerhalb desselben befand. Das kostete sie soviel Kraft, daß sie tatsächlich fast wieder bewußtlos geworden wäre. Sie mußte es geschehen lassen, daß sie in das Kraftfeld gelegt wurde, ohne sich dagegen schützen zu
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