0392 - Phantom-Kommando
verschwanden die Pfeile im Hintergrund des Zimmers.
Alles durfte ich kassieren, nur eben keinen Treffer. Der tote Gordon Shapiro war mir Warnung genug gewesen. Ich wollte nicht, daß es mir ebenso erging. Deshalb robbte ich quer durch den Raum, um eine andere Deckung zu finden.
Mit der Schulter stieß ich gegen einen kleinen Tisch mit quadratischer Platte. Ich kippte ihn um. So hatte ich wenigstens eine provisorische Deckung.
Rauch trieb gegen meine Nase. Die letzten Gardinenfetzen verbrannten. Der Stoff hatte sich durch die Flammen und die Hitze zusammengekräuselt. Er wirkte fettig und wurde vom Wind in das Zimmer hineingetrieben.
Innerhalb der Rahmen steckten noch Glasreste. Sie bildeten für einen Kletterer ein gefährliches Muster aus scharfen Kanten und messerartigen Spitzen, die eine Kehle leicht durchtrennen konnten.
Mit der Hand wedelte ich den Rauch zur Seite. Gegenüber von mir hatte eine kleine Decke Feuer gefangen. Noch schwelte der Stoff.
Irgendwann in den folgenden Sekunden würde er in Flammen aufgehen.
Längst hatte ich die Beretta gezogen und peilte über den Rand des Tisches hinweg. Unsere Gegner wirkten sehr unruhig. Vor den zerstörten Fenstern zogen sie auf den fliegenden Unterlagen ihre Bahnen, als würden sie über Wellen reiten. Aber niemand flog in das Zimmer hinein. Vielleicht trauten sie sich nicht oder hielten noch etwas anderes in der Hinterhand.
Ich nutzte die kleine Ruhepause aus und wechselte abermals die Stellung. Den umgekippten Tisch schob ich als Deckung vor mir her.
So näherte ich mich der flach auf dem Boden liegenden Hester Shapiro. Sie sah mich, hob den Kopf und atmete schwer.
»Noch leben wir«, sagte ich.
»Ja, aber wie?«
Ich ließ die Frage so stehen, denn zwei dieser Wesen huschten plötzlich herbei.
Sie kamen durch die Fenster. Mit ihren Schultern jagten sie noch Splitter aus den Rahmen und hatten die Grenze kaum überflogen, als sie sich auf ihren fliegenden Surfbrettern hochstellten, die Körper vorbeugten und die Waffen in Anschlag hielten.
Sie zielten jetzt schräg nach unten, um uns zu erwischen. Wieder mußte ich schneller sein.
Ich pfiff auf meine Deckung, sprang hoch, drehte mich und feuerte gegen die Gestalten.
Ich traf sie.
Viermal hatte ich abgedrückt, kam mir wie in einem Zentrum des Schreckens stehend vor und sah, daß die Gestalten fast vor meinen Augen explodierten. Sie verschwanden von ihren fliegenden Teppichen, ich hörte sie zu Boden schlagen und mußte den Kopf einziehen, weil mich einer dieser »Teppiche« fast erwischt und mit seiner scharfen Vorderkante mir den Kopf vom Rumpf abgetrennt hätte.
Die beiden Gegner lagen am Boden. Sie kämpften noch und schlugen um sich, ohne jedoch ihrem Schicksal entgehen zu können, denn das Silber in ihren Gesichtern löschte ihr Leben aus.
Auch Hester richtete sich auf. Dagegen hatte ich einiges. »Bleiben Sie unten!« rief ich ihr zu.
Sie gehorchte automatisch. Ich bewegte mich auf die Statue zu und zog noch die brennende kleine Decke von einem Tisch. Mit beiden Füßen trat ich die Flammen aus.
Jetzt sollten sie kommen, denn diesmal war ich an der Statue, und ich drückte die Mündung der Beretta gegen den aus Metall gefertigten Kopf des Mannes.
Ich wußte nicht, ob sie mich verstanden, aber ich versuchte es und schrie folgende Worte gegen die zerstörten Scheiben. »Kommt ruhig näher, ihr verfluchten Bestien! Ich habe eine Waffe, die auch euren Götzen zerstören kann, denn sie hat euch ebenfalls vernichtet. Wenn ihr wollt, daß der Götze sterben soll, dann versucht es!«
So, das mußte mal gesagt werden. Mit der freien Hand wischte ich meine Stirn trocken. Jetzt war ich gespannt, wie sich die andere Seite verhielt.
Noch immer kokelte und qualmte es im Raum. Jeden Augenblick konnte ein größerer Flammenherd aufflackern. Und das wußte auch Hester Shapiro. Sie bewies plötzlich Übersicht, und es war ihr auch gelungen, die eigene Angst zu überwinden.
Fast wie ein Rekrut robbte sie über den Boden. Sie hatte sich ein Kissen genommen, mit dem sie den ersten kleinen Feuerherd löschte.
Und so machte sie auch weiter, so daß ich mich nicht um Hester zu kümmern brauchte.
Die Gegenseite hatte sich noch nicht gerührt. Nach wie vor wischten sie durch die Luft, tanzten in die Dunstschwaden hinein und bewegten sich vor den zerstörten Fenstern, wobei ihre kleinen, brennenden Pfeile wie Grüße aus der Hölle wirkten.
Einen Angriff unterließen sie. Wahrscheinlich hatte ich sie an der
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