0392 - Phantom-Kommando
innerhalb kurzer Zeit zum Stehen.
Das war auch nötig, denn vor ihnen hielt sich eine Gestalt auf, deren Gesicht von einer silbrig glänzenden Maske verdeckt worden war, und die mit einem flammenden Pfeil auf den flachen Flitzer zielte…
***
Ich schob Hester zur Seite. Sie hatte sich noch immer nicht beruhigt und beide Hände in Herzhöhe auf die Brust gepreßt. Noch einmal schaute ich nach draußen.
Es sah tatsächlich böse aus.
Woher die zahlreichen Gestalten gekommen waren, wußte ich nicht. Sie mußten irgendwo im Wald gelauert haben, jedenfalls waren sie jetzt fest entschlossen, eine Entscheidung herbeizuführen.
Im Haus war es nicht sehr warm. Dennoch schwitzte ich, als ich wieder zurücktrat. Der Nebel waberte zwischen der Front unserer Gegner und dem Haus. Er beeinträchtigte auch unsere Sicht, so daß die Gestalten und auch die flammenden Pfeile zu einem verwaschenen Muster zusammenliefen.
Hester sah die Ratlosigkeit meinem Gesicht an. »Sie wissen auch nicht, wie es weitergehen soll – oder?«
»Im Augenblick nicht.«
Ihr Blick wurde starr. »Und was machen wir, wenn sie plötzlich angreifen? Haben Sie so viele Kugeln in Ihrer Waffe?«
»Nein.«
»Dann sind wir verloren.«
So leicht wollte ich nicht aufgeben, auch wenn Hester Shapiro bestimmend gesprochen hatte. »Noch haben wir einen Trumpf. Es ist der silberne Gott. Sie wollen ihn haben, wir könnten…«
»Dann geben Sie ihnen die Statue doch!« rief Hester mit verzweifelt klingender Stimme. »Ich bitte Sie, ich flehe Sie an. Geben Sie das verdammte Ding aus der Hand. Was sollen wir damit noch machen?«
»Einiges.«
»Sie wollen es nicht tun?«
»Vorerst nicht.«
»Dann mache ich es.« Zum Zeichen ihrer Entschlossenheit ging Hester Shapiro vor. Erst am Sessel holte ich sie ein und zog sie wieder ein Stück zurück.
»Lassen Sie die Statue liegen. Vorerst jedenfalls.«
»Ja, und wir sitzen in der Falle.«
Ich war bereits unterwegs und schaltete das Licht aus. Die Dunkelheit breitete sich im Zimmer aus und gab ihm ein völlig anderes Flair. Ein wenig schaurig und unheimlich kam es mir vor, denn jetzt sah ich auch die vor dem Fenster wallenden Nebelwolken. Und dazwischen das feuriggelbe Leuchten der Pfeilfeuer.
»Lange werden sie nicht mehr warten, fürchte ich.«
»Da haben Sie recht.«
»Vielleicht sollten wir einen Ausbruch an der Rückseite wagen!« schlug sie vor.
Daran hatte ich auch schon gedacht, rechnete aber gleichzeitig damit, daß unsere Feinde auch dort standen. Dennoch wollte ich mich davon überzeugen.
So betraten wir ein anderes Zimmer, das mehr einer kleinen Abstellkammer glich, aber ein Fenster besaß, daß auf die Rückseite hinführte. Wir brauchten erst gar nicht vor die Scheibe zu treten und hindurchzuschauen. Schon beim Eintritt sah ich das Flackern des Feuers. Zwar lauerten dort nicht so viele Feinde wie vorn, aber es reichte aus, um uns wieder zurückzutreiben.
»Es gibt keine Chance mehr!« hauchte Hester.
Gab es die wirklich nicht? Noch lebten wir, und ich hatte das Gefühl, daß auch die andere Seite sich nicht so recht traute, einen direkten Angriff zu starten. Schließlich wußten sie oder hatten es auch miterlebt, daß wir in der Lage waren, uns zu wehren.
»Ich komme mir vor wie in einem alten Westernfort, das von Roten umzingelt ist«, sagte Hester.
»Nur kommt im Film immer im letzten Augenblick die Kavallerie und rettet alles.«
»Hier können wir keine Hilfe erwarten.« Hester sagte es mit bitterer Stimme.
Da hatte sie recht. Das Telefon war ausgefallen. Bestimmt hatten unsere Gegner daran gedreht, aber es gab einen zweiten Apparat in der Nähe.
Nur befand der sich in meinem Wagen.
»Woran denken Sie?« fragte mich die Frau.
Ich weihte sie ein.
Hester mußte lachen. »An den Wagen kommen Sie nicht heran. Der steht zwar nur einige Schritte entfernt, aber trotzdem sind es Meilen, wenn Sie mich fragen.«
»Leider.«
»Bitte, Mr. Sinclair, lassen Sie uns mit der Statue nach draußen gehen und sie ihnen geben.«
Ich spielte ebenfalls mit dem Gedanken, allein schon wegen Hester, die genug hinter sich hatte. Dazu aber kam es nicht mehr, denn hinter den großen Fenstern entstand eine zuckende feurige Bewegung, als die ersten Pfeile abgeschossen wurden.
Sie griffen an!
***
»Ich spinne doch nicht?« fragte Bill mit einer Stimme, die kaum zu verstehen war. »Oder?«
»Nein, der ist echt.«
»Und was will er?«
»Uns töten!« Sheilas Stimme hatte ruhig geklungen, obwohl sie innerlich
Weitere Kostenlose Bücher