0393 - Diablitas Mörder-Gnome
schwarzen Ritter hart anfeuerten.
Mußte ich tatsächlich die Beretta ziehen und mich auf einen Glücksschuß verlassen?
Nein, da hätte ich immer den kürzeren gezogen. Es gab noch eine andere Möglichkeit.
Ein scharfes Grinsen huschte über mein Gesicht, als ich zupackte und meinen Bumerang hervorholte. Der schwarze Ritter war kein Dämon, aber der Bumerang besaß Kräfte, die man nicht unterschätzen sollte. Wenn er Gérard de Besancon auch nicht zur Hölle schickte, so würde er doch dafür sorgen, daß er aus dem Rhythmus kam.
So hoffte ich.
Die Königin und Hector de Valois standen beide nebeneinander.
Sie unterhielten sich. Was sie sagten, konnte ich nicht verstehen, aber sie sprachen schnell und hektisch.
Mein Gegner ritt wieder an!
Das Spiel kannte ich bereits. Er ließ es zu Beginn lässiger angehen, aber er hatte die Spur gewechselt und bewegte sich mehr zur Bahnmitte hin. Ich ritt dichter an den Reihen der Zuschauer entlang, die mir Worte entgegenschrien, auf die ich nicht achtete.
Meine ganze Aufmerksamkeit galt dem Gegner.
Den Bumerang hatte ich oft genug eingesetzt. Ich beherrschte ihn auch und fragte mich, wann genau die Distanz am günstigsten war.
Einen Treffer würde ich landen können, denn seine Rüstung mußte den anderen einfach behindern. Er kam nicht so schnell weg, konnte nicht ausweichen, wenn ich meine Banane schleuderte, und darauf baute ich.
Also ritt ich wieder an.
Diesmal gehorchte mir das Pferd schon besser. Es wußte, worauf es ankam. Zudem hielt ich mich relativ gut im Sattel und konnte mich den Bewegungen auch anpassen.
In der Linken hielt ich die Zügel, rechts den Bumerang. Diesen Arm drückte ich nach hinten, denn ich mußte sicherheitshalber schon ausholen.
Wieder zielte die Lanze auf mich. Die Spitze ragte aus der Staubwolke. Wenn mein Gegner zustach, mußte er die Lanze jetzt schräg wie eine Schranke gegen mich halten, die Trefferquote war größer geworden.
Schlechte Karten für mich, wenn ich zu lange wartete. Das genau hatte ich nicht vor.
Meine folgende Aktion überraschte alle.
Ich riß die Zügel an und stoppte das Tier. Auf der Hinterhand stieg es hoch, ich hielt mich fest, um oben zu bleiben, und als der Schimmel wieder auf die Vorderbeine zurückfiel, rutschte auch ich nach vorn, und die Distanz zwischen Besancon und mir war geschmolzen.
Auf Wurfweite…
Das genau hatte mir gefehlt. Lange konnte ich nicht mehr zielen.
Alles oder nichts.
Alles.
Wuchtig schleuderte ich den Arm nach vorn, und im nächsten Augenblick verließ die silberne Banane meine Hand, um mit einer hohen Geschwindigkeit auf ihr Ziel zuzujagen.
Ob mein Gegner ausweichen wollte oder nicht, war nicht zu erkennen. Jedenfalls schaffte er es nicht, denn die von mir geschleuderte Waffe war einfach zu schnell.
Sie traf genau.
Es sah so aus, als wäre ein Blitzstrahl in die Rüstung eingeschlagen. Für einen Moment glaubte ich daran, daß meine silberne Banane einen Dämon getroffen hatte, eben weil sie eine Aura bildete. Ich rechnete auch damit, einen behelmten Kopf vom Körper rollen zu sehen, das war ein Irrtum, dafür kippte die gesamte Gestalt aus dem Sattel, weil die Aufschlagwucht einfach zu stark gewesen war und dieser Mensch nicht damit gerechnet hatte.
Er landete auf dem Boden.
Das schwarze Pferd war ebenfalls von dem Angriff überrascht worden und galoppierte noch weiter. Wiehernd und mit schleifenden Zügeln passierte es mich, während keiner der Zuschauer mehr schrie oder Besancon anfeuerte.
Dieser Wurf vom Pferderücken hatte allen die Sprache verschlagen. Ich bekam mein nervös tänzelndes Tier unter Kontrolle.
Erst jetzt ritt ich vor. Vorbei an Gerard Besancon, und ich zügelte das Tier dort, wo mein Bumerang lag.
Niemand lachte, als ich etwas ungelenk aus dem Sattel stieg, mich bückte, die Waffe aufhob und einsteckte. Wenn ich Zuckerstückchen gehabt hätte, mein Pferd hätte sie bekommen. So klopfte ich dem Tier zum Dank nur gegen den Hals, bevor ich weiterging.
Neben meinem Gegner blieb ich stehen. Er hatte seine Lanze verloren und lag auf dem Rücken. Dabei kam er mir vor wie ein schwarzer Käfer, da es ihm nicht gelang, sich in seiner Rüstung zu bewegen. Sie behinderte ihn einfach zu stark.
Das Sichtvisier war zur Hälfte nach unten geklappt. Ich schob es wieder höher und blickte in sein Gesicht.
Der Mann hatte dunkle Augen. Ich forschte in seinem Blick und las dort nur Wut und Enttäuschung, aber keine Anerkennung über meinen Sieg. »Mon Dieu!«
Weitere Kostenlose Bücher