0393 - Die Schwelle zum Nichts
Geschwindigkeit, die Spuren des Essens von rund zweihundert Personen zu beseitigen.
„Da wir ununterbrochen warten, und allgemeiner Beschäftigungsmangel herrscht, wird er sich über jede Abwechslung an Bord freuen."
Er sah auf seine Uhr und sagte: „Fünf Minuten vor sechzehn Uhr. Ob sich die CREST mitten in der Nacht melden wird?"
Immer weniger Teller, Tassen, Bestecke und Aschenbecher waren zu sehen. Die halbrobotische Essensausgabe arbeitete. Sie säuberte die Geschirre, trocknete fast alles und stapelte es zurück in die raumfesten Behälter. Dann schaltete Dana Norfolk die Anlage ab, zapfte sich selbst einen Kaffee ab und setzte sich neben Sanda.
„Haben Sie vielleicht eine Zigarette für mich?" fragte sie.
„Vielleicht auch Feuer", sagte er. „Wer reinigt eigentlich die Theke, wenn Sie nicht mehr im Dienst sind und wir den Kaffee umschütten?"
Sie funkelte ihn angriffslustig durch den Rauch der Zigarette hindurch an.
„Für einen derart hochqualifizierten Mann, wie es ein Erster Offizier sein sollte, reden Sie manchmal einen Unsinn zusammen, daß es einem schlecht werden könnte. Wie ist das zu erklären, John?"
„Es ist Ihre Nähe, Dana, die mich in Verwirrung stürzt", sagte er. „Ich bin plötzlich unsicher, beginne zu stottern und feuchte Handflächen zu bekommen, rede Unsinn und begnüge mich, in Ihre faszinierenden blauen Augen zu starren wie auf den Schirm eines Halbraumspürers."
Dana lachte auf.
„Bleiben wir sachlich, John. Wie lange kennen Sie Bontainer schon?"
Er lächelte in der Erinnerung.
„Rund sechs Jahre. Seit drei Jahren sind wir so etwas wie Freunde geworden. Aber... Bontainer ist verheiratet. Keine Chancen für Sie. Halten Sie sich an mich."
Sie legte ihm die Hand auf den Unterarm und erwiderte: „Ich halte mich an meine Vorsicht und an die guten Ratschläge meiner Mutter. Ich traue nie einem Soldaten."
Sanda war verblüfft, dann lachte „Sie sind ein reizendes Mädchen", sagte er, „aber Sie haben keine Ahnung. Ich bin hier Erster Offizier, aber in Terrania City führe ich in meiner kleinen Wohnung in Atlan Village ein geheimnisvolles Doppelleben. Nur ganz gute Freunde wissen, was ich dort treibe. Aber ich kann Ihnen versichern - mit der Terranischen Flotte jedoch hat es nichts zu tun. Gar nichts zu tun!"
Sie drückte ihre Zigarette aus und erwiderte: „Sehr geheimnisvoll. Sagen Sie es mir."
Er schüttelte den Kopf.
„Dazu müßten wir sehr gute Freunde sein. Mehr als gute Freunde, Mädchen. Dann ... vielleicht."
Sie tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn und antwortete: „Vielleicht komme ich einmal nach Atlan Village. Dann besorge ich mir ein paar starke Männer oder einen Robot und dringe bei Ihnen ein. Ich erfahre es, so oder so."
Er bog den Kopf herum, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, als die Sirene aufheulte.
Dann knackten die Lautsprecher.
Bontainers Stimme war zu hören, hart und laut. Während sich John Sanda vom Hocker gleiten ließ, sah er auf die Uhr, stellte fest, daß es dreißig Minuten nach vier Uhr war und hörte: „Bontainer an alle. Ab sofort Vollalarm. Hyperfunkempfänger haben angesprochen. Es ist ein Notruf - SOS-PR! - in offener Funksprache. Der folgende Rafferfunkspruch wird soeben entschlüsselt. Alle Mann an die Plätze. Ich informiere Sie alle, sobald wir mehr wissen. Ende."
Sanda raste durch die Messe, stieß einige Mannschaften zur Seite und drehte den Kopf.
„Denken Sie an mich, Dana!" brüllte er. „Im Augenblick der Gefahr werde ich Sie retten. Wenn ich Lust habe."
Sie winkte zurück und lief aus dem anderen Ausgang.
Sanda übersah einen Stuhl, stolperte und krachte mit dem Kopf gegen das aufschwingende Schott.
Er fluchte leise, hörte das Gelächter anderer Männer und rannte durch die Korridore. Eine Minute und zehn Sekunden später blieb er neben Bontainer stehen und sagte kurz: „Hier bin ich, Vivier."
Bontainer nickte kurz und sagte: „Ich übergebe Allgemeine Startbereitschaft. Daten werden noch geliefert John."
„Okay."
04. Juli 2437 galaktische Standardzeit, 16:31 Uhr.
Vor genau einer Minute war der Funkspruch empfangen worden. Binnen weiterer Sekunden verwandelte sich das Explorerschiff in eine kampfbereite, fiebernde Einheit. Sämtliche Stationen waren besetzt, niemand war mehr in den Korridoren. In den einzelnen Sektionen des Schiffes schlossen sich vollautomatisch die Schotte. Sicherheitssysteme schalteten sich ein, Leitungen wurden freigeschaltet.
2.
Die Hyperraumempfänger
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