0393 - Die Schwelle zum Nichts
hinter dem Koch, und Bontainer grinste. Dann wählte er die Taste, die dieses Gerät mit sämtlichen anderen Schiffsgeräten verband und löste ein kurzes Signal aus.
„Hier spricht Bontainer", sagte er ruhig. „Kein Grund zur Aufregung. Wir alle suchen meinen diebischen Freund, den Lourener. Er hat verhindert, daß der Koch die Kanister mit den Würsten für unser heutiges Mittagessen öffnen kann.
„Achtung - an alle!
Sollte jemand Oomph Amber sehen, so ist ihm ein Stück glänzenden Metalls abzunehmen. Es ist die Kupplung zwischen Motor und Schneide des halbautomatischen Dosenöffners. Der ,Finder' erhält als Belohnung vom Koch ein Steak oder ein Stück Zucker. Ende."
Er schaltete aus und wußte, daß die Ruhe endgültig vorbei war. Noch hatte sich Rhodan nicht gemeldet, aber er kam nicht mehr dazu, das Buch bis zum Ende zu lesen.
Langsam löschte er die Beleuchtung, stellte die Lesespule wieder zurück und schaltete das Bandgerät ab. Nur noch die kleinen Lampen neben der Tür brannten. Bontainer schnallte sich den Gurt mit der Dienstwaffe um und verließ den Raum. Er ging hinunter in die Kommandozentrale und blieb neben John Sanda stehen.
„Lüsker Linsensuppe versalzen, Kommandant, eh?" fragte Sanda in dem nasalen Tonfall des Loureners.
„Geimig warten, Erster", gab Vivier zurück. „Alles klar?"
Die Männer an den Pulten waren entspannt. Sie alle kannten Bontainer lange und gut genug, um genau zu wissen, daß er nur dann Schnelligkeit und Konzentration wünschte, wenn es unbedingt nötig war - dann allerdings ohne jede Einschränkung.
„Alles klar, Vivier", sagte John Sanda ruhig. Bis auf geringfügige Unterschiede, was Haarfarbe und Augenfarbe betraf, konnten die beiden Männer eineiige Zwillinge sein; hin und wieder nannte man sie die 'Space-Twins'."
Das Raumschiff stand ohne Fahrt genau auf den errechneten Positionen. Verschiedene Schnittpunktlinien trafen hier zusammen, hier, an einem Ort genau „über" dem Nordpol der Kleinen Magellanschen Wolke. Eine der charakteristischen Sonnen in der Mitte der kleinen Galaxis war zum angenommenen Pol der Sternkonzentration erklärt worden, und die Astrogatoren der Flotte richteten sich danach. Verschiedene Sterne der eigenen Milchstraße und die letzten Schiffe der Funk- und Materiebrücke zwischen den beiden Galaxien waren in dieses Bezugssystem mit hereingenommen worden. Das Schiff EX-8703 stand also im Leerraum, fiktiv auf der kurzen Achse über dem angenommenen Nordpolarstern der Kleinen Magellanschen Wolke.
„Es sieht so aus", sagte Bontainer. „Ich beginne langsam, etwas unruhig zu werden. Wir schreiben inzwischen den vierten Juli 2437, also warten wir den neunten Tag. Schiffszeit 11:35 Uhr. Warten wir also weiter."
Sanda drehte seinen Kontursessel und starrte hinauf auf die Panoramaschirme, die seinem Pult gegenüber lagen. Das Schiff stand nicht mit der Polschleuse zur KMW, sondern im rechten Winkel zur Polachse verlief die imaginäre Linie, die vom Nordpol ausging. Auf einer Seite der Schirmgalerie standen die Sterne der Wolke; kreisförmig angeordnet und wimmelten in ihrer Vielzahl.
„Dafür hätten Astronomen einige Jahrhunderte vor uns ein Auge hergegeben", murmelte Bontainer.
„Nur, um eine kleine Milchstraße so sehen zu können!"
„Du hast recht; wir haben es heute einfacher. Aber die Gefahren haben sich heute ebenfalls vergrößert. Mehr Sterne, mehr Möglichkeiten ... mehr Anfälligkeiten, mehr Kriege und Schlachten."- Bontainer schaltete den Interkom ein und setzte sich mit der Ortungszentrale in Verbindung.
„Und mehr Möglichkeiten, uns zu orten."
„Sir?" meldete sich einer der Techniker. Sein anderer Beruf war Mikrobiologe.
„Haben Sie Anzeichen von Schiffsbewegungen entdecken können? Immerhin besteht die dringende Gefahr, daß wir hier geortet werden können. Wir schweben förmlich auf dem Präsentierteller!"
„Keine Meldung, Oberst. Wir haben nichts gesehen, und unsere Fernortung läuft ununterbrochen und ist dreifach besetzt."
Bontainer lächelte kurz.
„Es freut mich, das zu hören. Schließlich können wir nicht gerade mit einer Flotte von Konusschiffen konkurrieren. Weitermachen - es gibt Linsensuppe!"
Der Ortungsfachmann lachte schallend auf.
„Wie eben durchgesagt wurde, hat man sowohl den Lourener als auch die Dosenöffnerkupplung gefunden. Die Wurstbeilage ist also gesichert."
„Hoffentlich hierdurch auch die Moral an Bord", sagte Bontainer und warf der Technikerin, die hinter dem Oberkörper
Weitere Kostenlose Bücher