0393 - Die Schwelle zum Nichts
die beiden Experimentalraumer und die Explorerschiffe gestartet.
Auch sie würden sich wieder mit anderen Schiffen an dem angegebenen Punkt treffen.
Langsam bewegte sich Bontainer. Er fühlte sich erschöpft und müde, förmlich ausgelaugt. Seitdem der Explorer das erste Signal des Flaggschiffes aufgefangen hatte, hatte Bontainer nicht länger als zusammengerechnet fünfzehn Stunden geschlafen.
Die Musik verebbte, und das Bandgerät schaltete sich automatisch ab.
„So!" brummte Bontainer. „Das wäre erledigt."
Er meinte den langen und schweren Einsatz seines Schiffes.
Er stand auf, reckte sich vorsichtig, als könne etwas zerbrechen und rieb dann die Augen. Schließlich taumelte er mehr, als er ging, in die Duschkabine, duschte sich lange und heiß, dann zog er sich langsam an, Dreißig Minuten später befand er sich in der Zentrale und legte ,John Sanda die Hand auf die Schulter.
„Ablösung, Bonnie?" fragte der Space-Twin.
Bontainer grinste.
„Meinetwegen, obwohl die Automatik das Schiff fliegt. Ich hatte eigentlich daran gedacht, mit dir zusammen jenes schwarzhaarige Mädchen zu besuchen und zuzusehen, wie du eingewickelt wirst.
Fühlst du dich dazu stark genug?"
John sprang elastisch aus dem Sessel hoch, blieb mit dem Fuß hängen und riß bei dem Versuch, sich zu halten, beinahe den Kommandanten um. Die Männer in der Zentrale begannen mit einem lauten Gelächter.
„Verdammt", knurrte Sanda. „Immer dann, wenn man beweisen will, wie gut man ist, fällt man aufs Gesicht."
„Das, mein Freund", verkündete Bontainer mit salomonischer Weisheit, „geht nicht nur dir so."
Er wandte sich an die anderen Männer.
„Wenn ihr euch einigen könnt, wer von euch hier Wache hält und uns bei der geringsten Störung holt, dann lade ich alle zu einem gewaltigen Essen unter Beimischung von garantiert echtem Schnaps ein.
Es soll kein Gelage werden, aber wenigstens wir sollten unsere Heldentaten feiern!"
„Einverstanden, Käptn!"
Es dauerte nicht lange, dann hatten sich zwei besonders nette Offiziere bereiterklärt, hier Dienst zu machen. Die Gruppe verließ unter Scherzen und entsprechenden Mitleidskundgebungen die Zentrale.
Die Messe wurde förmlich im Sturm genommen.
„Dana, Liebste, möchten Sie so unvergleichlich nett sein und mit uns feiern?" fragte John Sanda, der vor Müdigkeit kaum mehr aus den Augen sehen konnte.
Dana Norfolk konterte: „Ich bin nicht Ihre Liebste! Merken Sie sich das!"
Die Kollegen Sandas kommentierten die Antwort mit entsprechenden Bemerkungen und mit Gelächter.
„Noch nicht", murmelte Sanda laut. „Aber kommen Sie nur einmal nach Terrania City, nach Atlan Village! Dann werden Sie mir hoffnungslos verfallen!"
Dana Norfolk versorgte zuerst die neun Männer mit je einer Portion besten Kaffees, dann gab Bontainer die Alkoholflasche frei. Anschließend stellten die zehn Personen ein ausgedehntes Essen zusammen und rückten zwei Tische aneinander, was nicht ohne technische Schwierigkeiten vonstatten ging. Mitten unter dem Essen rief plötzlich Vivier: „Was sehe ich? Unseren strafverpfiichteten Freund!"
Neun Köpfe drehten sich herum.
Oomph Amber, der Lourener, kam mit einem glücklichen Gesichtsausdruck auf die Gesellschaft zu.
Bei ihm bedeutete ein glückliches Gesicht, daß der fast menschengroße Lourener auf seinem kugelförmigen, dreißig Zentimeter durchmessenden Kopf seine Unterlippe noch weiter vorstreckte und in eine Wellenlinie gelegt hatte.
Die Augen mit den senkrechten Schlitzpupillen waren groß und rund, und eine Art kindlichen Staunens lag in ihnen. Die durchscheinende Haut des Fremdrassigen, der zu Bontainers engsten Freunden zählte, ließ die pulsierenden Organe erkennen. Die verschiedenen Mannschaften einiger Schiffe, die mit Bontainer geflogen waren, mußten lange darüber nachdenken, um herauszufinden, aus welchem Grund Bontainer dieses Wesen mochte. Sein Anblick jedenfalls war eine Zumutung. Die Sprache, in der er verkehrte, übrigens ebenfalls.
„Küchendienstlichkeit gar nicht lüsker, Bonnie!" kreischte Amber.
Bontainer winkte und deutete auf einen freien Sessel.
„Komm her, setze dich neben mich. Warum ist der Küchendienst nicht lüsker?"
„Koch Scheusaligkeit!" stellte Oomph fest. Bontainer wand ihm das Salznäpfchen aus den Fingern; es war aus Glas und hatte einen runden, schimmernden Deckel mit vielen kleinen Löchern.
„Rolf, unser Chefkoch, soll ein Scheusal sein?" fragte Bontainer. „So kenne ich ihn gar nicht. Er ist
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