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0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

Titel: 0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Staatsfeind nur für eine Nacht
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das Verhör ab. Ich bat die Cops, die vier Gangster abzuführen.
    Phil und ich blieben mit Archie Long allein. Der Mann war in den letzten Stunden um Jahre gealtert. Die Augen lagen tief in den umschatteten Höhlen.
    »Und ich?«, fragte Archie Long zögernd.
    »Wir bleiben hier«, antwortete ich.
    »Warum?«
    »Um auf Crazy Bill zu warten. Wann wollte der Gangster zurückkommen?«, fragte Phil.
    Archie Long zuckte die Schultern.
    »Hast du immer noch Angst vor Bill Weaver?«, forschte ich.
    Der Makler nickte.
    »Also, wann wollte der Bursche zurückkommen?«, bohrte ich noch einmal.
    »Um 8 Uhr heute Morgen«, murmelte Archie Long.
    »Aber um die Zeit sind noch keine Banken geöffnet«, wandte Phil ein. »Wenn er also Geld brauchte, genügte es, gegen neun aufzukreuzen.«
    »No, Agent Decker. Wegen meiner Sekretärin. Deshalb kopimt er schon um sechs.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits halb fünf. Es lohnte nicht, eine Stunde zu schlafen. Ich trottete in das Sekretärinnen-Office, angelte Fertig-Pulverkaffee aus dem Schrank und setzte den Boiler in Tätigkeit. Denn die Wirkung des Mokkas, den ich im Devils Stamp getrunken hatte, war bereits wieder verflogen.
    Bill Weaver musste sich im Zuchthaus den Plan genau zurechtgelegt haben, jede Station. Er war geflohen, um abzurechnen.
    Zuerst mit Joanne Witby.
    Crazy Bill kannte sich in den Vermögensverhältnissen von James Garney aus. Deshalb versuchte er, ihn zu erpressen. Da Bill als Einzelgänger bekannt war, hielt ich die Drohung mit den Bomben für einen Bluff. Ein Mann allein wäre niemals in der Lage, die Bomben ungesehen in das Hotel einzuschmuggeln.
    Freilich bewegten sich meine Gedanken erst seit der Zeit in diese Richtung, seit ich wusste, wer der Erpresser war. Und nur Phils Aufmerksamkeit hatten wir es zu verdanken, den Erpresser zu kennen.
    Als Crazy Bill sah, dass er bei der Erpressung mit erheblichen Schwierigkeiten rechnen musste, verfiel er auf den dritten Trick und holte sich das Kleingeld bei Archie. Der Makler war sicher, dass Bill im Laufe der nächsten Stunde tatsächlich hier aufkreuzte, um ihn zur Bank zu begleiten.
    Das Kaffeewasser sprudelte in der Glaskuppel. Ich goss den Kaffee auf und trug die Kanne mit drei Tassen ins Office.
    »Und ich sage dir, dass ich in meinem nächsten Urlaub erst einmal einen achttägigen Dauerschlaf einlege«, sagte Phil und gähnte.
    Ich unterdrückte die Müdigkeit und goss Kaffee ein.
    Archie Long nippte an seiner Tasse. Sein Gesicht war kreidebleich.
    »Wenn Crazy Bill merkt, dass etwas nicht stimmt, bedenkt er mich mit der ersten Kugel«, wimmerte Archie Long.
    »Dazu wird er keine Gelegenheit haben, du kannst dich auf uns verlassen«, tröstete ihn Phil.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis 6 Uhr.
    ***
    Ich rollte den Teppich zusammen und wuchtete ihn an die alte Stelle zwischen Schreibtisch und Sessel. Hier hatten wir Archie Long entdeckt.
    Am Ende des Teppichs ragten die Schuhe heraus. Ich hatte mit Phil und Archie Long das Vorgehen abgesprochen. Mein Freund ging hinter dem Sideboard in Deckung, das in den Raum hineinragte.
    Die Waffensammlung, die sich auf dem niedrigen Schrank auftürmte, räumte ich beiseite.
    Dann verließ ich das Office und öffnete die Stahltür. Sie war nur angelehnt gewesen, als wir kamen. Auch die Tür zu Longs Office klinkte ich nicht ein.
    Es war wenige Minuten vor sechs, als ich mich hinter die Tür postierte. Ich hätte mich auch noch in den Schrank verkriechen können, doch ich befürchtete, dann nicht schnell genug in Aktion treten zu können.
    Ich hob meine rechte Hand in den Jackenausschnitt und umklammerte meinen Pistolenlauf. Die Berührung gab mir ein Gefühl der Sicherheit.
    Plötzlich erinnerte ich, mich, dass in Longs Office kein Licht brannte, als wir kamen. Ich schlich zum Schalter und drückte auf den Knopf. Vorher hatte ich einen Blick auf die Uhr geworfen. Es war kurz vor sechs.
    War das Spiel nicht zu gefährlich? Hätten wir nicht genauso gut im Flur auf Weaver lauern können?
    Es gab einige Gründe, die dagegen sprachen. Der Hausflur bot zu viele Fluchtmöglichkeiten. Und wir wollten nicht schießen. Außerdem waren wir überzeugt, dass Bill Weaver sich in Sicherheit wähnte, weil er den Makler gefesselt zurückgelassen hatte.
    »Alles okay, Phil?«, murmelte ich und tauchte meine rechte Hand in den Jackenausschnitt.
    Obgleich ich das Licht gelöscht hatte, drang von draußen durch die großen Fenster der Schein einer

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