0394 - Der knöcherne Tod
alles wissen…
»Warum haben Sie mich hier eingesperrt?« schrie Battista erbost. »Was soll dieser Unfug? Ich habe Ihnen nichts getan!«
Zamorra sah Gryf fragend an. »Wenn er wieder denkt, müßte sein Verhalten sich jetzt von dem im Lokal merklich unterscheiden, oder?«
Gryf nickte. »Ich denke, wir können es riskieren, ihn freizulassen. Vielleicht wird er dann zugänglicher.«
Er hob die Hände. Mit den Fingerspitzen berührte er die Stäbe. Etwas knisterte und zischte, Funken sprühten auf und verbreiteten sekundenlang einen grünlichen Schein. »Los, schnell«, sagte Gryf.
Zamorra faßte zu und zog den verwirrten Battista durch die Gitterstäbe hindurch. Ächzend ließ Gryf los.
»Konntest du es nicht noch umständlicher machen?« fragte Zamorra ihn verärgert. »Du verpulverst deine Kräfte. Du hättest ihn mit einem zeitlosen Sprung …«
Gryf schüttelte den Kopf. »Ich bin heute schon etwas zu oft gesprungen«, sagte er. »Das hat mich noch weit mehr Kraft gekostet. Ich brauche eine Erholungspause.«
»Nun gut.«
Battista starrte die Stäbe an. »Wie haben Sie das gemacht?« keuchte er.
»So«, sagte Gryf und trat ein paar Schritte zurück. Er hockte sich auf eine Mauerkante.
Sie befanden sich im Park hinter dem Palazzo Pitti. Hier gab es einige Mauern und unrestaurierte Statuen sowie ein hervorragend erhaltenes Steinrelief - erhalten, weil es in seiner Kaverne von massiven Eisengittern geschützt wurde. Und hinter genau diese Eisengitter hatte Gryf Battista ursprünglich verfrachtet.
Hier, am Ende des Parkes, waren sie ungestört. Um diese Uhrzeit befand sich ohnehin niemand mehr im Park. Es dämmerte bereits; in kurzer Zeit würde die Nacht hereingebrochen sein.
Battista sah den wenig auskunftsfreudigen Gryf an, als wolle er ihn erwürgen.
»Er ist so etwas ähnliches wie ein Hexer«, sagte Zamorra erklärend. »Er hat die Gitterstäbe für Sie durchlässig gemacht, signore. Ich denke, jetzt können wir uns in Ruhe über verschiedene Dinge unterhalten. Zum Beispiel darüber, wie Sie an mein Amulett gekommen sind.«
»Ihr - Amulett?« Battista war fassungslos.
»Na, ja, das Ding, das Sie da vor der Brust tragen.«
»Das soll - Ihr Amulett sein? Da lachen ja die Hühner!« knurrte Battista. Unwillkürlich umklammerte er die Silberscheibe mit der rechten Hand. »Es gehört mir.«
»Woher haben Sie es?«
»Das geht Sie doch überhaupt nichts an! Es gehört mir, basta.«
»Es wurde mir vor ein paar Tagen in London gestohlen«, sagte Zamorra. »Wie sind Sie daran gekommen?«
»Versuchen Sie nur nicht, es mir abzunehmen! Ich hetze Ihnen die Polizei auf den Hals! London, ha! Vor ein paar Tagen! Sie lügen schlecht, Fremder. Wie sollte es so schnell hierher gekommen sein, eh?«
»Ähnlich schnell, sie wir von der Kneipe hierher gekommen sind«, warf Gryf aus dem Hintergrund ein. »Es ist tatsächlich Professor Zamorras Amulett, Giovanni. Wie sind Sie daran gekommen?«
»Reden Sie«, drängte Zamorra.
Battista wich bis an das Gitter zurück. »Sie sind Banditen«, stieß er hervor. »Sie wollen es mir abnehmen, weil es wertvoll ist! Sie glauben wohl…«
»Aus dem kriegst du nichts raus, Alter«, sagte Gryf. »Du wirst ihm einen Scheck geben müssen, damit er es herausrückt. Es sei denn, du kannst es aktivieren… aber dazu mußt du es ja auch erst mal haben… Ich versuche in seinen Gedanken zü lesen. Er kann sich nicht erinnern, wie er an das Amulett gekommen ist. Vielleicht ist es ihm zugespielt worden, als er gerade mal wieder nicht dachte.«
Er hatte wieder englisch gesprochen, während der Rest der Unterhaltung sich zuletzt in fließendem Italienisch abgespielt hatte. Immerhin hatte Battista das Wort »Scheck« gehört. Das klingt in ziemlich jeder Sprache gleich…
»Sie - Sie wollen dafür bezahlen?«
»Das ist doch wohl lächerlich«, sagte Zamorra. »Für etwas bezahlen, das mir gehört! Signor Battista, wie wäre es, wenn Sie sich etwas kooperativer zeigten?«
Battista schnob verächtlich. »Sie können es haben, wenn Sie dafür bezahlen. Ich werde seinen Wert schätzen lassen. Dann…«
Er verstummte.
Zamorra sah, wie ein eigenartiger Ausdruck in Battistas Augen trat. Im nächsten Moment hörte er Gryf aufschreien: »Er hat wieder auf gehört zu denken!«
In dieser Sekunde griff Giovanni Battista an!
***
»Das ist der Mann«, sagte Sara Moon. Wieder war sie getarnt. Niemand konnte erkennen, mit wem er es bei der Person des ERHABENEN wirklich zu tun hatte.
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